Mallorcas Inselregierung wird seine Präsenz auf internationalen Tourismusmessen im kommenden Jahr deutlich zurückfahren. Das sagte der Präsident des Inselrates (Consell Insular), Llorenç Galmés, am Mittwoch im Rahmen einer Ratssitzung. 2025 werde die Inselregierung nur noch an elf Touristikmessen teilnehmen, was gegenüber 2019 einen Rückgang von 68 Prozent entspreche, zitierte die MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" den PP-Politiker.
Bereits in diesem Jahr, so Galmés, werde die Werbetrommel zurückgedreht. "Wir werden nicht, wie ursprünglich geplant, zu 29 Messen reisen, sondern nur zu 24", sagte der Inselratspräsident. Überdies würden in Zukunft auf den wichtigsten Messen der Welt nicht mehr Sonne und Strand in den Mittelpunkt gestellt werden. Damit wolle man auf die zunehmende Massifizierung im wichtigsten Wirtschaftszweig der Balearen, dem Tourismus, reagieren. "Mallorca hat kein Nachfrageproblem, daher macht es auch keinen Sinn, auf Messen um Urlauber zu buhlen", so Galmés.
Neben der Identitätskrise, die der Tourismus auf den Balearen gegenwärtig durchläuft, sprach Galmés unter anderem die Baupolitik an. Hier habe er sich insbesondere den Fortschrittspakt vorgeknöpft, der bis Sommer 2023 acht Jahre lang die Geschicke der Institution leitete, so das Lokalblatt. Den balearischen Sozialdemokraten (PSIB) und der Regionalpartei Més warf er vor, in "nur acht Jahren mehr als 3.000 Baugenehmigungen für ländliche Gebiete" ausgegeben zu haben.
Damit sei der ehemalige Fortschrittspakt für "48 Prozent aller Baugenehmigungen in den zurückliegenden 20 Jahren" verantwortlich, sagte Galmés. Er bezeichnete diese Vergabepraxis als "Attentat gegen die Insel". Weiter warf der amtierende Inselratspräsident seinen Vorgängern vor, seit "2017 schätzungsweise 90.000 Betten für Feriengäste" genehmigt und legalisiert zu haben. Allerdings habe Galmés vergessen darauf hinzuweisen, so stellte "Ultima Hora" fest, dass ein beachtlicher Teil dieser Betten bereits seit der Präsidentschaft des Konservativen José Ramón Bauzá (2011-2015) genutzt worden sei.
Nach dem Rundumschlag gegen den Fortschrittspakt ging Galmés zur Aktualität über. Erst tags zuvor, so der Präsident der Inselregierung, sei der Kauf des Seniorenheims der Ordensschwestern Hermanitas de los Pobres getätigt worden. In dem weiträumigen Gebäude in Palmas Calle General Riera soll nach Vorstellung des Inselrates schon bald ein Betreuungszentrum für ältere Menschen einziehen.
Im Zusammenhang mit nachhaltiger Mobilität verwies Galmés auf ein bereits gestartetes Radwanderweg-Projekt. Für die verbleibenden drei Jahre seiner Amtszeit versprach er "Ultima Hora" zufolge "etwa 20 neue Streckenabschnitte mit einer Gesamtlänge von 50 Kilometern". Derzeit im Bau befinde sich ein rund fünf Kilometer langer Abschnitt zwischen Binissalem und Inca", dessen Kosten Galmés auf knapp vier Millionen Euro beziffert habe.
Bei der Opposition stieß die Rede des Inselratspräsidenten auf einhellige Kritik. "Galmés hat sich pausenlos mit der Vorgängerregierung verglichen", zitierte das Lokalblatt die PSIB-Sprecherin Catalina Cladera. Andererseits habe diese konkrete Vorschläge vermisst, wie dem Massentourismus und dem Verkehrsproblem Einhalt geboten werden sollen.
Das Amt sei für Galmés "eine Nummer zu groß" befand Més-Sprecher Jaume Alzamor. Der Inselratspräsident habe einen Großteil seiner Rede damit verbracht, den Fortschrittspakt zu kritisieren, "um dann inhaltlich genau dort weiterzumachen, wo dieser aufgehört hat".