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Landesweiter Streik: Tierärzte warnen vor höherer Sterblichkeit bei Haustieren

Im Zentrum der Kritik steht eine neue Verordnung, die die Ausgabe von Antibiotika drastisch einschränkt. Die Veterinäre fordern vom Landwirtschaftsministerium eine längere Übergangszeit.

Viele Tierärzte auf Mallorca schließen am Mittwoch für zwei Stunden ihre Praxis. | UH

| | Palma, Mallorca |

Spaniens Tierärzte haben für diesen Mittwoch landesweite Proteste gegen ein neues Dekret angekündigt, das die Verschreibung und Abgabe von Antibiotika für Haustiere drastisch einschränkt. Die Berufsverbände, darunter die der Balearen, sehen die Gesundheit von Haustieren in Gefahr. Auch auf Mallorca und den Nachbarinseln müssen Besitzer von Haustieren laut MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" morgen mit zeitweisen Einschränkungen rechnen.

Der Konflikt hatte sich an einer wenige Wochen alten Verordnung des spanischen Landwirtschaftsministeriums entzündet, die Tierärzten die Medikamentenausgabe verbietet und ausschließlich Apotheken die Abgabe gestattet. „Uns droht eine Sterblichkeit von über zehn Prozent bei Haustieren", warnte am Dienstag Sebastià Rotger, der mallorquinische Präsident des nationalen Tierärzteverbandes.

Auf den Balearen formiert sich der Widerstand entschiedener als anderswo in Spanien. Eine Delegation von Tierärzten will nach Madrid reisen, um gegen das Dekret auf die Straße zu gehen. Andreu Oliver, Präsident des Verbands niedergelassener Tierärzte auf den Inseln, sagte gegenüber der Zeitung: „Wir kämpfen für eine Gesetzgebung, die unsere Arbeit wie in anderen europäischen Ländern ermöglicht."

Das umstrittene Dekret 666/2023 verpflichtet Tierärzte, jede Antibiotikavergabe dem Madrider Ministerium zu melden. Verstöße können mit Bußgeldern zwischen 60.000 und einer Million Euro geahndet werden. Als symbolträchtiges Beispiel führen die Veterinäre der Fall von Selva an, einer neunjährigen Hündin in Galizien, die nach einer Bissverletzung mutmaßlich aufgrund der neuen Regelungen nicht ausreichend behandelt werden konnte. Sie verstarb Mitte Februar an den Folgen einer Sepsis – erst vier Tage später traf in der behandelnden Praxis das bestellte Antibiotikum ein.

Die Unzufriedenheit der spanischen Veterinäre steckt jedoch tiefer. Somit sind die Proteste auch Teil einer breiteren Debatte um die Arbeitsbedingungen von Tierärzten. Die Berufsgruppe weist Statistiken zufolge die bundesweit höchste Suizidrate auf und sieht sich durch überbordende bürokratische Hürden zusätzlich belastet.

Der Tierärzteverband fordert von Madrid weitere Verhandlungen und eine Übergangsfrist. Nachdem sich die erste Arbeitsniederlegung am 11. Februar auf nur eine Stunde beschränkte, sollen es am Mittwoch zwei sein. "Es wäre ein wichtiges Zeichen der Solidarität mit den in Madrid Streikenden. Der Protestmarsch wird schätzungsweise zwei Stunden dauern", sagte Oliver gegenüber "Ultima Hora".

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