Wer dachte, der Hochsommer lässt sich noch Zeit, wird auf Mallorca gerade eines Besseren belehrt. Pünktlich zum Monatsbeginn zieht eine Hitzewelle über die Insel, die selbst langjährige Wetterbeobachter überrascht. Bereits am Samstag wurden in mehreren Orten Werte von über 30 Grad gemessen – nun warnt der spanische Wetterdienst Aemet vor Temperaturen von bis zu 35 Grad an diesem Sonntag. Für den Juni ist das nicht nur ungewöhnlich – es ist sehr viel heißer als in vergangenen Jahren.
Normalerweise bewegen sich die Temperaturen zu Monatsbeginn um die 25 Grad. In Binissalem und Llucmajor kletterte das Thermometer bereits auf 33 Grad, in Porreres, Sineu, Andratx oder an der Universität von Palma auf 32 Grad. Selbst in traditionell etwas kühleren Gegenden wie Artà, Port de Pollença oder Manacor wurden 30 Grad erreicht – und das bei leichter Bewölkung, kaum Wind und stehender Hitze in den Städten.
Frühsommer mit Hitzerekord
An diesem Sonntag soll (1.Juni) es laut Aemet noch heißer werden: „Wir erwarten extrem warme Werte“, sagt Jorge Rodríguez, der stellvertretende Sprecher der Wetterbehörde auf den Balearen. Die Luft sei trocken und stamme aus südlichen Breiten. Zwar spricht Aemet offiziell noch nicht von einer Hitzewelle – dafür müssten an mehreren Messstationen drei Tage in Folge 36 Grad erreicht werden –, aber für die Menschen auf der Insel ist das kaum ein Trost.
Denn während sich an den Küsten wenigstens eine Meeresbrise regt, staut sich die Wärme im Inselinneren. Besonders ältere Menschen, Kinder und Touristen ohne Klimaanlage dürften die plötzliche Hitze zu spüren bekommen. Viele Hausbesitzer hatten bisher noch nicht einmal ihre Ventilatoren aus dem Keller geholt – die Nebensaison sollte eigentlich milder verlaufen.
Klimawandel in Echtzeit
Der frühsommerliche Hitzeschub ist kein Einzelfall. Seit Jahren verzeichnet Aemet eine Tendenz zu früheren und intensiveren Temperaturspitzen. Der Klimawandel lässt grüßen – und das spürt man auf Mallorca besonders deutlich. Schon im vergangenen Jahr hatte die Insel mit ungewöhnlich heißen Frühjahrsmonaten zu kämpfen. Auch jetzt droht wieder ein langer, heißer Sommer, der Wasservorräte schrumpfen und Stromzähler rotieren lässt.
Was Urlauber freut, bringt für die Einheimischen neue Herausforderungen: höhere Gesundheitsrisiken, gestresste Stromnetze und eine Natur, die auf die lange Trockenheit mit Ernteausfällen reagieren könnte. Wer kann, bleibt zu Hause, zieht die Rollläden herunter – und fragt sich, wie oft der Frühsommer in Zukunft noch so heiß beginnen wird.