Ein Waldstück für eine großzügigere Baugenehmigung: Was zunächst wie ein plumper Bestechungsversuch klingt, bewegt die Stadtverwaltung von Palma de Mallorca derzeit zum Nachdenken. Eine privater Bauträger bietet der Landeshauptstadt die kostenlose Übertragung von 14.653 Quadratmetern Waldfläche in Cala Major an. Freilich nicht aus Altruismus. Im Gegenzug, so die MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora", erwartet das Unternehmen eine Lockerung der Bebauungspläne, die dem Unternehmen mehr Wohnungen als geplant ermöglichen würde.
Der Vorschlag betrifft zunächst ein Grundstück in Can Tàpera, auf dem die Stadt einen öffentlichen Parkplatz zu errichten gedenkt. Das Rathaus hatte bereits ein Enteignungsverfahren für eine Fläche von 3.600 Quadratmetern eingeleitet, stoppte dieses jedoch vor wenigen Wochen nach einem Eigentümerwechsel.
Das Bauunternehmen soll nun der Stadtverwaltung die kostenlose Übertragung des gesamten Areals vorgeschlagen haben. Und lieferte einen mehrstufigen Projektentwurf für dieses gleich mit. Dort könnten Spazierwege sowie Freizeit- und Erholungsorte entstehen, so die Idee eines renommierten Architektenbüros. Einen digitalen Rundgang durch den möglichen Park lieferte der Bauträger gleich mit.
Doch damit nicht genug der Schmeicheleien: Zusätzlich bietet das Unternehmen der Stadt ein 417 Quadratmeter großes Grundstück in der Carrer de Joan Miró an. Dort rottet derzeit einst herrschaftliches Haus vor sich, das nach Vorstellung des Bauinvestors für staatlich geförderten Wohnraum genutzt werden könnte.
Im Gegenzug wünscht sich das Bauunternehmen Änderungen bei den Bebauungsplänen für weitere Grundstück mit insgesamt 9.661 Quadratmetern. Auf einer der Parzellen in der Carrer de Miquel Codolá soll ein mehrstöckiges Parkhaus mit 150 Stellplätzen in Hanglage entstehen. Auf zwei zwei anderen Parzellen erhofft sich das Unternehmen durch eine Lockerung der Bebauungspläne 107 zusätzliche Wohnungen. Dem Unternehmen würden das höhere Gewinne bescheren, dem Viertel geschätzte 267 Einwohnern mehr.
Das Bauunternehmen argumentiert unter anderem mit einer weiteren Grünfläche in einem zunehmend "zugebauten Viertel". Ein neuer Platz an der Carrer de Joan Miró würde als „Verbindungsglied zum Meer" dienen. Überdies würde dadurch der Bebauungsdruck in dem ins Auge gefassten Bereich gelockert werden.
Beim Geld hört gewöhnlich so manche Freundschaft auf. So gehen die Zahlen bei der Bewertung der 3.600 Quadratmeter, die die sich Stadt für den Bau des Parkplatzes einverleiben möchte, weit auseinander. Während die öffentliche Hand rund 655.000 Euro Entschädigung bot, beziffern der Eigentümer den Wert auf knapp 3,3 Millionen Euro. Die Zeichen stehen somit auf zähe Verhandlungen.