Es ist die Geschichte von Hartnäckigkeit und Durchhaltevermögen, vielen Rückschlägen und Erfolgen, Aufbau und Pflege zahlreicher Beziehungen und vor allem eines starken Glaubens an die Sache. Nun geht Gründerin Gabriele Fritsch nach 25 Jahren Deutsche Schule Eurocampus in den Ruhestand.
Ein Viertel Jahrhundert ist es her, dass die zierliche Deutsche den Schulverein gründete, nachdem sie vor beinahe 30 Jahren schon einen deutschen Kindergarten ins Leben gerufen hatte. Der Antrieb der Diplom-Erzieherin waren immer die Kinder – erst die eigenen, die durch die Schließung eines Kindergartens in Binissalem plötzlich keine Betreuung mehr hatten – später ging es um alle Kinder, deren Eltern eine deutschsprachige Ausbildung auf Mallorca suchten.
Dabei spielte der Franziskaner-Orden auf dem Gelände des Klosters „La Porciúncula” in Arenal von Anfang an eine wichtige Rolle. Schon der 1993 gegründete Kindergarten kann dort die ersten Räume nutzen. Es sollten dann aber noch sieben Jahre vergehen, bis im Jahre 2000 zusammen mit ersten Eltern der Schulverein gegründet wird.
Alles begann mit 19 Schülern
Der erste Schulbetrieb startet im Herbst 2002 mit 19 Schülern in den Klassen 1 bis 4. Es ist von Anfang an eine deutsche Auslandsschule, die sich ausschließlich aus den Schulgeldbeiträgen der Eltern finanziert und sich zunächst nach den Lehrplänen des deutschen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen richtet. Zahlreiche ähnliche Projekte entstehen in diesen Jahren auf Mallorca, doch Gabriele Fritsch denkt weiter als viele andere.
Die Schule wächst, die Klassen steigen. Schon ein Jahr nach dem Start, im Schuljahr 2003/2004, wird der Platz in „La Porciúncula” zu knapp und die Schule zieht um in die Räume der skandinavischen Schule in Palmas Terreno-Viertel. Der heutige Name „Eurocampus” stammt aus dieser Zeit, denn es gibt zwischenzeitlich Pläne, mit der schwedischen und der französischen Schule zu kooperieren. Diese Idee gestaltet sich aber zu kompliziert. Hingegen bleibt der Name „Eurocampus”.
Mit den Jahren wird die Schule größer, und damit auch die Anzahl der Eltern, die dem Schulverein angehören. Ulla Müller-Breitkreuz ist eine von ihnen, ihre Tochter Julia besuchte den Eurocampus vom Kindergarten im Jahre 2009 bis zum Abitur 2022. Das Motiv der deutschen Steuerberaterin, ihre Tochter auf eine deutschsprachige Schule zu schicken, war einleuchtend: „Wir haben damals zu Hause wegen Julias spanischem Vater nur Spanisch gesprochen. Für mich war es wichtig, dass Julia mit ihrer zweiten Muttersprache so aufwächst, dass sie später auch ohne Probleme eine Ausbildung in Deutschland absolvieren kann.”
Die kreativen Lehrmethoden und der aus Deutschland vorgegebene Lehrplan taten ihr Übriges. Der Eurocampus folgt dem Curriculum aller deutschen Auslandsschulen in Spanien. „Das Balearische Kultusministerium, die ,Consellería de Educación’ achtet zudem darauf, dass auch eine bestimmte Stundenanzahl in Spanisch und Katalanisch unterrichtet werden. Das fanden wir ideal”, ergänzt Müller-Breitkreuz. Natürlich habe es unter den Kindern auch viel Fluktuation gegeben, wenn Familien kamen und nach wenigen Jahren wieder nach Deutschland zogen. „Freundschaften endeten dann, aber es entstanden auch neue durch Zugänge in den oberen Klassen.”
Viele Jahre war Müller-Breitkreuz auch Mitglied im Vorstand des Schulvereins, und weiß, wie wichtig die Mitarbeit der Eltern bei einem solchen Projekt ist. „Unsere Schülerzahlen wuchsen ja von Jahr zu Jahr, die Organisationsarbeit wurde immer umfangreicher und es war für Gabriele Fritsch oft nicht einfach, alles unter Dach und Fach zu bringen.” Es habe auch immer wieder Eltern gegeben, die das ganze Projekt einfach als zu selbstverständlich hingenommen hätten. „Wir konnten besonders in den ersten Jahren nicht einfach Schulgeld zahlen und verlangen, dass dafür alles wie am Schnürchen klappt. Ein erfolgreiches Schulprojekt ist harte Arbeit, bei dem alle an einem Strang ziehen müssen.” Hinzu sei der ewige Kampf mit den Behörden gekommen, sowohl in Deutschland als auch in Spanien. „Alle betrachteten uns argwöhnisch, zu viele andere Schulprojekte waren hier schon gestartet und wieder gescheitert”, erinnert sich Müller-Breitkreuz.
Ein zentraler Stützpfeiler der Schule sei immer Rafael gewesen, der französische Ehemann der Schulgründerin. „Rafa macht hier bis heute eigentlich vier Jobs in einem”, sagt Ulla Müller-Breitkreuz. Er kümmere sich um alle Finanzen und die Buchhaltung, um das gesamte Sicherheitskonzept der Schule, sei die kommunikative Brücke zu den Franziskanern und den mallorquinischen Behörden und jederzeit Ansprechpartner für die Schüler. Ihn zu ersetzen werde wirklich schwierig werden, er habe seiner Frau stets viel Arbeit abgenommen.
2007/2008 schon 85 Schüler
Gabriele Fritsch kämpft derweil an einer Front, die immer dringlicher wird. Im Schuljahr 2007/2008 zählt der Eurocampus schon 85 Schüler in neun Klassen, die ersten Abschlüsse der mittleren Reife stehen vor der Tür. Die Kultusministerkonferenz (KMK) in Deutschland beobachtet das Projekt auf Geheiß der Gründerin seit Jahren, zögert aber noch immer, eine offizielle Anerkennung der Abschlüsse am Eurocampus zu genehmigen.
Im Schuljahr 2008/2009 ist es dann endlich soweit. Die Kulturministerkonferenz Deutschlands erteilt am 10. Dezember 2008 die Erlaubnis zur Abnahme des Realschulabschlusses sowie für die Gymnasiasten den „Einstieg in die Qualifikationsphase” auf Mallorca durch Prüfungsbeauftragte der Deutschen Schule Barcelona. Die Kooperation mit der anerkannten deutschen Auslandsschule Barcelona ermöglicht von nun an den erfolgreichen Fortgang der Schule auf Mallorca.
Nagelneues Schullabor im Jahr 2009
Das ist mittlerweile auch bei anderen Auslands-Behörden in Deutschland angekommen, denn schon im nächsten Jahr – 2009 – erhält der Eurocampus eine große Fördersumme vom Bundesverwaltungsamt zu Einrichtung eines naturwissenschaftlichen Multifunktionslabors, zu der Zeit das modernste Schullabor in Spanien. Hilfreicher Mittler zu deutschen Behörden ist in dieser Zeit der deutsche Konsul Wolfgang Wiesner, der sich wie seine Vorgänger und Nachfolger engagiert für das deutsche Schulprojekt einsetzt.
Im folgenden Jahr 2010 kann die Schule dann ihr 10-jähriges Bestehen feiern, und hat sich mittlerweile auch wieder von dem massiven Rückgang der Schülerzahlen während der Wirtschaftskrise 2008/2009 erholt.
2015 legen die ersten beiden Abiturientinnen ihre Prüfungen an der Deutschen Schule in Barcelona ab. Sie werden zu zweit zwei Jahre lang auf die Reifeprüfung vorbereitet – ein Privileg, von dem deutsche Schüler in Deutschland nur träumen können. Inzwischen ist die Gruppe der Abiturienten auf 13 gestiegen.
Und die Schule kehrt aus Platzgründen 2016 wieder in das Gebäude der „La Porciúncula” in Arenal zurück. Elf Klassenzimmer, ein Lehrerzimmer, ein Speisesaal, ein großer Pausenhof sowie Sportanlagen und Schwimmbad der benachbarten spanischen Schule stehen den Schülern und Lehrern des Eurocampus nun zur Verfügung. 2020 wird hier das 20-jährige Jubiläum gefeiert. 240 Schüler und 27 Lehrer zählt die Schule heute, und die Reise geht weiter.