Von außen betrachtet wirkt der malerische Hafen von Sóller wie ein Postkartenmotiv: sanft schaukelnde Boote, gut gelaunte Touristen mit Eis in der Hand, mediterrane Idylle. Doch hinter dieser friedlichen Kulisse tobt ein stiller Kampf – gegen jene, die genau diese entspannte Urlaubsstimmung ausnutzen, um mit schnellen Händen Kassen zu machen: Taschendiebe.
Die Lokalpolizei hat nun die Reißleine gezogen. Mit einer Kampagne stichprobenartiger Verkehrskontrollen will man den professionellen Dieben das Handwerk legen. Nicht nur Touristen sollen sich dadurch sicherer fühlen – auch das Image Sóllers steht auf dem Spiel. Denn was ist ein Urlaubsparadies wert, wenn man ständig auf die eigene Tasche achten muss?
Die neue Taktik: Präsenz zeigen, beobachten, auf Verdacht handeln. Verdächtige Fahrzeuge werden notiert, mutmaßliche Mitglieder organisierter Banden überprüft. Eine notwendige Maßnahme, sagen viele Einheimische, die den Alltag in der Hochsaison nur zu gut kennen.
Immer häufiger Banden unterwegs
Das Thema Taschendiebstahl ist im Orangental noch recht neu. In der vergangenen Saison wurden immer häufiger Verluste von Wertsachen gemeldet. Seit 2024 machen nun auch Plakate in Sóller und Port de Sóller auf die kriminellen Machenschaften aufmerksam und sollen so Urlauber und Einheimische warnen – denn auch die Ortsansässigen wurden bereits Opfer von Taschendiebstählen.
Der Taschendiebstahl ist ein „Geschäftsmodell”, das sich immer wieder neu erfindet – mobil, anpassungsfähig, unauffällig. Solange es Ströme ahnungsloser Urlauber gibt, wird es auch jene geben, die sich daran bereichern wollen. Deshalb ist die Polizeiaktion ein Schritt in die richtige Richtung – aber eben nur ein erster.
Was es langfristig braucht, ist ein Zusammenspiel aller: Polizei, Gewerbetreibende und Bevölkerung. Wachsamkeit ohne Hysterie. Aufmerksamkeit statt Angst. Und vielleicht ein bisschen weniger Naivität – auch während des Urlaubs im scheinbaren Paradies.
Die Autorin ist seit 2017 Residentin in Sóller und arbeitet als Yoga-Lehrerin