Seit diesem Mittwoch sind die mit Spannung erwarteten Memoiren des früheren spanischen Königs Juan Carlos I. im Handel erhältlich. Das 466 Seiten starke Werk trägt den vielsagenden Titel Reconciliación (Versöhnung) und wurde gemeinsam mit der Autorin Laurence Debray verfasst. Mallorca nimmt in den Erinnerungen einen nicht unbedeutenden Raum ein. Für den Altkönig war die Insel offenbar weit mehr als nur ein Urlaubsdomizil.
Juan Carlos schildert detailliert, wie er die Insel ab den 1960er Jahren zu einem internationalen Treffpunkt für Staatsoberhäupter und Würdenträger etabliert habe. "Wenn ich ausländische Würdenträger im Marivent-Palast empfing, nahm ich sie zum Segeln mit: Bush senior, Clinton, Gorbatschow, Königin Elizabeth II., König Baudouin von Belgien, Hussein von Jordanien... Die Liste ist lang", zitiert die MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" aus dem Buch. Dies habe nicht unwesentlich dazu beigetragen, Palma zu einem mondänen Reiseziel zu machen.
Seine erste Begegnung mit Mallorca datiert der Monarch auf das Jahr 1969, als er an einer Regatta teilnahm. Das Potenzial der Insel habe er "sofort erkannt". Ab 1974 bezog die königliche Familie in den Sommerferien den Marivent-Palast, ein in den 1920er Jahren vom griechischen Architekten Juan de Saridakis erbautes Anwesen zwischen Palma und der Cala Major. Für Juan Carlos erwies sich der Palast als "idealer Ort" für Staatsempfänge.
Ausführlich geht der Altkönig auf den Besuch des heutigen britischen Königs Charles III. und Prinzessin Diana ein. Während er Charles' scharfsinnigen, britischen Humor schätze, sei das Verhältnis zu Lady Di weniger harmonisch gewesen. "Sobald wir die Fortuna (Die Yacht von Juan Carlos I., Anm. d. Red.) erreichten, lief sie in eine Kabine, um sich umzuziehen und im Badeanzug vor den Fotografen zu erscheinen. Ihr ging es nur ihr Image, sie sprach nicht viel", erinnert sich Juan Carlos.
Für seine Ehefrau Sofía habe Mallorca eine "besondere Bedeutung" gehabt. Nach dem Militärputsch 1967 sei der griechischen Königsfamilie – Sofía ist die Schwester des damaligen Königs Konstantin II. – ihr gesamtes Eigentum entzogen worden. Die Sommeraufenthalte in Palma brachten Sofía "die vertrauten mediterranen Landschaften ihrer Heimat zurück".
Doch auf Mallorca war nicht alles eitel Sonnenschein: 1977 entschärften Sicherheitskräfte eine Bombe in Palma. 1995 versuchte es die baskische Terrororganisation ETA erneut und bezog ein Versteck im Hafen, in Reichweite der Fortuna „"Sie wagten es nicht abzudrücken, weil sie keinen Fluchtplan hatten und nicht wussten, wie sie nach einem Attentat von der Insel entkommen sollten", so Juan Carlos.
Nach seiner freiwilligen Abdankung 2014 kehrte der Altkönig nur einmal nach Mallorca zurück – 2018 auf Bitten des Königshauses, um die Einheit der königlichen Familie zu demonstrieren. Der Besuch endete nach Ansicht von Juan Carlos I. in "einem Desaster": Der vor aller Augen ausgetragene Streit zwischen Königin Letizia und Sofía vor der Kathedrale ging um die Welt. Seither meide er die Insel, um seinem Sohn Felipe VI. "nicht zur Last zu fallen". Stattdessen bevorzuge er nun bei Spanienbesuchen den Norden des Landes, insbesondere Sanxenxo, wo er bei seinem Freund Pedro Campos residiere.
Die Förderung Mallorcas sieht Juan Carlos nun als Aufgabe seines Sohnes: "Jetzt ist es an meinem Sohn, die Insel weiter ins rechte Licht zur rücken, indem er Staatsoberhäupter empfängt und an der Segelregatta, der Copa del Rey, teilnimmt." Seine Ehefrau Sofía verbringe dort nach wie vor jeden Sommer – wie gewohnt diskret und zurückgezogen.