Mallorca Magazin: Herr Neukom, was steht zum Schweizer Nationalfeiertag auf dem Programm eines Konsuls?
Christian Neukom: Ich nehme an den Feierlichkeiten beider Schweizerclubs teil. Eine fand ja bereits am 31. Juli und die andere steigt am 1. August. Auch Generalkonsul Bruno Ryff aus Barcelona wird zugegen sein. Diese Feiern sind immer eine schöne Gelegenheit, um mal wieder Kontakte zu pflegen und gleichzeitig eine praktische Informationsplattform zum Austausch mit dem Generalkonsulat. Bei den Feierlichkeiten wird die Schweizer Nationalhymne gesungen und eventuell sogar zu Live-Musik getanzt.
Mallorca Magazin: Was treibt die Schweizer auf Mallorca eigentlich am meisten um?
Christian Neukom: Oh, das sind ganz vielseitige Themen (lacht). Besonders aktuell sind immer Fragen rund um das Thema Rente, da viele Schweizer den Ruhestand auf der Insel genießen. Ferner gibt es immer viele Fragen zum Thema Klima und Wetter oder zu den zahlreichen Sportmöglichkeiten, also beispielsweise, wo man am besten Golfen oder Radfahren kann. Und dann geht es natürlich darum, Kontakt zur einheimischen Bevölkerung zu pflegen.
Mallorca Magazin: Die beiden Schweizerclubs auf der Insel feiern manchmal getrennt. Mal ganz ehrlich, Welsch- und Deutschschweizer, das klappt nicht so richtig, oder? Wie tief ist der "Röstigraben" wirklich?
Christian Neukom: Den "Röstigraben" gibt es bei uns auf Mallorca nicht. Eigenartig und kurios ist der Ausdruck trotzdem. Er hat es immerhin bis in die Wikipedia-Enzyklopädie geschafft. Bei dem Begriff geht es aber vielmehr um politische Unterschiede als um gesellschaftliche. Er spiegelte damals wie heute den Unterschied im Abstimmungsverhalten zwischen den "Romands" und den Deutschschweizern wider. Auf Mallorca stimmen wir nur über das gemeinschaftliche Restaurant ab und da verhinderte einfach nur die Sprachbarriere eine einstimmige Koordination der Veranstaltungen.
Mallorca Magazin: Der Albtraum Brexit ist wahr geworden - warum scheinen Schweizer bei Volksabstimmungen so vernünftig, während EU-Bürger offenbar immer Protest wählen.
Christian Neukom: Auch bei Schweizer Volksabstimmungen kann es zu Überraschungen kommen, denn selbst in der Schweiz kann die Netzglobalisierung zu einem nicht voraussehbaren Abstimmungsverhalten führen. Die vom Volk angenommene Einwanderungsinitiative hat es im Zusammenhang mit dem Brexit kompliziert gemacht. Der Verhandlungsspielraum wurde dadurch eingeschränkt.
Mallorca Magazin: Terror, Euro-Krise, Aufstieg der Populisten - wie froh ist man als Schweizer, dass das eigene Land nicht zur EU gehört?
Christian Neukom: Vor diesen unberechenbaren und willkürlichen Terrorattacken ist leider kein Land sicher. Da spielt es kaum mehr eine Rolle, ob man nun Grenzen hat oder politisch neutral ist. Die Euro-Krise spürt die Schweiz auch am eigenen Leib. Durch die Unsicherheit hat der Franken stark an Wert gewonnen, der Export - Tourismus inklusive - muss sich deshalb immer wieder neu anpassen und ausrichten. Und was die Populisten angeht: In der Schweiz kennen wir vielmehr einen positiven Populismus, also eben gerade nicht die Ablehnung von Institutionen und Andersdenkenden. Unser Föderalismus mit seinem Initiativ- und Referendumsrecht bietet jedem einzelnen Bürger die Freiheit, einen "vernünftigen Populismus" auszuüben.
Mit Christian Neukom sprach MM-Redakteur Patrick Czelinski.
S T I C H W O R T : Nationalfeiertag.
Am 1. August gedenken die Schweizer des Abschlusses des Bundesbriefs im Jahr 1291, eines Verteidigungsabkommens ("Rütlischwur") der drei Urkantone Uri, Schwyz und Unterwalden gegen die Habsburger. Der Tag wird seit 1891 in der gesamten Schweiz gefeiert und ist gesetzlicher Feiertag.
Der 1. August als Datum des Rütlischwurs ist jedoch historisch nicht belegt. Im Bundesbrief heißt es "im Jahre des Herrn 1291 zu Anfang des Monats August".