Auch auf Mallorca wird Michail Gorbatschow gedacht. Der frühere sowjetische Präsident und russische Friedensnobelpreisträger, der am Dienstag im Alter von 91 Jahren gestorben ist, hat die Sonneninsel mindestens zweimal besucht. Im August 1992, als „Gorbi“ schon nicht mehr Präsident der UdSSR war, logierten er und seine Frau Raissa im Hotel Son Vida in Palma und wurden darüber hinaus vom spanischen Königspaar Juan Carlos und Sofía in deren Sommerresidenz im Marivent-Palast empfangen. Bei seinem letzten Besuch im Jahr 2000 hielt sich Gorbatschow im Hotel Formentor auf und war dort unter anderem in Badehose am Strand zu sehen.
Der Mann, der die Perestroika in Gang setzte, kam in Begleitung seiner Tochter Irina und seiner jüngsten Enkelin Anastasia nach Mallorca. Es war eine Reise, auf der er es genoss, "wie ein Seehund in der Sonne zu liegen“, wie er vor Journalisten sagte. Auch das Mallorca Magazin veröffentlichte damals einen Bericht darüber.
Michail Gorbatschow, der bei seinem zweiten Mallorca-Besuch Vorsitzender der nach ihm benannten Stiftung war, erhielt damals zahlreiche Ferienangebote: "Yacht Nummer eins, Yacht Nummer zwei ... nichts", scherzte er. Nichts davon nahm er an. Vielmehr wollte er zu jenen Orten "pilgern", an denen er mit seiner Frau glücklich gewesen war. Sie war ein Jahr zuvor nach schwerer Krankheit gestorben.
Während seines Aufenthalts auf Mallorca hatte Gorbatschow auch ein Treffen mit dem damaligen Präsidenten der Balearen-Regierung, Francesc Antich, mit dem er spontan eine Ausstellung in der Lonja besuchte. Antich und der damalige Finanzminister der Inseln, Joan Mesquida, besahen sich gemeinsam die Werke des Malers Joan Bennàssar. Die zahlreichen Touristen, an denen Gorbatschow vorbeikam, waren erstaunt, den Mann, der einst zu den mächtigsten Männern der Welt gehörte, persönlich zu sehen. Der Ex-Politiker zeigte sich bester Laune, interessierte sich für den Maler, und Antich erklärte ihm, dass Mallorca ein bekannter Zufluchtsort für Künstler sei, die von der Landschaft und dem besonderen mediterranen Licht fasziniert seien.
Während eines längeren Gesprächs mit Antich im Beisein von Journalisten zeigte sich Gorbatschow überrascht über die zahlreichen Bauarbeiten, die er in den vergangenen Tagen gesehen hatte. Joan Mesquida schilderte ihm daraufhin, dass jedes Jahr rund elf Millionen Touristen Mallorca besuchen würden und dass sie sich über die übermäßige Bautätigkeit zu beschweren beginnen würden.
Der ehemalige sowjetische Präsident sagte den Journalisten, Antich habe ihm die Einführung der neuen Touristensteuer Ecotasa erklärt. Gorbatschow nannte die Ökosteuer eine gute Idee, fügte aber scherzend an, er habe leicht reden, da er in seinem Leben schon so viele wichtige Entscheidungen haben treffen müssen. "Aber ich möchte hier keine Lektionen darüber erteilen, wie die Dinge zu tun sind", betonte er, ganz Gentleman.