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Verkehrskollaps und Menschenmassen: Wer hat Schuld an der Massifizierung?

Im Sommer war es auf Mallorca in diesem Jahr besonders voll – auch an dem beliebten Aussichtspunkt beim Lochfelsen Sa Foradada. | Ultima Hora

| Serra de Tramuntana, Mallorca |

Die beiden Juniorpartner in der Balearen-Regierung, die linksregionalistische Ökopartei Més und das Linksbündnis Podemos, wollen die Urlauberabgabe Ecotasa während der Sommersaison im kommenden Jahr erhöhen. Die verantwortlichen Gremien beider Parteien haben intern bereits entsprechende Beschlüsse gefasst. Die Forderung soll in Kürze Ministerpräsidentin Francina Armengol und ihrer Sozialistischen Partei (PSOE) vorgetragen und nach Wünschen von Podemos und Més im Haushalt von 2023 festgeschrieben werden.

Beide Kleinparteien hatten bereits in den vergangenen drei Jahren mit einem entsprechenden Plan geliebäugelt, diesen wegen der Corona-Pandemie aber verworfen. Vor dem Hintergrund der nun abgelaufenen Rekordsaison sei es aber an der Zeit, ihm wieder Nachdruck zu verleihen, so ein Podemos-Sprecher. Besonders ausgereift aber sind die Vorschläge noch nicht. Sie reichen von einer generellen Erhöhung aller seit 2018 geltenden Sätze bis zu einer Anhebung lediglich des Spitzensatzes (Fünf Sterne und vier Sterne superior) von vier auf sechs Euro pro Gast und Übernachtung.

Més und Podemos sehen in einer möglichen Erhöhung der Kurtaxe ein Zeichen an die Bürger, die sich ihrer Meinung nach in diesem Sommer „von Urlauber überrannt gefühlt haben.” Die Massifizierung Mallorcas sei nur durch höhere Preise aufzuhalten. Auch müsse darüber nachgedacht werden, die Mittel aus der Abgabe nicht mehr nur für Nachhaltigkeitsprojekte zur Verfügung zu stellen, sondern die Steuer als „normalen” Beitrag zum Balearen-Haushalt zu betrachten. In den vergangenen drei Jahren war diese Regelung bereits gelockert worden, um die finanziellen Folgen der Pandemie abzufedern. Ab sofort jedoch sollte die Kurtaxe wieder ihrem ursprünglichen Zweck – der Finanzierung von Nachhaltigkeitsvorhaben – zugeführt werden. Gegenwind für diese Pläne kommt aus der Hotelbranche, die sich klar gegen eine Erhöhung der Touristensteuer ausspricht. Vom Hotelverband Fehm verlautet es, solche Maßnahmen dienten nur dazu, die „Unfähigkeit der Regierung, Urlauberströme besser zu leiten, zu kaschieren.” Auch die Tatsache, dass einige Parlamentarier die Kurtaxe nun von ihrem ursprünglichen Zweck der Finanzierung von Öko-Projekten lösen wollen, sei „ein Armutszeugnis”.

Auch die konservative Opposition ist empört. Ihr Sprecher Antoni Costa sagte: „Nur weil es diesen Sommer voll wird, bedeutet das nicht, dass es auch im kommenden Jahr so sein wird. Man kann so etwas vor dem Hintergrund der wachsenden Unsicherheit durch den Ukraine-Krieg und die Energiekrise nicht einfach als gegeben voraussetzen.”

Das Thema hat auch zu einem Streit zwischen den Hoteliers und Vertretern des Verbands der Ferienvermieter geführt. Im Vorfeld dessen hatten die Hoteliers beklagt, dass die Bettenzahl in ihren Herbergen in den vergangenen Jahren lediglich um gut 20.000 gestiegen sei, während es im Bereich der privaten Ferienvermietung rund 80.000 Betten waren. „Das stimmt nicht, unser Sektor ist gar nicht so stark gewachsen, wir sind es leid, immer wieder solche verleumderischen Aussagen über uns zu hören”, zitiert die MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora” Maria Gibert, Chefin des Verbands HABTUR. Auch die Ferienvermieter rechnen wegen der unsicheren Weltlage und der hohen Preise im kommenden Jahr mit weniger Urlaubern und bezeichnen eine Erhöhung der Kurtaxe, um der Massifizierung entgegenzuwirken, deshalb als unangebracht.

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