Das Foto seines Sohnes hat Taxifahrer Juan Antonio González Fernández in seinem Ford immer dabei. Juan Antonio Junior, genannt Juanan, spielt seit einem Jahr beim Bundesligisten Fortuna Düsseldorf.
Daran ist Juanan Senior nicht ganz unschuldig. Im Sommer 2011 stand bei seinem Sohn eigentlich eine Vertragsverlängerung in der zweiten Mannschaft von Real Madrid an. Der Hauptstadtklub wollte den 1,92 Meter großen Linksfuß längerfristig binden, es lagen auch Angebote aus der Türkei und Griechenland auf dem Tisch.
"Juanan war gerade auf einer Reise durch China, wir mussten aber schnell eine Entscheidung treffen. Ich sagte ihm: Geh nach Deutschland", erinnert sich Juan Antonio Senior.
Der Junior hat seine Entscheidung bislang nicht bereut. "Bereits nach einem halben Jahr wurde mein Zweijahresvertrag vorzeitig um zwei Jahre bis 2015 verlängert", erzählt er MM am Telefon. In der zweiten Liga schoss der Defensivspieler in seiner ersten Saison in 24 Spielen zwei Tore.
Dass der Start in die Bundesliga sportlich zwar gelungen ist - Fortuna liegt nach zwei Spieltagen auf Platz fünf - Juanan aber erst einen Kurzeinsatz hatte, wurmt den ehrgeizigen Verteidiger. Das sagt zumindest sein Vater, er selbst bleibt diplomatisch. "Ich bleibe geduldig, muss mich über das Training anbieten", meint er.
Derzeit spielt Kapitän Jens Langeneke auf seiner Position. Der ist jedoch schon 35 Jahre alt und hat einen Vertrag bis 2013 - zwei Fakten, die für den 25 Jahre alten Juanan sprechen. Im Testspiel vor wenigen Tagen gegen Leverkusen (1:3) spielte er sogar neben dem Kapitän.
Gelernt hat Juanan das Fußballspielen in Palmas Vorort Es Rafal Nou. "Ich wollte von Anfang an Fußballer werden", erinnert er sich. Juanan durchlief auf der Insel auch die Jugendabteilung von Real Mallorca, wurde mit der Balearenauswahl spanischer Jugendmeister. Deportivo La Coruña wurde auf ihn aufmerksam, lotste ihn nach Galicien.
Wenn Juan Antonio Senior von seinem Sohn spricht, schwärmt er vor allem von dessen Schnelligkeit. "In seiner Zeit bei La Coruña hat er 200 Euro gegen jeden gewettet, der ihn beim Sprint schlägt. Keiner hat es geschafft."
Als Schwäche seines Sohnes fällt ihm nur eine ein: Die übergroße Bescheidenheit. "Er drängt sich nicht in den Vordergrund."
Bei den Fortuna-Fans steht der Schlacks aus Palma vielleicht gerade deswegen hoch im Kurs. "Die erkennen ihn auf der Straße, wollen ein Foto mit ihm", sagt der Vater, der ihn zweimal besucht hat.
Juanan hat sich gut in Düsseldorf eingelebt, mittlerweile wohnt Freundin Azahara bei ihm. Die Mallorquinerin hatte er beim letzten Weihnachtsurlaub kennengelernt. Dazu hat er eine kleine spanische Clique aufgebaut, mit Álvaro Dominguez von Borussia Mönchengladbach und Daniel Carvajal von Bayer Leverkusen. Auch der Ex-Schalker Kultkicker Raúl gehörte zu seinem Freundeskreis. "Seine Zwillinge spielten in der Jugend von Fortuna Düsseldorf", erzählt er.
Trotz seines spanischen Umfeldes könne er sich aber gut auf Deutsch durchschlagen. "Man versteht mich", sagt er. Was das Beste an der Bundesliga ist, da muss Juanan nicht lange überlegen: "Die Fans." So eine Begeisterung gebe es nicht in Spanien.
Was auch nicht zu verachten sei, sind sich Vater und Sohn einig: Die Gehälter kommen pünktlich und so wie man sie vereinbart hat. "Viele spanische Vereine sind pleite und machen weiter. In Deutschland würden sie zwangsabsteigen", sagt der Junior.
"In Spanien weißt du nie genau, was am Ende auf dem Konto ist", sagt der Senior. Er ist mit der Situation seines Sohnes zufrieden. Das Foto soll noch lange im Taxi mitfahren und sein "Sky"-Fernseh-Abo für die Bundesliga wird er so schnell auch nicht kündigen.