"Es ist einfach super hier. Alles sehr professionell." Die 13-jährige Emma Stauber aus Essen lebt seit September vergangenen Jahres ihren Traum. Der Teeny verbringt ein Jahr in der neugegründeten Rafa-Nadal-Tennis-Academy in Manacor.
Der Tagesablauf ist straff durchgetaktet. Frühstück, fünfeinhalb Stunden Schule, dann 30 Minuten Pause und es geht zum Sport. Drei Stunden Tennis, eine Stunde Fitness- und Konditionstraining. "Auch eine Mentaltrainerin ist immer dabei", verrät Emma im Gespräch mit MM.
Tennis spielt Emma schon seit sie sieben ist. Das Mädchen ist Mitglied im Essener Club Etuf und gilt als großes Talent. Will Emma mal Profi werden? "Ja, mein Ziel ist schon, irgendwann professionell zu spielen. Ob das klappt, kann ich natürlich nicht sagen."
Im vergangenen Sommer hat sie in der Academy an einem einwöchigen Tenniscamp teilgenommen. Dann reifte die Idee, ein Auslandsschuljahr einzulegen. Vater Herbert Stauber erinnert sich: "Natürlich haben wir es erst für einen Kindertraum gehalten. Doch nachdem Emma immer wieder insistierte und Wege aufzeigte, haben wir uns damit befasst. Bei Emmas Sportgymnasium schulisch nachgefragt, ob ein Auslandsjahr überhaupt in dem Alter denkbar wäre. Uns von deutschen Tennistrainern beraten lassen. Und den Familienrat samt Großeltern einberufen ..."
Emma durfte nach Mallorca, wo sie schon mehrmals mit den Eltern Urlaub gemacht hatte. Mutter Nicole: "Natürlich ist es sehr schwer, unsere 13-jährige Emma gehen zu lassen. Aber Emma in der Rafa-Nadal-Academy so glücklich zu sehen, macht es mir als Mutter deutlich einfacher." Einmal pro Monat bekommt Emma Besuch von der Familie, die Mama war vor ein paar Tagen gerade wieder da. Günstig ist die ganze Sache nicht (siehe Kasten) und die Finanzierung nicht einfach. Der Papa: "Wir haben einen Weg gefunden. Das geht nicht ohne familiäre Hilfe."
Für die schulische Bildung des Teenagers ist jetzt die American International School Mallorca zuständig, die räumlich in die Tennis-Akademie integriert wurde. Der Unterricht läuft auf Englisch. Zunächst nicht einfach für die Achtklässlerin. "In den ersten Wochen habe ich nicht so viel verstanden", räumt sie ein. "Vor allem der Unterricht in Chemie und Physik war schwierig. Inzwischen verstehe ich alles auf Englisch." Und auch etwas Spanisch wird der internationalen Sportlergemeinschaft vermittelt.
Die Kinder wohnen in Doppelzimmern, Emma teilt sich ihres mit einer gleichaltrigen Mexikanerin. Auch das eine Umstellung für die junge Ruhrgebietlerin, die ohne Geschwister aufwächst. Wie ist das, immer in der Gemeinschaft zu sein und eigentlich nie allein? "Das ist kein Problem. Wenn man mal keine Lust hat, dann geht man aufs Zimmer." Die Freiwilligkeit gilt auch am Wochenende. In der Rafa-Nadal-Academy wird eine Rundum-Betreuung angeboten. Samstags ist zunächst Training angesagt, dann werden Freizeit-Aktivitäten angeboten. Sonntags ist den ganzen Tag frei, Programm gibt es trotzdem. "Man kann an den angebotenen Aktivitäten teilnehmen, muss es aber nicht", erläutert Emma. Und wie hält sie es persönlich? "Ich nehme manchmal teil, aber nicht immer. Eben so, wie meine Stimmung ist."
"Es ist für mich eine super Chance, hier zu sein", meint Emma. Nicht zuletzt auch, weil sie mit der Academy an internationalen Turnieren teilnehmen kann. "Ich war schon in Florida. Vielleicht fliege ich nächste Woche in die Niederlande." Zwei Turniere auf der Insel konnte sie schon gewinnen.
Und auch Rafael Nadal bekommt das Mädchen häufiger mal zu sehen. Denn der Star gibt für seine Akademie nicht nur den Namen, sondern kümmert sich darum, hat auch seine Familie eingebunden. Wenn Rafa auf der Insel ist, dann trainiert er auch auf der Anlage. "Wahrscheinlich kennt er meinen Namen nicht, aber er weiß schon, dass ich zur Akademie gehöre", so Emma. Ihre Meinung über den mallorquinischen Tennishelden: "Rafael Nadal ist eine Sportlegende. Ich mag ihn als Fighter."
Ob Emma Stauber einmal professionell Tennis spielt, oder ob das ein Jugendtraum bleibt, wissen auch die Eltern nicht. Ihnen ist neben der sportlichen vor allem die Persönlichkeitsentwicklung der Tochter wichtig. Herbert Stauber, der als Einrichtungsleiter für die SOS-Kinderdörfer arbeitet: "Was wir als Eltern feststellen können ist, dass sie sich ohne Probleme mit vielen Menschen aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen versteht." Das sei ein wichtiger Aspekt des Aufenthaltes der 13-Jährigen. "Werte wie Respekt, Disziplin, menschliches Miteinander und Fleiß werden ihr in der Academy vermittelt - sowohl sportlich als auch neben dem Tennisplatz."
Der Mallorca-Tennis-Traum von Emma Stauber dauert nur bis zum Ende des Schuljahres. Oder bleibt sie länger? "Geplant ist ein Jahr. Aber wir wissen es noch nicht."
S T I C H W O R T : Die Nadal-Academy. . Mit Beginn des laufenden Schuljahrs hat die Rafa-Nadal-Academy im vergangenen September den Betrieb aufgenommen. Vorher fanden bereits einwöchige "Summer Camps" statt. Das Sport-Internat beherbergt im Moment 82 Schüler aus 25 Ländern im Alter von zwölf bis 18 Jahren. Am stärksten vertreten sind Spanier und Briten. Es gibt auch mehrere Jugendliche aus Indien, Kasachstan, Rumänien und Deutschland. Das volle Programm kostet Angaben der Academy zufolge im Schuljahr 56.000 Euro. Davon entfallen 26.500 Euro aufs Tennistraining, 19.000 Euro auf die Unterkunft und Verpflegung sowie 10.500 Euro für den Unterricht der American International School. Die Akademie auf rund 40.000 Quadratmetern umfasst 26 Tennisplätze und zwei Gebäudekomplexe. Einer beherbergt alles, was mit der Schule zu tun hat, der andere ist öffentlich mit Restaurant, 65 Zimmern und drei Suiten, die angemietet werden können. Dort befindet sich auch das Museum "Sport Xperience", in dem unter anderem viele Trophäen von Nadal ausgestellt sind. Das Museum ist allerdings zurzeit geschlossen, wird umgestaltet und soll ab dem 1. Mai wieder geöffnet haben.