Das Radrennen Mallorca 312 stellt mit 6500 Teilnehmern einen neuen Rekord auf und sorgt am Samstag, 29. April, für zahlreiche Einschränkungen des Straßenverkehrs (siehe PDF am Ende des Artikels). Es steht stellvertretend für den Radtourismus-Boom auf Mallorca. Während die Geschäfte und Politiker frohlocken, sehen die Aktiven selbst auch Probleme. MM hat sich in einer Radfahrer-Hochburg umgehört.
Die Radfahrer sind gut für das kleine Örtchen Santa Maria del Camí, sehr gut sogar. Davon ist Bürgermeister Nicolau Canyelles überzeugt. Am kommenden Wochenende wäre es aber doch etwas zu viel des Guten, würde der Radmarathon Mallorca 312 direkt durch seinen Ort führen. "An diesem Tag beginnt unser Stadtfest. Das würde uns töten", sagt er ohne Umschweife. Canyelles und der Rest Santa Marias haben Glück: Von Puigpunyent kommend radeln die Freizeitsportler auf einer Nebenstraße nach Alaró an Santa María vorbei, ein Verkehrschaos wird es also nicht geben.
Das befürchten dafür die Bewohner anderer Dörfer, denn es geht um nicht weniger als 6500 sportbegeisterte Radfahrerinnen und Radfahrer, die auf drei Distanzen (312, 225 und 167 Kilometer) bis zu 14 Stunden die Straßen der Inseln bevölkern. Um sieben Uhr morgens geht es für die Teilnehmer der längsten Strecke an der Playa de Muro los, über die Serra de Tramuntana bis nach Andratx und zurück nach Sa Pobla über Artà bis zum Ausgangspunkt. Im vergangenen Jahr kam es vor allem in der Nähe von Palma zu langen Staus.
Auch in diesem Jahr wird es stundenlange Vollsperrungen geben, Dörfer wie Estellencs werden komplett von der Außenwelt abgeschnitten sein. Allerdings beteuern die Veranstalter, die Zeiten, in denen auf den einzelnen Abschnitten kein Autoverkehr zugelassen ist, seien verkürzt worden. Außerdem habe man die Route so geändert, dass nun zum Teil weniger befahrene Straßen betroffen sind. Auch, dass es in diesem Jahr 2100 Teilnehmer mehr geworden sind als im Vorjahr, soll keine gravierenden Auswirkungen haben: "Das bedeutet nur, dass es eine höhere Dichte an Radfahrern geben wird, nicht dass es länger dauern wird. Der Erste und der Letzte werden ungefähr genauso schnell sein wie üblich", sagt Xisco Lliteras, der Organisator des Radmarathons. Dafür könne man durch höhere Einnahmen - die Teilnahme kostet zwischen 65 und 75 Euro – jetzt mehr in Sicherheit und Organisation investieren und die betroffenen Anwohner besser informieren. "Wir haben jedes Jahr dazu gelernt", sagt Lliteras.
Die für Verkehr zuständige Dezernentin des Inselrats, Mercedes Garrido, hat unterdessen angekündigt, dass weniger Hauptverkehrsadern als noch im vergangenen Jahr betroffen seien und weniger Ortszentren durchquert würden. Gleichzeitig bittet sie Autofahrer und Anwohner um "etwas Geduld".
Seit der ersten Ausgabe 2010 ist die Teilnehmerzahl jedes Jahr stark gestiegen. Nach 199 im ersten auf 3200 im Jahr 2015 und 4400 im vergangenen Jahr. Nun ist man also bei 6500 begeisterten Hobbyradlern angekommen, was Mallorca 312 neben dem Marathon in Palma zum größten Sportevent der Insel macht.
Der Erfolg der Mallorca 312, die sich in erster Linie an Freizeitfahrer richtet, steht exemplarisch für den Boom des Radtourismus auf Mallorca. Das Tourismusministerium und Experten auf der Fachtagung Cycling Meeting in Palma schätzten die Zahl der Radtouristen auf Mallorca zuletzt auf jährlich 80.000 bis 100.000. Orte wie Petra oder auch Santa Maria, die auf beliebten Routen liegen, profitieren davon ganz besonders.