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Wie sich Peguera als Urlaubsort neu positioniert

Auch im Spätherbst lockt das Meer am Strand von Peguera die eine oder andere Badenixe ins Wasser. | as

| Peguera, Calvià, Mallorca |

Peguera ist seit gut 50 Jahren fest in deutscher Hand, touristisch gesehen. Doch eine überalterte Kundschaft hat  den Ort im Südwesten  vor zehn Jahren zur Suche nach Alternativen gezwungen. Mit wachsendem Erfolg. MM sprach mit dem Präsidenten des Hotelverbandes,  Antonio   Mayol

Mallorca Magazin: Peguera ist traditionell eine der Lieblingsdestinationen des deutschen Tourismus aufMallorca. Seit wann ist das so? Und warum?

Antonio Mayol: Das begann in den frühen 1960er Jahren. Davor war der Tourismus hier relativ zweigeteilt: britisch und deutsch. Dann setzten sich die Deutschen mehr und mehr durch.

MM: Wie das denn?

Mayol: Die hiesigen Unternehmer entschieden sich, verstärkt mit deutschen Reiseveranstaltern zusammenzuarbeiten. Deren Gäste galten als treuer, und sie kamen über das ganze Jahr verteilt. Heute stammen 95 Prozent unserer Gäste aus Deutschland.

MM: Als relativ junger Hotelier haben Sie aber die Anfangszeiten nicht mit eigenen Augen gesehen.

Mayol: Nein. Aber ich habe mein gesamtes Leben, ich bin Jahrgang 1968, in der Hotellerie verbracht. Meine Eltern betrieben das Hotel Morlans, hier bin ich aufgewachsen und haben von Kindheit an mitgewirkt.

MM: Wie hat sich der Tourismus in Peguera entwickelt?

Mayol: Hier gab früher vor allem viele kleine Hostals, die direkt vom Eigentümer betrieben wurden. Bei niedrigen Kosten konnte er die Unterkunft fast das ganze Jahr öffnen. Später schlossen sich manche Hostals zusammen, es wurde neugebaut oder aufgestockt. Aber die Strukturen sind nach wie vor kleinteilig, familiär. Das erhöhte die Kundenbindung. Es gibt Gäste, die kommen seit über 30 Jahren nach Peguera. Etwas Ähnliches haben wir in Cala Rajada, das bei Deutschen ebenfalls sehr beliebt ist.

MM: Wie ist die Hotellerie hier aufgestellt?

Mayol: Im Verband sind 78 Hotels organisiert, hinzu kommen acht weitere. Die Bettenzahl beläuft sich auf insgesamt 15.000, davon sind knapp 13.000 im Verband organisiert.

MM: Mit dem Traditionshaus Villamil, das dieses Jahr seine Pforten neu öffnete, besitzt Peguera nun erstmals auch ein Fünf-Sterne-Hotel?!

Mayol: Ja, aber in Cala Fornells, das zu Peguera zählt, gibt es ein weiteres Fünf-Sterne-Haus. Auch das auf dem Land bei Es Capdellà gelegene Hotel Castell Son Claret gehört zu unserem Verband, so sind es insgesamt drei Luxushotels.

MM: Und die übrigen Hotels?

Mayol: Bei etwa 60 Prozent handelt es sich aufgrund der gewachsenen Strukturen um Drei-Sterne-Häuser. Zuletzt sind einige auf Vier-Sterne-Kategorie angehoben worden, aber noch vor zehn Jahren gab es davon kaum eines.

MM: In diesem Jahr hat der deutsche Reiseveranstalter Alltours fünf Häuser übernommen. Spürt man dadurch eine Veränderung?

Mayol: Im Verband durchaus, weil deren Hotels mit 1600 Betten ausgeschieden sind. Aber touristisch ist kein Unterschied festzustellen. Denn auch Alltours bringt vor allem deutsche Urlauber nach Peguera.

MM: Wie haben Sie die Rekordsaison 2016 erlebt?

Mayol: Wir hatten in der Hochsaison Juli, August, September eine Spitzenauslastung von 96 Prozent. Die gesamte Saison war sehr gut, mit einer Auslastung von 90 Prozent über nahezu das gesamte Jahr. Das waren somit acht bis zu zehn Prozent mehr Gäste als sonst.

MM: Die Saison geht zudem länger. Ich kann mich erinnern, dass im März die Strandcafés voll waren, während am Strand noch keine Schirme und Liegen standen.

Mayol: Das ist richtig. Aufgrund der hohen Nachfrage hatten die ersten Hotels bereits im März geöffnet, früher als sonst. Die Saison dauert zudem länger. Normalerweise endet sie am 31. Oktober. 2015 verlängerten vier Häuser in den November hinein. In diesem Jahr sind es sogar 30. Daneben gab es im Vorjahr lediglich acht Hotels, die das ganze Jahr öffneten. In diesem Jahr werden es zwölf sein, vier mehr.

MM: Wie erklären Sie sich die Verlängerung der Saison in den November hinein?

Mayol: In der vergangenen Jahren zeigte sich, dass das Wetter im November meist freundlicher war als im Oktober. Das hat manchen Unternehmer umdenken lassen. Hinzu kommt, dass andere Sonnenziele wie die Türkei, Ägypten und Tunesien derzeit aufgrund der politischen Lage weniger gefragt sind. Das wird nicht immer so bleiben. Darum ist es wichtig, den Gäste zu zeigen, dass sie willkommen sind. Leider sieht das unsere Regierung anders ...

MM: Worauf beziehen Sie sich konkret?

Mayol: Die Debatte, wie der Tourismus gedeckelt, verringert werden könne. Wer will als Gast in ein Land reisen, dessen Politiker verkünden, es gebe ein Übermaß an Touristen?! Statt die Urlauber zu umarmen, wird ihnen signalisiert, sie sollten in geringerer Zahl kommen.

MM: Was tut Peguera, um auch in Zukunft für Urlauber attraktiv zu sein?

Mayol: Wir haben vor knapp einem Jahrzehnt erkannt, dass wir unsere Destination neu definieren müssen. Viele unserer Stammgäste wurden immer älter und blieben dann ganz aus. Es fehlte an Nachwuchs. Darum haben wir damals beschlossen, uns neue Kundenprofile zu erschließen, nämlich junge Sportler. Der Grund: Sie sind gesundheitsbewusst und tagsüber aktiv, machen also keinen nächtlichen Radau. Sie passen hervorragend zu unserem Stammpublikum, das Wert auf Ruhe und Erholung legt.

MM: Und wie haben Sie Peguera die Fitness-Kur verpasst?

Mayol: Uns war bewusst, dass sportliche Veranstaltungen ideal sind, um die kühleren Monate der Nebensaison zu beleben und die Hotels auszulasten. Im Jahre 2012 veranstalteten wir den ersten Triathlon. Es folgte im Jahr darauf ein zweiter, der Teil einer Europa-Meisterschaft war, und seitdem findet jeweils Mitte Oktober die Challenge Peguera statt, von Jahr zu Jahr mit mehr Teilnehmern. Jetzt waren es über 900.

MM: Hat sich die Entscheidung, auf Sport zu setzen, als richtig erwiesen?

Mayol: Auf jeden Fall, Peguera hat sich dadurch neu positioniert, als Sport-Destination. Wir verfügen derzeit über fünf Events, die sich konsolidiert haben. Im Februar gibt es in Sachen Tennis den ITF Pro Circiut, im März finden das K42 Bergrennen sowie ein internationales Beach Volleyball Turnier statt, im April steht der Mallorca Walking Event an, der auch Wanderer unter unseren Traditionsgästen anspricht, und im Oktober steigt die Challenge.

MM: Was hat der normale Urlauber davon, der nur gelegentlich Sport treibt?

Mayol: Er kann als Hotelgast Rabatte von bis 75 Prozent in den Sport- und Schwimmhallen unserer Gemeinde erhalten, dank einer Reihe von Vereinbarungen, die wir mit dem Rathaus geschlossen haben.

MM: Sie blicken also weitgehend optimistisch in die nahe Zukunft?

Mayol: Ja. Die kommende Saison verspricht wieder gut zu werden. Das sehen auch andere Hoteliers so. Im Januar werden in Peguera bereits elf Prozent der Hotels ihre Pforten öffnen, im Februar 39 Prozent. Vor einem Jahr waren es im Februar um die 20 Prozent. Und im März werden bereits 62 Prozent unserer Hotels wieder aus dem Winterschlaf erwacht sein. 2015 waren es nur 40 Prozent.

Mit Antonio Mayol sprach Alex Sepasgosarian.

(aus MM 45/2016)

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