Einem erfolgreichen Saisonauftakt steht auf Mallorca wohl nichts mehr im Wege. Selbst die Sonne, so ließ das meteorologische Institut in Palma am Mittwoch (6.4.) verlauten, soll nach wochenlanger Abwesenheit im März zu Ostern wieder im Power-Modus scheinen. Und zwar direkt ins Gesicht Tausender einheimischer und ausländischer Urlauber, die nach zweijähriger coronabedingter Ferien-Abstinenz endlich wieder die Seele auf der Insel baumeln lassen wollen.
Dafür gerüstet ist man jedenfalls. Rund 80 Prozent aller Urlaubsunterkünfte auf Mallorca haben nach Angaben des Hotelverbandes Fehm seit April bereits geöffnet, deren Auslastung über Ostern satte 98 Prozent betragen soll. Auch in Palmas Flughafen Son Sant Joan lassen die dortigen Reservierungen von Start- und Landezeiten (Slots) auf einen sehr guten Saisonauftakt hoffen. So werden dort am zweiten Aprilwochenende knapp 2000 Flüge mit rund 250.000 Passagieren erwartet. Bis nach Ostern sollen insgesamt knapp 7000 Ferienflieger in Palma landen. Darunter auch zwei Jumbo-Jets der deutschen Traditionsairline Lufthansa, die erstmals mit einer zweistöckigen Passagiermaschine vor Ostern auf der Insel landet (siehe Kasten unten) . „Die Buchungsnachfrage war einfach so groß, dass wir uns entschlossen haben, mit Langstreckenfliegern von Frankfurt und München nach Palma zu fliegen”, so Lufthansa-Sprecher Boris Ogursky. Aber auch andere Airlines mussten aufgrund der wachsenden Nachfrage ihre Flugverbindungen nach Mallorca aufstocken. Die britische Airline EasyJet kündigte Anfang April an, die Zahl der Insel-Flüge in diesem Jahr zu verdoppeln. Mehr als 2,5 Millionen Passagiere will der Lowcost-Carrier bis Ende 2022 nach Mallorca fliegen, knapp 15 Prozent mehr wie noch im Vorkrisenjahr 2019.
„Die Balearen werden dieses Jahr eine Rekordsaison erleben”, erklärt Friedrich Joussen, Präsident des Reisekonzerns Tui Group. Grund dafür sei, dass viele Zentral- und Nordeuropäer nach zweijährigen Reisebeschränkungen in Europa einfach wieder große Lust hätten, in einem anderen Land Urlaub zu verbringen. „Mallorca und die Nachbarinseln sind angesichts des gegenwärtigen Militärkonfliktes in Osteuropa zudem ein sicheres Reiseziel. Das ist bei der Wahl des Urlaubsziel entscheidend”, so Joussen.
Auch Gabriel Escarrer, CEO des mallorquinischen Hotelunternehmens Melià sowie Präsident des spanischen Qualitätsreiseverbandes Exceltur hält die Balearen für ein „Flucht-Reiseziel” der europäischen Tourismusbranche. „Wir sind eine sichere Destination und das wird sich dieses Jahres sowohl in einer sehr hohen Hotelauslastung sowie in einer verlängerten Saison reflektieren”, erklärte Escarrer auf einer Tagung zur touristischen Entwicklung am Freitag (1.4.) in Palma. Ähnlich zuversichtlich und an gleicher Stelle äußerte sich auch Landestourismusminister Iago Negueruela hinsichtlich der diesjährigen Saisonaussichten. „Wir werden dieses Jahr rund 87 Prozent der Gästezahlen von 2019 erreichen. Damit hätte angesichts der weiterhin schwierigen wirtschaftlichen Lage in Europa wohl niemand gerechnet”, so der Minister.
Diese unerwartete Erholung des Urlaubsgeschäftes auf der Insel hat aber auch ihre Schattenseiten. So sind viele Hotels, Restaurants und Anbieter touristischer Komplementärangebote derzeit händeringend auf der Suche nach Personal. Allein den beiden Hotelketten Iberostar und Zafiro fehlen für den Betrieb ihrer Unterkünfte auf Mallorca noch über 1100 Mitarbeiter. „Die Corona-Pandemie sowie die daraus resultierende Arbeitslosigkeit hat viele ehemalige Tourismus-Beschäftigte in andere Branchen gedrängt. Und die meisten von ihnen sind kaum daran interessiert, für gleiches Gehalt und schlechtere Konditionen in ihre ehemaligen Jobs zurückzukehren”, glaubt beispielsweise Darío Espallargas, vom Job-Institut der Gemeinde Calvià.