Luxus zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass eine gewisse vornehme Stille einen Ort voll und ganz ausfüllt. Wenn sich in höherpreisigen Restaurants Gäste gedämpft unterhalten, wobei das Eis leise klimpernd in die mit Aperol gefüllten Gläser gleitet, umgibt einen unverfälschte Gediegenheit. Und wenn dann noch – wie beim MM-Besuch in Portopetros Hafen – livrierte und mit Engelszungen sprechende Kellner wie im auf Reisgerichte spezialisierten Restaurant Safrà manierlich angerichtete Speisen wie Garnelenpaella (35 Euro) oder gebackenen Reis (20 Euro) auftischen, dann spürt man noch intensiver, was Luxus ausmacht.
Der 500-Einwohner-Ort Portopetro liegt zwischen Cala d’Or und Santanyí an mehreren malerisch in die Landschaft ragenden Buchten. Landesweit bekannt ist er als Trainingsstätte des deutschstämmigen spanischen Kanu-Olympiasiegers des Jahres 2016, Marcus Cooper Walz. Bemerkt man seinen Blondschopf im Boot, kann man sich durchaus rühmen, einen Halbgott gesehen zu haben. Und wenn man das im Jahr 1972 errichtete Anwesen von Jörn Utzorn (1918-2008), dem Erbauer der Sydney-Oper, betrachtet, erlebt man hautnah, dass Eleganz in Portopetro zu Hause ist.
Neben Reis-, Tapas - oder Fischrestaurants wie dem genannten „Safrà” und dem „Norai” findet sich in Portopetro auch ein Lokal namens „Baúl” (Koffer), das auf dem Gelände des Kanu- und Segelclubs anzutreffen ist. Von hier aus bietet sich ein besonders weiter Blick über den Hafen mit zahlreichen Fischerbooten, Luxusyachten und traditionellen „Llaüts”.
Peter Kaufmann aus Bremen sitzt dort allein an einem Tisch, nippt an einem Rotwein, lässt seinen Blick über die Boote schweifen und genießt das mediterrane Ambiente. Die Arme verschränkt, haucht der Insel-Stammgast einen interessanten Satz ins Leere: „Das ist ja fast wie in Cinqueterre in Italien.” In sichtlich froher Erwartung des von ihm bestellten „Steaks auf tropische Art” (17 Euro) fügt der Mittelmeerfreund hinzu: „Was gäbe ich dafür, hier bis zum Spätherbst bleiben zu können!”
In welchem Hotel der Tourist nächtigt, will er nicht verraten. Es könnte durchaus – so gewählt, wie der Mann sich ausdrückt – das erst vor einigen Wochen eröffnete Ikos-Fünfsternehotel sein, das hochmodern mit seinen großen Fensterscheiben und gedämpften Interieur-Farben fast majestätisch auf einer Anhöhe in Hafennähe thront. Die Zimmerpreise pro Nacht sind dort im Augenblick vierstellig. Die Luxus-Herberge war in den vergangenen Jahren für 140 Millionen Euro renoviert worden.
Flaniert man durch den sehr übersichtlich bemessenen Ort, hört man inmitten der Highend-Apartment-Anlagen und adretten Hotels weder lautes Krakeelen noch polterndes Raunzen noch nervende Geschwätzigkeit an Handys. Nicht einmal in eher rustikalen privaten Ferienunterkünften, die sich sogar auf dem Gelände des Kanu- und Segelclubs befinden, wird schnarrend palavert. Portopetro ist halt nicht Arenal oder Magaluf.
Dergestalt gesittet geht es während des MM-Besuchs auch an einer von Edel-Herbergen umfriedeten Bucht mit dem verstörenden Namen „Caló de Homes Morts” (Cala der toten Männer) zu. An diesem paradiesischen Ort erhebt sich in voller Breite und Höhe eine mutmaßlich uralte, direkt im Sand stehende Kiefer, die – recht ungewöhnlich für Mallorcas Meeresufer – reichlich Schatten spendet. Einige Hotelgäste plantschen vor dem Baum ruhig im Wasser, andere schnorcheln. Das Türkisblau des Meeres ist so intensiv, dass es die Sinne des Besuchers leicht vernebelt, während eine zeitweise recht steife, auflandige Brise ihn daran erinnert, dass diese für den Osten und Südosten nicht unüblich ist und die Temperaturen zuweilen auf unter 30 Grad drückt, wenn es woanders deutlich heißer ist. Über all dem wabert auch hier der für das malerische Küstendorf typische Hauch von angenehm zurückhaltendem Luxus.