Viele Deutsche haben in den vergangenen Tagen ihren Urlaub an der Playa de Palma auf Mallorca verbracht. MM begab sich auf eine Entdeckungsreise von Balneario eins bis sechs und hat mit unterschiedlichen deutschen Touristengruppen gesprochen. Dabei teilten sie ihre Beweggründe für einen Urlaub auf der Sonneninsel und ihre Meinung über die Demonstrationen gegen Massifizierung.
Die Sonne lacht am Himmel und an der Playa de Palma sind zahlreiche Mallorcafans unterwegs. Hier einige Senioren, dort Ehepaare und Pärchen auf einer romantischen Reise, Junggesellenabschiede, reine Partytouren, aber auch Freundinnen, die an einem verlängerten Wochenende ausspannen möchten. Unterhalb des Balneario eins sitzen die 37-jährige Sonja aus Bremen und ihre 28-jährige Freundin Kathrin auf der Mauer und blinzeln beseelt in die Sonne. Neben ihnen wartet eine duftende Pizza im To-Go-Karton. Vor einer Stunde sind sie im Hotel angekommen und möchten nun mit ihrer "Entspannungstradition" auf der Insel beginnen.
"Wir kommen jedes Jahr Anfang Juni nach Mallorca", erzählt Sonja, die mit Kathrin einen Kurztrip mit dem Besuch verschiedener Locations vor sich hat. "Uns sind Entspannung, gutes Essen und Cocktails wichtig", so die Bremerin. "Wir sind keine Megapark- oder Bierkönigsbesucher. Es gibt in Palma zum Glück noch genügend Alternativen", fügt Kathrin mit einem Lächeln hinzu. Am Wochenende möchten die beiden Frauen versuchen, mit einem Mietauto in ein beschauliches Dörfchen zu fahren, haben jedoch Bedenken, aufgrund der vielen Touristen keinen Parkplatz zu finden.
"Ich kann die Mallorquiner verstehen, wenn ihnen die Touristenmassen Sorgen bereiten. Aber die Insel lebt vom Tourismus", sagt Sonja. "Selbst wenn die Preise erhöht werden, wer nach Mallorca möchte, wird trotzdem kommen", sagt sie überzeugt. In der Saison seien die Preise bereits jetzt alles andere als günstig. "Wer nicht in der letzten billigen Absteige landen möchte, muss höhere Preise in Kauf nehmen. Aber das ist es vielen wert" , so Kathrin. "Hier an der Playa auf der Mauer am Strand zu sitzen, das Meer im Hintergrund – das ist ein einfach traumhaft. Ich möchte auf dieses Urlaubsgefühl nicht verzichten müssen."
An Balneario zwei sitzt eine Dreiergruppe aus Bayern. Jeder der Herren hat eine bunte Girlande um den Hals. Vor ihnen stehen frisch gezapfte Biere und leere Mini-Flaschen "Kleiner Feigling". Der 32-jährige Michael feiert mit seinen Kumpels drei Tage lang seinen Junggesellenabschied. Chris, 36 Jahre alt, beschreibt sich selbst als "feierwütig" und liebt die Atmosphäre an der Playa de Palma. "Wir werden diese drei Tage im Bierkönig, im Megapark und am Strand verbringen". Stefan aus Nürnberg, 33 Jahre, nickt zustimmend. "Wir wollen nur relaxen, trinken und feiern". Von den Demonstrationen gegen die Massifizierung auf Mallorca halten sie nicht viel. "Ohne die Einnahmen aus dem Tourismus läuft hier nichts", sagt Michael.
Ein Pärchen geht an Balneario drei Hand in Hand zum Strand. Mit kleinen Rucksäcken auf dem Rücken ist der Blick von der Promenade auf das Meer gerichtet. Das Ehepaar aus Schleswig-Holstein möchte eine Woche auf Mallorca verbringen. Der 59-jährige Gines hat eine spanische Mutter und war deshalb mit Frau Ute des Öfteren auf dem Festland. Spanien lieben die Beiden über alles. "Mallorca mussten wir uns jetzt auch einmal anschauen, denn wir waren noch nie hier", erzählt die 62-jährige Ehefrau.
"Wir haben ein Auto gemietet und schauen uns die ganze Insel an. Heute waren wir in Palma, am Nachmittag geht es an den Strand und heute Abend in den Megapark. Wir wollten uns den Auftritt von Mickie Krause nicht entgehen lassen". In Sachen Demonstrationen aufgrund zu vieler Touristen können sie die Einheimischen verstehen. "Wir sprechen beide fließend Spanisch. Wenn ich hier jemanden auf Spanisch anspreche, antworten die Einheimischen aus Gewohnheit sofort auf Englisch oder sogar Deutsch", so Gines.
Es ist ungefähr 19 Uhr, als Thomas und Eugenia aus Nordrhein-Westfalen die Abendsonne am Balneario fünf an der Playa genießen. Sie werden ganze zehn Tage auf der Insel verbringen. "Wir waren schon oft auf Mallorca. In Cala Millor, Can Picafort und an der Bucht von Deià" so der 56-Jährige. "Dieses Mal bleiben wir nur hier am Strand und möchten eventuell eine Radtour machen", ergänzt die 59-jährige Eugenia, die die schnelle Flugverbindung auf die Insel schätzt.
"Das geht offenbar vielen Urlaubern so. Die Regierung muss etwas unternehmen, wie sich manche hier verhalten, ist einfach nicht in Ordnung", fügt der 56-jährige Gatte hinzu und zeigt auf das Publikum an der Promenade, die sich allmählich mit mehr Leuten füllt. Ein Großteil der Urlauber ist zwischen 20 und 40 Jahre alt. Gruppen in Trikots oder Motto-Shirts, Adiletten und weißen Socken gehen mit Bierdosen in der Hand gut gelaunt in Richtung Balneario sechs. "Was gleich hier abgeht, ist einfach nur hässlich", sagt Thomas. "Aber das ist ja zum Glück nur ein kleiner Teil der Insel. Und die Einwohner leben nun einmal vom Tourismus", fügt er schulterzuckend hinzu.
An Balneario sechs ist feuchtfröhliche Partystimmung angesagt. Von einer Befolgung des kürzlich erlassenen Alkoholverbots auf den Straßen ist nicht zu sehen. Viele Gäste tragen lustige Kostüme und sind bereits mit Alkohol im Feiermodus. Darunter eine Dreiergruppe 20-jähriger Herren aus Baden-Württemberg. Auf den Köpfen tragen sie bunte Flauschhaarreifen mit Fühlern. "Wir waren zuerst vier Tage in Barcelona, da war das Ticket billiger", sagt der 21-jährige Luka. "Aber hier können alle Deutsch sprechen, auf dem Festland nicht", fügt er hinzu.
"Wir wollten aber unbedingt noch nach Mallorca. Gleich gehts in den Megapark", sagt der 24-jährige Niko fröhlich. "Ich bin der Tim. Ich bin 21 Jahre alt. Wir sind hier zum Trinken", sagt Tim kurz mit schwerer Zunge, seinen Hasenrucksack fest im Arm. Von der Diskussion über mögliche Maßnahmen, den Massentourismus auf der Insel in den Griff zu bekommen, haben sie gehört. "Ich kann die Insulaner verstehen, aber mein Geld nehmen sie trotzdem", sagt Niko und Tim hickst. "Wir werden definitiv wieder hierher kommen", sind sich alle einig.