Sóller gehört zu den beliebtesten Orten Mallorcas – für Urlauber wie für Einheimische. Doch was die einen als malerisches Reiseziel erleben, wird für die anderen zunehmend zur Herausforderung. Besonders deutlich zeigt sich das auf der Überland-Buslinie 204, die das Orangental – somit auch Port de Sóller und Sóller – mit Palma verbindet. Die Realität: Die Busse sind regelmäßig so überfüllt, dass sie an den Haltestellen im Tal kaum noch Passagiere aufnehmen können. Dies passiert vor allem zu bestimmten Stoßzeiten, nach Feierabend oder Schulschluss.
Die Kritik daran ist zwar nicht neu – aber wird sie lauter. Die sozialistische Regionalpartei Més per Mallorca hat im Balearen-Parlament jetzt konkrete Maßnahmen gefordert: zusätzliche Fahrten, die Aufteilung der Linie 204 in zwei Abschnitte und sogar exklusive Busverbindungen für Besitzer der Intermodal-Karte, also für Bewohner der Insel, sind im Gespräch.
Denn während der Tourismus nach der Pandemie wieder boomt, scheint die öffentliche Infrastruktur mit dieser Entwicklung nicht Schritt zu halten. Was bleibt, ist Frust – vor allem bei Pendlern, Berufstätigen, Schülern und älteren Menschen, die auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen sind. Wenn Busse im Alltag nicht mehr nutzbar sind, weil sie zur mobilen Sightseeing-Tour verkommen, verliert der Nahverkehr seine Funktion. Immerhin wurden in den vergangenen Wochen zwei neue Haltestellen zwischen Sóller und Port de Sóller errichtet und vor wenigen Tagen in Betrieb genommen. Doch das sorgt nicht wirklich für eine Lösung des aktuellen Problems.
Wichtig: Der Wunsch nach einem Platz im Bus sollte hierbei nicht als politisches Statement verstanden werden, sondern vielmehr als eine Frage der Lebensqualität. Denn auch wenn die Massifizierung des Tourismus auf Mallorca vor allem in dieser Saison wieder ein Thema ist, sprechen sich die „Sollerics” überwiegend für den Tourismus aus – aber in Maßen, nicht in Massen. „Das Problem ist die Politik, nicht der Tourist”, so der Tenor. Es braucht eine Verkehrsplanung, die sich nicht allein an der Saison orientiert, sondern an den Bedürfnissen derer, die hier dauerhaft leben.
Dass es nun politischen Druck gibt, ist ein wichtiger Schritt. Denn die Insel braucht Lösungen – keine Durchhalteparolen. Wer täglich an der Haltestelle vom Bus nicht mitgenommen wird, fühlt sich irgendwann nicht mehr als Teil dieser Insel, sondern als Störfaktor im eigenen Zuhause. Und das ist wahrhaftig kein schönes Gefühl.
Die Autorin ist seit 2017 Residentin in Sóller und arbeitet als Yoga-Lehrerin.