Der Unmut auf Mallorca kocht wie derzeit die Thermometer über. Für den 15. Juni ruft die Plattform Menys Turisme, Més Vida erneut zu einer Demonstration in Palma auf. Das Motto: „Recht auf Wohnraum. Stoppt die Touristifizierung.“ Erwartet wird ein neuer Massenprotest gegen die aus Sicht vieler Bürger außer Kontrolle geratene Tourismuspolitik der Insel. Über 60 Organisationen haben sich dem Aufruf bereits angeschlossen – von Umweltinitiativen über Kulturvereine bis zu Sozialverbänden. Auch auf Ibiza, in Barcelona und San Sebastián sollen zeitgleich Menschen auf die Straße gehen.
„Unser Land steht nicht zum Verkauf“, heißt es im Manifest der Plattform, das am Samstag im Parc de la Mar in Sichtweite unterhalb der Kathedrale verlesen wurde. Gefordert wird ein radikaler Kurswechsel: „Es ist dringend notwendig, dem Wachstum des Tourismus Grenzen zu setzen.“ Konkret fordern die Veranstalter ein neues Wirtschaftsmodell, das nicht länger auf Masse setzt, sondern auf Nachhaltigkeit, Lebensqualität und sozialen Ausgleich. Denn die Folgen des Massentourismus sind aus Sicht der Initiatoren nicht mehr zu übersehen – überfüllte Orte wie Sóller, Artà oder Palma, eine kaputtgeförderte Infrastruktur, ein leergefegter Wohnungsmarkt.
Wut über politische Ignoranz
Schon im vergangenen Jahr hatte die Bewegung mehrere Demonstrationen organisiert – damals noch vereinzelt, aber mit wachsendem Zulauf. Dieses Mal soll es ein Protest von balearischer Dimension werden. Was viele Aktivisten besonders erzürnt: dass Politik und Tourismuswirtschaft zwar von Nachhaltigkeit sprechen, de facto aber alles weiterläuft wie bisher. „Die Proteste wurden von den Institutionen ignoriert und vom Tourismussektor lächerlich gemacht“, heißt es im Aufruf. Statt auf konkrete Maßnahmen zur Begrenzung der Besucherzahlen zu setzen, würden von der Regierung unter PP und Vox eher noch neue Freiräume geschaffen – etwa durch Amnestien für illegale Bauten oder durch die Liberalisierung des Grundstücksmarkts.
„Die Inseln leiden unter einer neuen Welle der territorialen Zerstörung“, warnt die Plattform. Die Folgen der „Instrumentalisierung des Wohnungsproblems“ seien längst überall spürbar: verdrängte Einheimische, steigende Preise, unkontrollierte Bauprojekte – und ein wachsendes Gefühl von Machtlosigkeit gegenüber wirtschaftlichen Interessen. Auch deshalb ruft die Plattform nicht nur zu Protest auf, sondern zu einem tiefgreifenden Wandel des ökonomischen Systems – weg vom pauschalen Wachstum um jeden Preis, hin zu einem ökologisch und sozial vertretbaren Modell.
Großdemo startet an der Plaça d’Espanya
Beginn der Demonstration ist um 18 Uhr an der Plaça d’Espanya, das Ziel ist – wie schon bei der letzten Kundgebung – der Parc de la Mar. Dort, am Fuß der Kathedrale, wo normalerweise Touristen aus aller Welt flanieren, soll wieder die Stimme der Einheimischen zu hören sein. Und die wird, so viel ist sicher, lauter – von Jahr zu Jahr.