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Flüge

Aus dem Boden gestampft: Diese neue Airline verbindet Deutschland mit Mallorca

Mitten in der Corona-Pandemie gründete der Pilot Daniel Broda die deutsche Fluggesellschaft Leav Aviation. Mit ungewöhnlichen Ideen wagte er den Sprung ins kalte Wasser.

Die Crew der deutschen Airline Leav Aviation empfängt ihre Gäste an Bord in Turnschuhen und lässigen Anzügen. | Leav Aviation

| Palma, Mallorca |

Es ist 9 Uhr morgens, als eine verschlafene Stimme in Bonn den Hörer abnimmt. „Ich habe nur eine Stunde geschlafen”, entschuldigt sich Daniel Broda, Geschäftsführer der Mallorca-Airline Leav Aviation, zu Beginn des MM-Interviews. „Die ganze Nacht war ich damit beschäftigt, ein Ersatzteil für ein kaputtes Flugzeug zu organisieren.” Hörbar reibt sich der Manager den Schlaf aus den Augen, fängt dann aber an zu erzählen – wie er eine Airline aus dem Boden gestampft hat.

Leav Aviation ist noch immer der Neuling unter den deutschen Fluggesellschaften, die auch nach Mallorca fliegen. Gegründet hat sie Broda 2020, mitten in der Corona-Pandemie. Im Mai 2022 folgte dann der erste kommerzielle Flug. Mittlerweile beschäftigt das Unternehmen mit Sitz in Köln 110 Mitarbeiter, knapp die Hälfte arbeitet als Flugbegleiter, dazu kommen 25 Piloten. Auch seine beiden Söhne gehören zum fliegenden Personal. Der Rest der Belegschaft besetzt Positionen im Büro und in der Technik.

„Als die Pandemie anfing, hattest du zwei Möglichkeiten: Entweder du hängst im Garten herum, oder du machst etwas. Ich bin damals nicht geflogen und hatte viel Zeit”, erinnert sich der 47-Jährige zurück. „Wir haben im Lockdown in Videokonferenzen die Airline gegründet.” Denn gerade hatte Broda seinen Posten als langjähriger Easyjet-Kapitän geräumt und seinen Geschäftspartner Johannes Klinsmann kennengelernt. Er ist Jurist und war zuvor bei Germania.

Vom Easyjet-Flugkapitän zum Airline-Gründer: Daniel Broda. Fotos: Leav Aviation

Viel Papierkram ist zu erledigen, bevor die beiden im September 2020 den Antrag auf Betriebsgenehmigung beim Luftfahrtbundesamt stellen können. „Bei den Vorgaben wird einem schlecht”, sagt Daniel Broda. Die Luftfahrt sei extrem reglementiert, in Etappen gehe man durch verschiedene Prüfungen. Dabei werden die Technik, Wirtschaftlichkeit, das verantwortliche Personal und vieles mehr genau durchleuchtet. „Du investierst viel, bevor du überhaupt fliegen kannst”, fasst der Pilot zusammen. Rund 2,5 Millionen Euro haben sie in Leav Aviation gesteckt und 19 Monate auf den positiven Bescheid gewartet.

„Ich wusste gar nicht, wie das geht, wie man eine Airline gründet. Ich bin ins kalte Wasser gesprungen”, gibt der Bonner zu. Er sei nie in die Fliegerei verliebt gewesen, erzählt er von seinem Verhältnis zum Pilotendasein. Vielmehr gehe er im Unternehmertum auf. „Ich habe keine Angst, neue Dinge auszuprobieren”, betont Broda.

Warum also von der Karnevalshochburg Köln/Bonn nicht einfach mal um 11.11 Uhr nach Palma de Mallorca fliegen? Mit einem Schmunzeln erzählt der Geschäftsführer, wie es dazu kam. „Wir saßen im Meeting und alle meinten: ‚Das geht nicht!’. Ich habe gefragt: ‚Wo steht das?’” Es liege an den Fluggesellschaften, den Flughäfen die Abflugzeiten vorzugeben. Gesagt, getan. „Ideen werden nur Wirklichkeit, wenn man mutig ist”, ergänzt er.

Um 11.11 Uhr von Köln/Bonn nach PMI fliegen geht nur bei der Airline Leav.

Zwei Flugzeuge des Typ-Airbus 320-200 hat Leav Aviation aktuell geleast. Kostenpunkt pro Monat und pro Flieger: rund 200.000 Euro. Damit werden bis Ende dieses Jahres rund 300.000 Passagiere befördert. Für manche geht es – neben Mallorca – in den Urlaub nach Griechenland. Aktuell werden unter anderem Kos, Kreta und Rhodos linienmäßig angeflogen.

Die Fluggesellschaft bedient auch „Special-Charter-Aufträge”, wie Broda sie nennt. So werden etwa Sportler an ihre Ziele gebracht, mal sind es die Fußballer von Bayer Leverkusen oder vom 1. FC Köln, aber auch Eishockey-Teams. Im Oktober wird ein Leav-Flieger sogar Schauplatz einer Dating-Show. Dann gehen Dutzende Singles aus NRW an Bord. Für das Format „Loveplane” des Kölner Radiosenders Einslive führt die Route in die Partyhochburg Split nach Kroatien.

„Wir sind profitabel. Und wir könnten wachsen, wenn wir an Flugzeuge kämen. Doch die sind aktuell Mangelware”, erläutert der Pilot. Airlines behielten ihre alten Maschinen, selbst wenn sie neue Modelle kauften. Dennoch blickt der Geschäftsführer zuversichtlich in die Zukunft: „Was unseren Erfolg auszeichnet, ist unsere Flexibilität.” Noch mehr Infos zum Flugplan gibt es unter www.leav.com.

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