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Estrella Díaz: "Der Tourismus der Zukunft muss zur Regeneration der Umwelt beitragen und das Wohlbefinden fördern"

Die Professorin für Marketing und Marktforschung hält am 11. Juni im Rahmen des eForum einen Vortrag über nachhaltige Tourismusentwicklung und Datenmanagement

Estrella Díaz ist Professorin für Marketing und Marktforschung an der Universität von Castilla-La Mancha | Foto: Ultima Hora

| Palma, Mallorca |

Estrella Díaz, Professorin für Marketing und Marktforschung an der Universität von Castilla-La Mancha, ist Expertin für Marketing und intelligenten Tourismus. Am 11. Juni hält sie im Rahmen der eForum 2025-Konferenz unter dem Titel "Heute die Zukunft gestalten" einen Vortrag mit dem Titel "Über das Reiseziel hinaus: Nachhaltigkeit im Tourismus, Technologie und Datenmanagement im digitalen Zeitalter", bei der zwei Tage lang Experten aus den Bereichen Umwelt, erneuerbare Energien, Tourismus und nachhaltige Architektur im Museum Es Baluard in Palma de Mallorca zusammenkommen.

Frage: Welche Kernbotschaft möchten Sie in Ihrem Vortrag vermitteln?
Díaz: Technologie und Daten verbessern nicht nur die Effizienz, sondern können Reiseziele in nachhaltige, touristenfreundliche und widerstandsfähige Orte verwandeln. Der Tourismus der Zukunft muss Umgebungen regenerieren, das Wohlbefinden fördern und nachhaltige Modelle vorantreiben. Ich möchte anhand von erfolgreichen Beispielen aus der Praxis zeigen, wie Digitalisierung und künstliche Intelligenz es ermöglichen, Trends zu antizipieren, Erlebnisse zu personalisieren und Auswirkungen zu reduzieren.

Was ist regenerativer Tourismus und wie kann er auf den Balearen angewendet werden?
Regenerativer Tourismus zielt darauf ab, eine nachhaltige positive Wirkung zu erzielen: Ökosysteme wiederherstellen, Gemeinschaften stärken und Kulturen wiederbeleben. Auf den Balearen bedeutet dies, lokale Produkte, immersive Unterkünfte, Umwelt-Freiwilligenprojekte und einen Tourismus zu fördern, der den Besucher mit dem Leben und den Werten des Ortes verbindet. Es ist eine Gelegenheit, das Tourismusmodell neu zu definieren und es gerechter und widerstandsfähiger zu gestalten.

Welche Rolle spielen Daten und künstliche Intelligenz für die Nachhaltigkeit im Tourismus?
Sie sind wichtige Werkzeuge. Daten ermöglichen es, Touristen besser zu verstehen und Ressourcen zu optimieren. KI hilft dabei, Ströme vorherzusagen, Trends zu erkennen und Erlebnisse zu personalisieren. Außerdem ermöglicht sie es, Nachhaltigkeitsindikatoren zu überwachen und evidenzbasierte Entscheidungen zu treffen.

Welche Veränderungen halten Sie auf den Balearen für ein zirkuläreres Tourismusmodell für notwendig?
Erstens ist es entscheidend, das touristische Angebot nach Kriterien der geringen Umweltbelastung neu zu gestalten: auf Agrotourismus, Kultur- oder Naturtourismus, effiziente Infrastrukturen und ökologisch gestaltete Dienstleistungen zu setzen. Zweitens muss der lokale Konsum gefördert und lokale Anbieter in die Tourismuskette integriert werden, indem saisonale Produkte, fairer Handel und Partnerschaften mit Sektoren wie Landwirtschaft oder Handwerk gefördert werden. Drittens müssen die Touristenströme umgeleitet werden: Die Nachfrage muss saisonunabhängig gestaltet, nachhaltiger Verkehr gefördert und weniger überlaufene Gebiete beworben werden. Darüber hinaus muss die öffentlich-private Zusammenarbeit gestärkt, Anreize und Innovationslabore geschaffen und Partnerschaften mit Universitäten und Start-ups geschlossen werden. Schließlich ist die Sensibilisierung von entscheidender Bedeutung. Die Aufklärung von Touristen und Einwohnern über verantwortungsbewusstes Verhalten trägt dazu bei, einen ethischeren und regenerativeren Tourismus aufzubauen.

Wie werden die Balearen von außen in Bezug auf Innovation und Nachhaltigkeit wahrgenommen?
Die Balearen genießen international einen hervorragenden Ruf als etabliertes Reiseziel, aber ihr Image in Bezug auf Nachhaltigkeit und Innovation ist nach wie vor ambivalent. Obwohl es herausragende Projekte in den Bereichen Mobilität, Wasser oder zirkulärer Tourismus gibt, werden sie immer noch mit einem intensiven Sonnen- und Strandmodell mit hoher Saisonalität und Umweltbelastung in Verbindung gebracht. Um diese Wahrnehmung zu ändern, reichen Kampagnen nicht aus: Es sind konkrete Maßnahmen, transparente Indikatoren, sichtbare bewährte Praktiken, Schulungen und eine gemeinsame Vision für das Reiseziel erforderlich. Die Balearen verfügen über die Ressourcen und Talente, um eine Referenz im nachhaltigen Tourismus zu sein, müssen jedoch ihre Anstrengungen verstärken und sich in Richtung eines regenerativen Modells entwickeln, das andere Reiseziele inspiriert.

Welche Erkenntnisse aus dem Projekt "Smart Tourism Destinations" könnten für die Balearen nützlich sein?
Das Projekt bietet wichtige Erkenntnisse für die Balearen. Eine davon ist die Notwendigkeit einer robusten digitalen Infrastruktur, die es ermöglicht, Tourismusdaten in Echtzeit zu erfassen und zu analysieren und dabei öffentliche und private Systeme zu integrieren. Es unterstreicht auch die Bedeutung kontinuierlicher Innovation, nicht nur im technologischen Bereich, sondern auch bei Geschäftsmodellen, personalisierten Dienstleistungen und kreativem Management des touristischen Erlebnisses. Eine weitere wichtige Erkenntnis ist die Schulung im Bereich Datenmanagement. Technologie allein reicht nicht aus; alle Akteure im Tourismusbereich müssen geschult werden, um Daten für die Entscheidungsfindung nutzen zu können. Digitales Marketing ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung, um neue Besucherprofile anzusprechen und ein Image als nachhaltiges und authentisches Reiseziel zu vermitteln.

Wie hat sich das Profil der Touristen in den letzten 20 Jahren verändert?
Die Touristen von heute sind vielfältiger, unabhängiger und anspruchsvoller. Dank der Digitalisierung können sie sich in Echtzeit informieren, vergleichen und austauschen und erwarten vernetzte, personalisierte und effiziente Erlebnisse. Auch das Umwelt- und Sozialbewusstsein ist gewachsen: Es werden nachhaltige, umweltfreundliche Optionen gefordert und es besteht ein starkes Bedürfnis nach Authentizität.

Müssen Tourismusdestinationen aktive Akteure der ökologischen und sozialen Regeneration sein?
Ja. Angesichts der aktuellen Klimakrise und Ungleichheit sollten sich Destinationen nicht darauf beschränken, Auswirkungen zu reduzieren, sondern als Motoren für positive Veränderungen fungieren.
Der Tourismus muss von einem extraktiven zu einem regenerativen Modell übergehen, das Ökosysteme wiederherstellt, Gemeinschaften stärkt und Kreislaufwirtschaften fördert. Dies erfordert mutige politische Entscheidungen, unternehmerisches Engagement, Bürgerbeteiligung und eine neue Reiseethik. Ein regeneratives Reiseziel zu sein, ist keine Modeerscheinung, sondern eine Verantwortung, um die Zukunft des Tourismus zu sichern.

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