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Verdienste dürfen kein Freibrief sein

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Skandale um Staatsoberhäupter sind nichts Neues: Man denke nur an den spektakulären Rücktritt des deutschen Bundespräsidenten Christian Wulff im Jahr 2012, die Eskapaden des thailändischen Party-Königs Maha Vajiralongkorn, die nicht enden wollende Liste afrikanischer oder lateinamerikanischer Präsidenten und Diktatoren, die sich wegen Korruption (oder noch schlimmerer Verbrechen) verantworten mussten (oder auch nicht) und die unzähligen medienwirksamen royalen Klatschgeschichten aus den europäischen Herrscherhäusern. In den meisten Fällen verbindet das Volk solche Skandale jedoch mit einer Person – und stellt nur selten das Amt an sich infrage. Das Gefährliche am „Fall Juan Carlos” ist, dass in Spanien längst eine lebhafte Debatte um Sinn und Zweck der Monarchie entbrannt ist, die jetzt noch einmal angeheizt wird.

Sicher, Juan Carlos I. hat sich um Spanien verdient gemacht, als er nach Francos Tod instinktiv die Transition vorantrieb und Spanien zu einem modernen und demokratischen Staat umbaute und sich auch 1981 einem Putschversuch vehement entgegenstellte und so dem Franquismus endgültig den Wind aus den Segeln nahm.

Aber selbst der ehrenvollste Verdienst darf kein Freibrief sein, später „krumme Dinger” zu drehen. Das musste auch schon der deutsche „Einheitskanzler” Helmut Kohl schmerzlich feststellen.

König Felipe VI. hat mit dem Verzicht auf das Erbe seines Vaters, mit dem Offenlegen der eigenen Einkünfte und nun auch mit dem endgültigen „Bruch” mit Juan Carlos gezeigt, dass er es mit der Transparenz im Königshaus ernst meint. In den kommenden Monaten wird sich zeigen, wie geschwächt die Institution Monarchie als solche bereits ist. Viele werden nur darauf warten, dass die Königsfamilie weitere Fehler macht. Denn es gibt zahlreiche Strömungen im Land, von katalanischen Separatisten bis hin zu Regionalisten – auch auf Mallorca –, die Felipe VI. gerne als letzten spanischen Monarchen abdanken sehen würden. Erster „Stresstest” für die Royals wird der Sommerurlaub auf der Insel, der am Freitag beginnt. Wir sind sehr gespannt auf die Bilder.

Autor: Patrick Czelinski

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