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Die seltsame Leichtigkeit des Seins auf der Insel

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Es ist schon eigenartig: Die Menschen liegen lächelnd an Stränden, die Restaurants und Fußgängerzonen sind voll, doch in den Inselkrankenhäusern befinden sich wieder über 400 Corona-Patienten. Und auch die Intensivstationen sind erneut so voll, dass die Ampel des balearischen Wirtschaftszirkels am Mittwoch erstmals während dieser Welle Rot zeigte. Und damit nicht genug: Seit einigen Tagen werden wieder vermehrt Corona-Tote vermeldet. Dennoch: Die Kurve flacht ab.Und das dürfte die merkwürdige derzeitige Leichtigkeit des Seins auf Mallorca noch intensivieren.

Noch vor wenigen Monaten hätten sich viele Menschen angesichts von Ansteckungszahlen, die in die Hunderte pro Tag gehen, mit angstgeweiteten Augen in ihren Wohnungen verkrochen. Sie wären wie gehetzte Hasen durch die Gassen gehuscht, um Lebensmittel einzukaufen.

Doch die Zeiten haben sich geändert, und das dank der Impfkampagne. Immer mehr Menschen fühlen sich, weil sie vollständig vor der Krankheit geschützt sind, sicher. Zwar kann man sich offenbar trotzdem anstecken, aber der Verlauf der Infektion ist in der Regel nicht so schlimm. Die, die jetzt eingeliefert werden, sind halt zumeist jüngere Ungeimpfte und obendrein leichtsinnige Leute. Die Impfkampagne hat die Menschen psychologisch dergestalt verändert, dass sie sich fast wie in Vor-Corona-Zeiten fühlen, obwohl das Virus und seine verstörenden Mutationen weiter wüten.

Man begreift immer klarer, dass man halt mit der Seuche leben muss, und das lange Zeit. Anders als noch vor einem Jahr glaubt kaum jemand mehr, dass es sich bei der Pandemie um einen vorübergehenden Alptraum handelt, der irgendwann im Nirgendwo verschwindet. Also erlaubt man sich, wieder ausgelassen zu sein. Es lebe der Sommer, vor einem Jahr war er noch mausetot. Was soll depressive Trübsal, das Leben geht weiter, und sterben muss man sowieso beizeiten. Und wenn der Impfschutz schwächer wird, lässt man sich halt – wie offenbar für den Herbst und Winter EU-weit geplant – eine dritte Dosis verpassen.

Autor: Ingo Thor

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