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Konzertführer: Maria Radutus "Piano Box" bei Macia Batle - eine faszierende Matinee

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Am 19. Oktober 2025 wird in der Bodega Macià Batle ein Programm erklingen, das sich nicht mit bloßer Virtuosität begnügt, sondern ein fein kuratiertes Narrativ entfaltet: Maria Radutus „Piano Box« ist ein musikalischer Dialog zwischen Epochen, Kulturen und ästhetischen Haltungen – eine dramaturgisch durchdachte Reise, die sich zwischen französischer Eleganz, afroamerikanischer Tiefe und zeitgenössischer Reflexion bewegt.

Maria Radutu zählt zu den profiliertesten Pianistinnen ihrer Generation. Mit ihren dramaturgisch konzipierten Programmen, die klassische Werke mit zeitgenössischer Musik und interdisziplinären Impulsen verbinden, hat sie sich international einen Namen gemacht. Ihre Auftritte führten sie in renommierte Konzertsäle wie die Wiener Staatsoper, das Auditorio Nacional in Madrid und das Salle Gaveau in Paris. Geboren in Bukarest, begann sie im Alter von sechs Jahren mit dem Klavierspiel und debütierte bereits mit zwölf Jahren im Großen Saal des Rumänischen Rundfunks mit Mozarts Klavierkonzert KV 238. Nach zahlreichen Wettbewerbserfolgen und einem Stipendium der Rumänischen Akademie übersiedelte sie nach Wien, wo sie ihr Studium an der Universität für Musik und darstellende Kunst bei Stefan Vladar und Stefan Arnold absolvierte. - Maria Radutu lebt und arbeitet in Wien und ist künstlerische Leiterin mehrerer innovativer Konzertformate. Ihre Diskografie umfasst Solo- und Kammermusikaufnahmen, darunter das vielbeachtete Album Phoenix, das klassische Werke mit zeitgenössischen Kompositionen verbindet.

Den Auftakt ihres Recitals bei Macia Batle bildet Gabriel Faurés Pavane, Op. 50 – ein Werk, das mit seiner melancholischen Grazie und tänzerischen Struktur die französische Salontradition des späten 19. Jahrhunderts verkörpert. Die Pavane ist keine bloße Reminiszenz an höfische Tänze, sondern ein musikalischer Seufzer, der sich in subtilen Farben und harmonischer Noblesse entfaltet. - George Gershwins Three Preludes (1926) folgen als transatlantische Antwort: rhythmisch pointiert, jazzig durchpulst, aber in ihrer Form klassisch gebändigt. Gershwin gelingt hier eine Synthese aus amerikanischer Urbanität und europäischer Formtradition – ein Vorgriff auf die spätere „Rhapsody in Blue«, die das Programm beschließen wird. Francis Poulencs Improvisation FP 176 – Hommage à Édith Piaf (1959) ist ein musikalisches Porträt, das weniger Piafs Stimme imitiert als ihre emotionale Direktheit kanalisiert. Poulencs Stil bleibt eklektisch, doch in dieser Miniatur gelingt ihm eine intime, fast fragile Geste – ein Chanson ohne Worte, ein Blick in die Seele der Nachkriegszeit. Maurice Ravels Sonatine (1906) ist ein Meisterwerk der Klarheit und Ökonomie. Der „Modéré« eröffnet mit kristalliner Transparenz, während der „Mouvement de menuet« eine neoklassizistische Eleganz entfaltet, die Ravels Affinität zu Mozart und Couperin verrät. Die Sonatine ist kein Jugendwerk im herkömmlichen Sinne, sondern ein bewusstes Spiel mit Form und Maß.

Stimmen der Diaspora: Tiefe, Widerstand und Vision: Florence Price’ Fantaisie Nègre No. 4 in B minor (1936) ist ein Schlüsselwerk afroamerikanischer Klavierliteratur. Sie verbindet Spirituals mit romantischer Virtuosität, ohne sich in folkloristischer Exotik zu verlieren. Price komponiert aus einer Position der Marginalisierung heraus, doch ihr Werk spricht mit universeller Kraft – eine Fantasie, die nicht flieht, sondern sich behauptet. - Nadia Boulangers Vers la vie nouvelle (1918) ist ein selten gespieltes Werk, das zwischen Trauer und Hoffnung oszilliert. Geschrieben im Schatten des Ersten Weltkriegs, ist es ein musikalischer Übergang – von der alten Ordnung zur neuen Welt. Boulanger, oft als Pädagogin verehrt, zeigt hier ihre eigene kompositorische Stimme: introspektiv, strukturell klar, aber emotional tief.

Gegenwart: Fragment, Maschine, Ritual: David Chalmins Les mains nues (2014) ist ein Werk der Reduktion. Der Titel – „Die nackten Hände« – verweist auf eine Musik, die sich ihrer Mittel bewusst ist. Chalmin arbeitet mit Texturen, mit Wiederholung und Stille. Es ist ein Stück, das nicht erzählt, sondern Raum schafft – für Zuhören, für Präsenz. Missy Mazzolis Forgiveness Machine (2024) ist ein poetischer Titel für ein Werk, das sich zwischen Mechanik und Emotion bewegt. Mazzoli nutzt repetitive Muster, elektronische Anmutungen und harmonische Verschiebungen, um eine Klangwelt zu schaffen, die zugleich tröstet und irritiert. Die „Maschine« ist hier kein kaltes Objekt, sondern ein Vehikel der Transformation.- Nkeiru Okoyes African Sketches: Drums Calling (2004) bringt rhythmische Energie und rituelle Tiefe ins Programm. Die „Drums« sind nicht bloß perkussive Elemente, sondern kulturelle Marker – sie rufen, erinnern, verbinden. Okoye gelingt eine musikalische Sprache, die afrikanische Traditionen nicht zitiert, sondern in eine eigene kompositorische Grammatik überführt.

Finale: Die große Geste - Den Abschluss bildet Gershwins Rhapsody in Blue – in der selten gespielten Solo-Transkription. Dieses Werk ist mehr als ein Klassiker: Es ist ein Manifest amerikanischer Moderne, ein urbanes Epos, das Jazz, Klassik und Show miteinander verwebt. In der Klavierversion wird die orchestrale Pracht auf die Finger des Interpreten zurückgeworfen – eine Herausforderung, aber auch eine Chance zur Verdichtung.Sie können das komplette Programm in meiner Playlist auf Spotify vorhören. Die Matinee beginnt um 12 Uhr, Karten können Sie telefonisch oder per WhatsApp unter der Nummer +34 695266 179 (Mallorcamesuena Konzerte) vorbestellen.

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