Die Gastronomie auf Mallorca steht derzeit im Fokus der öffentlichen Diskussion – und das nicht nur wegen ihrer beliebten Inselküche. Vielmehr sorgt eine Reihe aktueller Entwicklungen in der Branche für Gesprächsstoff: Steigende Preise, das drohende Aus für das getrennte Bezahlen im Restaurant und ein spürbarer Sparkurs unter Gastronomen. Wie reagieren die deutschen Mallorca-Fans auf diese Veränderungen? Das Mallorca Magazin hat sich an der Playa de Torà in Peguera umgehört.
Die Sonne scheint, der Wind weht angenehm und bringt die Sonnenschirme an der Playa de Torà zum Flattern. In der Strandbar La Vida sitzen Melanie Linz und Claudia Schnur bei einer Sekt-Sangría und schauen aufs Meer. Linz lebt seit 20 Jahren auf Mallorca und hat die Preiserhöhungen am eigenen Leib miterlebt.
"Ich gehe nicht mehr so oft essen wie früher", sagt die 50-Jährige. Dafür sucht sie sich jetzt die Lokale sorgfältiger aus, gesteht sie. "Wir achten beide auf das Preis-Leistungs-Verhältnis", sagt ihre Freundin aus Köln. "In diesem Restaurant ist es zwar etwas teurer, dafür haben wir aber einen tollen Ausblick und gutes Essen", so Schnur. "Sonst gehen wir eher dorthin, wo auch die Einheimischen essen. Da ist es nicht nur günstiger, sondern meist auch besser", ist sich die 50-Jährige sicher.
"Was mich aber noch vielmehr stört, ist, dass jetzt auf der Insel alles 'so auf Luxus' getrimmt wird", fügt Linz hinzu. "Da gibt es in der Nähe eine Strandbar, in die ich regelmäßig eingekehrt war. Da haben sich das ganze Jahr über die Einheimischen getroffen." Und jetzt? "Mittlerweile wurde ein Luxuslokal daraus gemacht. Sie haben den Chiringuito nur noch in der Saison für fünf Monate geöffnet. Alles ist indessen doppelt zu teuer! Da gehe ich nicht mehr hin!"
Über die Tatsache, dass sich die Gastronomen auf Mallorca dafür aussprechen, dass es in Lokalen nicht mehr möglich sein soll, getrennt zu bezahlt, machen sie sich keine Sorgen. "Wir sind Freunde und sehen, das nicht so eng. Außerdem ist das in Spanien normalerweise auch nicht üblich", sagt Linz.
Ein paar Tische weiter sitzt Familie Meier aus Düsseldorf. Sie besitzt in Andratx eine Wohnung und pendelt regelmäßig zwischen Insel und Heimat hin- und her. "Den Preisunterschied hat inzwischen jeder mitbekommen. Seit der Corona-Zeit ist der Anstieg enorm", sagt Susanne Meier und lächelt. "Wir gehen nicht mehr so oft essen. Wenn wir uns für ein Restaurant entscheiden, dann nur eines mit hervorragender Küche", betont die 71-Jährige.
An ihrer Seite sitzt ihr sportlicher Sohn Simon, ein Personal Trainer. "Wir achten sehr auf unsere Ernährung und kochen mittlerweile öfter selbst", erzählt der 38-jährige Vater von zwei Kindern. "Mit den Kindern jeden Tag essen zu gehen, kostet schon viel. Ich schätze, es ist seit der Pandemie mindestens 25 bis 30 Prozent teurer geworden." – "Jetzt machen wir das nur noch zweimal pro Woche", fügt der 76-jährige Opa und Vater, Franz Meier, hinzu. Und als Familie zahlen wir natürlich immer gemeinsam, nie getrennt. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass das bei manchen Deutschen nicht gut ankommt. Vor allem, wenn man in großen Gruppen unterwegs ist und sich nicht sehr gut kennt."
Andrea Franz aus Hanau packt die Badesachen gerade wieder ein. Der Strandtag ist beendet, jetzt möchte die ganze Familie wieder zurück ins Hotel. „Ich finde die Preise angemessen“, sagt sie entschlossen. „Im Einkauf ist doch auch alles teurer geworden. Selbstverständlich müssen die Gastronomen dann ihre Preise anpassen. Ihr Sohn Sven stimmt ihr zu. „Es ist aber alles bestimmt 30 Prozent teurer geworden. Nicht nur in der Gastronomie. Für das Hotel geben wir mittlerweile das doppelte wie früher aus“, so Franz. „Wir waren bisher jedes Jahr hier. Aber nächstes Jahr geht es dann nach Griechenland. Die Insel kann sich keiner mehr leisten.“
„Und dass man hier jetzt nicht mehr getrennt zahlen soll, kann ich nicht nachvollziehen“, sagt Svens Ehefrau Petra Franz-Rübsam. „Ich arbeite selbst in der Branche. Ob jeder getrennt für sich oder einer alles bezahlt, macht eigentlich keinen großen Unterschied. Zeitlich gewinnt man da nichts“, ist sie sich sicher.
Fiola Brolli aus Graz macht auf der Promenade gerade ein Selfie mit ihrer Tochter Anna, als die MM-Reporterin auf sie zugeht. „Wenn wir als Familie essen gehen, sind wir schnell 300 Euro los. Natürlich macht sich der Preisanstieg bemerkbar.“ Früher seien sie im Mallorca-Urlaub dreimal täglich essen gegangen. „Aber ich sehe es nicht ein, für ein Frühstück eventuell 200 Euro auszugeben. Von daher gehen wir weniger essen“, so Brolli. Über die künftige Gesamtrechnung für einen Tisch mache sie sich keine Sorgen. „Wir Österreicher zahlen eigentlich wie die Deutschen getrennt. Aber bis es so weit ist, gibt es sicherlich zahlreiche Apps, mit denen die Gäste unter sich zahlen und regeln können.“
Auf der Promenadenmauer an der Playa de Torà in Peguera sitzt Petra Savelsbergh und genießt die Sonne. Sie lebt seit zehn Jahren auf Mallorca und hat viele Veränderungen miterlebt. „Wenn ich früher ein Kilo Tomaten für einen Euro gekauft habe, sind es heutzutage drei Euro“, sagt die Aachenerin. Dass die Restaurants die Preise anziehen, sei verständlich. „Noch vor einigen Jahren war es ganz normal, regelmäßig mit Freunden und Familie essen zu gehen. In Spanien ist das ja üblich“, betont sie. Das könne sie sich heutzutage jedoch nicht mehr erlauben.
„Wenn ich essen gehe, dann meistens dort, wo auch die Einheimischen anzutreffen sind. Die Touristenpreise sind ja noch einmal teurer“, sagt Savelsbergh und seufzt. „Wenn Deutsche nun nicht mehr getrennt zahlen können, sorgt das bestimmt für Aufregung. In Deutschland wird die Rechnung vom Kellner problemlos auseinanderklamüsert. Hier müssen das die Gäste dann unter sich ausmachen“, sagt die Residenten. „Das wird Konflikte auslösen.“