Mit großen Augen schaute mich meine spanische Freundin Lourdes an und fragte vorsichtig: „Trinkt ihr zu Hause wirklich Sprudelwasser?” Als ich ihr daraufhin das Angebot von deutschen Getränkemärkten beschrieb und von der immensen Auswahl – spritzig, medium, perlend – an Wasser erzählte, blickte sie ungläubig drein. Für sie war ein „agua con gas” etwas, das man ab und an im Restaurant bestellte, aber sicher nicht kistenweise ins eigene Heim schleppte.
Eine ganz ähnliche Situation beschreibt der Deutsche Lucas Froese in seinem Buch „From NRW to PMI”, das sich als eine Art Ratgeber versteht, mit dem Auswanderer die Insel wirklich zu ihrem Zuhause machen können. Mit acht Jahren kam er von Bielefeld nach Felanitx und erlebte fortan viele kulturelle Verwirrungen, die er humorvoll in seinem ersten Werk niedergeschrieben hat.
Nahezu jeder ausländische Neuankömmling auf Mallorca hat viele Fragen: Warum essen die Einheimischen erst so spät zu Abend? Wieso ist die Bürokratie hierzulande schlimmer als in Deutschland? Und weshalb kommen die Handwerker eigentlich nicht morgen, wenn sie doch am Telefon „mañana” gesagt haben?
Auswandern nach Mallorca ist ein Prozess, und er ist voller interkultureller Herausforderungen. Meine Ankunft auf der Insel, in meinem neuen Leben, hat sich gerade erst am 2. Oktober zum sechsten Mal gejährt. In dieser Zeit habe ich viel lernen dürfen, aber auch müssen: Dass „mañana” ein zeitlich sehr dehnbarer Begriff ist, und „Es regnet” eine völlig adäquate Erklärung, um ein Treffen abzusagen.
Zeitgleich war die Unterhaltung mit meiner spanischen Freundin ein Augenöffner, der mir half, zu verstehen: Nicht nur „wir Deutschen” haben viele Fragezeichen im Kopf, auch den Spaniern und Mallorquinern geht es oftmals nicht anders. So wundern sie sich manchmal ein wenig über unsere „typisch deutschen” Gepflogenheiten.
Lourdes stellte im Laufe der Zeit viele meiner Eigenheiten infrage: „Geht dein Kind wirklich schon um 19 Uhr ins Bett?” oder „Braucht ihr immer so lange, um euch für etwas zu entscheiden?” Der Austausch mit ihr hat mich eins gelehrt: Es gibt wirklich keine dummen Fragen – auf beiden Seiten.