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Brachliegender Schatz

Ein Team aus Hobbygeografen erforscht Mallorcas historische Quellen

Nicht immer sprudelt es so reichlich wie hier: Sa Costera ist die üppigste Quelle der ganzen Insel und hilft über eine Fernleitung bei der Versorgung von Palma. | Foto: M. Joy

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Wasser ist Leben, gerade in trockenen Gebieten wie auf Mallorca. Hunderte, wenn nicht Tausende von kleinen Quellen garantierten früher die Versorgung der Insel und drohen heute in Vergessenheit zu geraten. Ein Team aus Hobbyforschern hat deswegen auf eigene Faust damit begonnen, sie im Internet zu katalogisieren.

"Einige sind derart abgelegen, dass sie kaum noch jemand kennt", sagt Andreu Morell Pol, der mit zwei Mitstreitern seit einem Jahr an dem Projekt arbeitet.

Schwer zu finden ist auch die Font de l'Ermita, zehn Minuten oberhalb vom Golf de Bendinat an einem Waldweg in die Serra de na Burguesa. Weithin sichtbar ist dort ein Aquädukt mit Kanal, der im 19. und frühen 20. Jahrhundert das Castillo de Bendinat mit Wasser versorgte und heute von der Autobahn durchtrennt wird.

Folgt man der trockenen Steinrinne, kommt man nach einigen Minuten direkt zu einem Wasserspeicher und zur Quellfassung in Form einer Mine. "Den Eingang haben wir mit Macheten vom Gestrüpp befreit, das Gewölbe mit einem Infrarot-Sensor vermessen und die Koordinaten mit zwei verschiedenen GPS-Geräten ermittelt", so Andreu Morell.

Manchmal gebe es dabei erstaunlich große Abweichungen von einigen Hundert Metern - zum einen wegen Interferenzen, aber auch wegen militärisch verzerrter Daten.

Hinweise auf verborgene Quellen bekommen die Hobbyforscher von ortskundigen Anwohnern sowie in Bibliotheken, und dort insbesondere aus dem Kartenwerk "Mapa general de Mallorca" von Josep Mascaró Pesarius, der in den 50er-Jahren die Insel mit dem Fahrrad und zu Fuß erkundete und so gut beschrieb wie sonst niemand.

Nicht weit vom still ruhenden Wasser der Font de l'Ermita befindet sich ein steinerner Picknicktisch. "Das waren beliebte Orte für Familienausflüge, weil es Wasser und schattenspendende Bäume gab", erklärt Andreu Morell. Derzeit bietet sich das kühle Nass allerdings nicht zum Trinken an.

Weil niemand die Quelle nutzt, ist der Stolleneingang frei zugänglich, was Dreck und Tiere anzieht. Statt das Wasser auf traditionelle Weise zu schöpfen, haben die Golfplatzbetreiber lieber das Grundwasser angebohrt. "Das bringt mehr Leistung, schadet aber dem Wasserhaushalt und kann auch zu Versalzung führen", kritisiert Andreu Morell Pol den heutigen Umgang mit den Ressourcen.

Vielleicht könnte das Projekt eines Tages dazu beitragen, alte Quellen - viele davon aus arabischer Zeit - wieder zu reaktivieren. Denn nicht jedes Jahr ist so niederschlagsreich wie 2011/2012 mit heftigen Schneefällen und prall gefüllten Stauseen.

Interessant ist der Quellenkatalog im Internet aber auch für Naturfreunde, die dort interessante Tipps und Fotos entdecken können - zum Beispiel von der Font des Prat bei Escorca oder der Quellenlandschaft rund um die Finca Solleric bei Alaró. Sie speisen die historischen Wasserleitungen Canaleta de Massanella und Canaleta de Solleric, die beide aus dem 18. Jahrhundert stammen und auf abenteuerlichen Routen durch die Berge führen.

Neben berühmten Wasservorkommen wie den gelegentlich bei Campanet aus dem Boden sprudelnden Fonts Ufanes sind auch zwei Quellen verzeichnet, an denen die Mallorquiner gerne ein mineralhaltiges Quellwasser kostenlos in Kanister abfüllen: Sa Font Coberta beim Kloster Lluc und Sa Font des Noguer auf der Tramuntana-Straße beim Cúber-Stausee.

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