Exakt 90 Jahre nach seiner unternehmerischen Pionierleistung ist der Flugzeug-Enthusiast Ángel Orté Abad posthum geehrt worden. Der gelernte Automechaniker aus Barcelona hatte 1922 die erste private Flugschule in Spanien gegründet. Orté, der sich auf das Fliegen von Wasserflugzeugen spezialisiert hatte, ließ sich dazu eigens im Inselosten nieder.
Die Bucht von Portocolom schien ihm von ihrer Lage und ihren Bedingungen her ideal zu sein für sein Unternehmen. Wo sich damals der Hangar für das Wasserflugzeug befand, ist nun vergangene Woche offiziell eine Gedenkplakette angebracht worden, im Beisein von Ortés Tochter Margarita.
Eingefädelt hatte den Akt der Präsident der Stiftung Fundació Areonautica Mallorquina, Miquel Buades. Seit Jahren erforscht der pensionierte Lehrer und Hobby-Pilot die Geschichte der Luftfahrt auf der Insel und fördert dabei immer wieder erstaunliche Details zutage. Dinge, die kaum jemand für möglich gehalten hätte.
Das gelingt ihm nicht nur, weil bislang kaum jemand sich der Thematik widmete. Sondern auch, weil dabei hin und wieder heikle Punkte der Vergangenheit angesprochen werden. Orté etwa stand im späteren Spanischen Bürgerkrieg auf der Seite der Verlierer. Aus diesem Grund sind seine Verdienste als Flugpionier in der folgenden Francozeit totgeschwiegen worden.
Ángel Orté (1894-1975) erlernte das Fliegen in Frankreich. Dort konnte, nach den Luftschlachten im Ersten Weltkrieg, das aviatische Handwerk der Piloten nur mehr als Zirkus- oder Postfliegerei brillieren. Als Briefträger der Lüfte findet auch Orté zunächst eine Anstellung bei der neuen Fluggesellschaft "Aero MarítimaMallorquina", die den Postvertrieb zwischen Palma, Barcelona und Valencia übernimmt.
Doch das ist dem jungen Mann zu wenig. Also gründet er mit einem Kameraden die Flugschule. Im ersten Sommer melden sich fünf Schüler an, zwei aus Palma springen dann aber noch vor der ersten Flugstunde wieder ab. Bleiben ein Mann aus Felanitx und zwei Brüder aus Manacor, die den Flugschein erwerben.
1923 startet Orté mit ihnen sowie dem Mechaniker Coll aus Palma zur ersten Umrundung der Iberischen Halbinsel. Die beiden Wasserflugzeuge des italienischen Typs "MacchiM18" steigen in der Bucht von Palma in den Himmel und absolvieren Starts und Landungen in 22 spanischen Städte sowie in Portugal - Barcelona, Saragossa (Landung auf dem Ebro!), Fuenterrabía, Bilbao, Santander, Gijón, Ribadeo, El Ferrol, La Coruña, Vigo, Lissabon, Huelva, Ayamon te, Isla Cristina, Sevilla (auf dem Guadalquivir), Cádiz, Málaga, Almería, Alicante, Valencia, Tarragona, und wieder Barcelona. Landesweit bejubeln die Zeitungen die fliegerische Pioniertat.
Auch wenn die Flugschule Ortés nur ein Jahr existierte - eine Bruchlandung der Maschine brachte den Ruin - bildet die kurzlebige Aktivität des Unternehmers einen Meilenstein in der Luftfahrtgeschichte der Insel: Mallorca stieg aus einfachsten Anfängen zum heutigen "Aviationszentrum" im westlichen Mittelmeer auf. Möglich wurde dies durch den Tourismus. Aber ohne die Luftfahrt hätten die vielen Urlauber kaum je den Weg nach Mallorca gefunden.
Erstmals im Jahre 1910 war ein per Schiff zur Insel befördertes Flugzeug auf Mallorca gestartet. Dem Kunstflieger Lucien Mamet brach bei der Landung der "Blériot XI" Minuten später das Heck vom Rumpf.
1916 gelang dem Piloten Salvador Hedilla der Erstflug vom Festland zur Insel.
1921 wurde auf der Finca Son Bonet ein Flugplatz ausgewiesen. Diese Keimzelle war bis 1960 Mallorcas offizieller Verkehrsflughafen. Schon vorher, 1920 gab es bereits den Airport für Wasserflugzeuge, mit Hangars direkt unter den Windmühlen von Es Jonquet in Palma.
Der heutige Airport Son Sant Joan nahm seinen Betrieb als ziviler Flughafen im Jahre 1960 auf. Heute landen und starten dort jährlich 22 Millionen Passagiere.
Ebenfalls gelandet ist vergangene Woche ein Wasserflugzeug, vom Festland kommend, in der Bucht von Portocolom. Es war eine Hommage an den Flugpionier Orté. Seit 1923 war in dem Hafen kein ziviles Wasserflugzeug mehr eingeschwebt.