Sie werden botijeros genannt und gehörten vor 30 Jahren zum gewohnten Straßenbild in den Touristenzentren auf Mallorca. Besonders beliebt als Fotomotiv waren die - wörtlich - "Krughändler" wegen ihrer bunt geschmückten "Ladentheke", mit Tonkrügen und Karaffen behangene Esel, die sie durch die Straßen führten.
Die MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" hat den vermutlich Letzten seiner Art vor Kurzem an einem Strand der Gemeinde Calvià getroffen: Julián Castaño. Der ist mit seinem treuen Esel "Sebastián" seit 16 Jahren in den Touristenorten der Gemeinde unterwegs.
Die Zeiten haben sich jedoch geändert: "In guten Jahren konnte man in sieben Monaten 20.000 Euro verdienen, heute sind es kaum mehr als 3000", sagt er. Die beste Zeit waren für ihn die 80er und 90er Jahre. Sein Angebot hat er seitdem kaum geändert, nur dass heute ein Foto mit ihm und Sebastián einen Euro kostet.
Den zahlen die Touristen zwar gerne, aber leben kann man davon auch nicht. Ebenso wenig wie von seinen selbst bemalten Töpfen, Krügen und Karaffen - ein mit Liebe gemachtes, handwerkliches Produkt, das sich kaum verkauft.
Von seinen beiden Kindern wird Castaño keines nachfolgen: "Meine Tochter ist Krankenschwester und mein Sohn Flugzeugmechaniker." Castaño wird wohl Mallorcas letzter botijero bleiben.
(aus MM 36/2014)