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Er liebte den Umgang mit dem einfachen Volk

Hauptwohnsitz des Erzherzogs war Son Marroig

Erzherzog Ludwig Salvator interessierte sich für Naturwissenschaften und Sprachen. | Foto: Archiv Ultima Hora

Son Marroig, Deià, Mallorca |

Ludwig Graf Neudorf nannte sich der 20-jährige junge Mann, der 1867 auf die Balearen reiste, um hier naturwissenschaftliche Studien zu unternehmen. Bei dem Forscher handelte es sich um keinen Geringeren als Ludwig Salvator, Erzherzog von Österreich und Prinz von Toskana. 1847 in Florenz geboren, wurde Schloss Brandeis bei Prag Sitz der Familie, die im Zuge der nationalstaatlichen Bestrebungen in Italien die Toskana verlassen musste.

Mit der höfischen Etikette hatte der Spross aus dem Hause Habsburg-Lothringen nichts am Hut. "Lieber vielfältig als einfältig", soll er das Gespött über seine abgewetzte, verknitterte Kleidung kommentiert haben. Dagegen interessierte er sich für Naturwissenschaften und Sprachen, liebte den Umgang mit dem einfachen Volk. Kurz: Bei Hofe galt der Erzherzog als Sonderling. Und so tat Kaiser Franz Joseph I. gut daran, ihn zu "beurlauben".

Mallorca und Ludwig, das war Liebe auf den ersten Blick. 1870 ließ er sich auf der Insel nieder, erwarb in den folgenden 30 Jahren einen ganzen Küstenstrich zwischen Valldemossa und Deià. Sein Hauptwohnsitz war Son Marroig, darüber hinaus gehörten ihm Son Moragues und Son Miramar, ebenso das Landgut S'Estaca. Dort errichtete der Erzherzog ein Landhaus für die Tischlertochter Catalina Homar, die offiziell Verwalterin seiner Weingüter war, inoffiziell möglicherweise seine Geliebte. Einer breiten Öffentlichkeit wurde das Anwesen bekannt, als Michael Douglas das Anwesen erwarb, das nun wieder zum Verkauf steht.

Auf Mallorca wurde Ludwig Salvator zweimal von Kaiserin Sisi besucht. Für Gerede am Wiener Hof sorgte vor allem ihre Visite an Weihnachten 1892: Statt mit ihrem Gemahl feierte sie auf der Insel mit ihrem Cousin "Luigi" ihren 55. Geburtstag.

Auf der erzherzoglichen faulen Haut zu liegen, war Ludwig Salvators Sache nicht. Jahrzehntelang bereiste er auf seinen Schiffen Nixe I und II zu Studienzwecken das Mittelmeer. Begleitet wurde er meist von rund zwei Dutzend Personen und allerlei Tieren, darunter Hunde Katzen und Affen. Zeitgenossen bezeichneten sein Schiff spöttisch als "Arche Noah". Seine Erkenntnisse hielt Ludwig in Büchern fest, unter anderem in dem 6000-seitigen Monumentalwerk "Die Balearen in Wort und Bild".

Seine Schriften brachten dem Erzherzog Diplome und Ehrenmitgliedschaften diverser Akademien ein, ebenso eine Goldmedaille auf der Pariser Weltausstellung 1878. Seinem Freund Jules Verne diente er gar als Romanvorlage. Auch die Mallorquiner hielten große Stücke auf ihren prominenten Residenten: Sowohl die Inselregierung als auch die Stadt Palma ernannte ihn zum Ehrenbürger.

Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, beorderte der Kaiser den an Elefantiasis leidenden Erzherzog zurück ins Reich nach Schloss Brandeis. Dort starb er am 12. Oktober 1915.

(aus MM 1/2015)

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