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Als Mallorca Ebro-Wasser trank

Vor 20 Jahren: Die "Cabo Prior" wird an der Westmole in Palmas Hafen festgemacht. Dieser Tanker diente als Zwischendepot für das Ebro-Wasser, das mit dem Schiff "Móstoles" von Tarragona herbeigeschafft wurde. | Foto: Archiv Ultima Hora

Palma de Mallorca |

Es ist 20 Jahre her, dass auf Mallorca die "Operación Barco" gestartet wurde. Am 10. April 1995 lief erstmals der Tanker "Móstoles" in den Hafen von Palma ein, um Ebro-Wasser zu entladen. Zwei Jahre lang wurde Mallorca, das damals unter einer lang anhaltenden Dürre litt, per Schiff mit Trinkwasser versorgt.

Die Aktion, ohnehin höchst umstritten, startete mit einem Fiasko: Die ersten 30.000 Kubikmeter mussten nämlich ins Hafenbecken geleitet werden, weil das Wasser nach Lösungsmittel roch - man hatte die Laderäume des Tankers gestrichen. Ganz Europa lachte über den Fauxpas.

Die Insulaner saßen vor 20 Jahren sprichwörtlich auf dem Trockenen. Die Pegel der Grundwasserbrunnen, Hauptquell der Trinkwasserversorgung, hatten nach regenarmen Jahren Niedrigststände erreicht und drohten zu versalzen.

Die damalige Regionalregierung unter Gabriel Cañellas (PP) holte sich Hilfe auf dem Festland und startete mit Unterstützung der Zentralregierung von Felipe González (PSOE) die "Operation Schiff".

Die Umweltschützer waren strikt dagegen, sprachen von einem umweltpolitischen Offenbarungseid. Die Gruppe GOB forderte Maßnahmen zum Wassersparen und nachhaltige Investitionen in die Infrastruktur, etwa die Sanierung des Leitungsnetzes, individuelle Wasserzähler in Haushalten und getrennte Kreisläufe für Trink- und Brauchwasser in Hotels. Kritik kam auch aus Katalonien, wo die Ebro-Anwohner gegen die Wasserentnahme wetterten.

Doch die Aktion wurde fortgesetzt. Bis Dezember 1997 kam die "Móstoles" alle drei Tage von Tarragona mit einer Wasserladung nach Mallorca. Insgesamt wurden auf diese Weise 29 Millionen Kubikmeter beigeschafft und vornehmlich in das Wassernetz von Palma und Calvià eingespeist. Die Kosten wurden mit 3,6 Milliarden Pesetas angegeben, rund 21 Millionen Euro.

Eine ähnliche Notsituation wie damals ist heute unwahrscheinlich geworden. Denn in den Folgejahren nach der "Operación Barco" wurden mehrere teure Meerwasserentsalzungsanlagen angeschafft - die inzwischen weitgehend stillstehen -, außerdem steht durch die Pipeline von Sa Costera nach Palma mehr Trinkwasser zur Verfügung. Auch wurden einige Sparmaßnahmen beschlossen. Die Regelung, dass neue Golfplätze mit Klärwasser beregnet werden müssen, geht auf diese Zeit zurück.

Zu einem wirklichen Umdenken im Umgang mit dem kostbaren Nass hat die "Operation Schiff" allerdings nicht geführt. Viele der damals geforderten nachhaltigen Investitionen in die Wasserwirtschaft wurden nie umgesetzt. (nd/jog)

(aus MM 15/2014)

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