Gleich drei Jobs hat Heimke Mansfeld aus Santanyí nach eigenen Angaben. Zunächst ist sie die Chefin eines Friseur- und Kosmetikstudios. Darüber hinaus ist sie Visagistin. Und, last but not least, auch noch Gründerin der Stiftung Hope Mallorca. So kommt es an manchen Tagen schon einmal vor, dass sie um 7.30 Uhr morgens zwei bis drei Stunden Papierkram im Büro ihrer Stiftung erledigt, um danach – um zehn Uhr – ihrer ersten Kundin im Friseursalon die Haare zu schneiden. Nach einer Acht-Stunden-Schicht mit Schere und Lockenwickler in der Hand ist sie wieder im Büro von Hope Mallorca zu finden, wo sie die liegengebliebene Arbeit erledigt.
Darüber hinaus wird sie manchmal, wie in der aktuellen Woche, für ein paar Tage auf Sizilien gebucht, wo sie als Visagistin Models für einen Fotojob betreuen muss. „Mein Tag hat 48 Stunden, und 24 Stunden davon sind Hope Mallorca”, lacht Mansfeld.
Dieser enormen Arbeitsleistung liegt Heimke Mansfeld zufolge ein Geheimnis zugrunde. „Ich war als Kind hyperaktiv und habe es erst jetzt als Erwachsene geschafft, meine Energien in die richtigen Bahnen zu lenken”, lacht die erfolgreiche Macherin. Die Motivation für ihr Tun sei ihr Herz, sagt sie. Sie liebe einfach, was sie tut, und Arbeit bedeute für sie keinen Stress.
Zu Beginn der Corona-Pandemie 2020 hatte sie in der eigentlich reichen Gemeinde Santanyí mit eigenen Augen Notleidende gesehen. Denn viele Mallorquiner hätten weder Kurzarbeiter- noch Arbeitslosengeld erhalten und waren daher existenziell bedroht.
Die 56-Jährige erklärt: „Ich wollte nie in einem Land leben, in dem Menschen hungern müssen.” In dieser schwierigen Zeit im Lockdown entstand die Idee für Hope Mallorca. „Familien waren teilweise wochenlang eingeschlossen und sind ohne Heizung mit Kindern in ihren Wohnungen gesessen. Und plötzlich standen hier 70 Familien vor der Garage unserer Stiftung und wollten etwas zu essen haben.” Hope Mallorca stellte sich den anfänglichen Schwierigkeiten und ist gewachsen und gewachsen. Mittlerweile feierte die Hilfsorganisation ihr zweijähriges Bestehen.
Doch mit der Zeit hat sich einiges bei Hope Mallorca verändert. Zwei von den ursprünglich drei Gründungsmitgliedern, Jasmin Nordiek und Sonja Willner, legten ihre Funktion nieder. Die freigewordenen Posten im Vorstand wurden vom ehemaligen Banker Bartolomé Canals Adrover und Mansfelds Mann, Juan Santa Cruz Ferrer, besetzt. Auch ihre Tochter Marie (26) ist stark in die Arbeit der Stiftung eingebunden. Ihre perfekten Sprachkenntnisse des Spanischen und Katalanischen kommen bei wichtigen Verhandlungen zum Einsatz, etwa bei Gesprächen mit dem Inselrat oder wenn es darum geht, Subventionen der EU zu beantragen. Mansfelds zweiter großer Stolz ist ihr Sohn Dennis (28). Doch der geht eigene Wege und verfolgt eine durchaus erfolgreich eine Karriere als Musiker.
90 Prozent der Spendengelder, die in die Kassen von Hope Mallorca fließen, kommen aus Deutschland. Mansfeld sagt: „Ich habe mich in dieser Krise wieder etwas in Deutschland verliebt. Der Deutsche konnte während der Pandemie nicht auf seine Insel reisen, hat sie aber finanziell unterstützt.”
Die enorme Verantwortung, die Hope Mallorca nun trägt, ist nur im Team zu bewältigen. Neben weiteren Festangestellten wie einem Fahrer und einem Sozialarbeiter packen hier 160 Freiwillige mit an, sodass wöchentlich rund 4600 Personen geholfen werden kann. Von den ehemals sieben Verteilstationen sind vier übrig geblieben – Alcúdia, Santanyí, Cala Bona und Portocolom. Darüber hinaus werden mit dem Hope-Mallorca-Mobil wöchentlich 21 Familien in Can Picafort, Manacor und an der Playa de Palma mit Lebensmitteln versorgt.
Seit Beginn des Ukraine-Konflikts stellt die gemeinnützige Stiftung auch eine Logistik für Familien zur Verfügung, die auf die Insel geflüchtet sind. Bislang konnte einer Familie mit Kindern geholfen werden, die im Norden der Insel untergebracht ist. Eine weitere möchte nun ebenfalls auf Mallorca Zuflucht suchen. Zudem hat Hope Mallorca bereits 15 einheimische Familien, vor allem alleinerziehende Mütter, in Patenschaft genommen, um sie vor Obdachlosigkeit und Überschuldung zu bewahren.
Heimke Mansfelds soziales Engagement findet auch in kreativen Projekten seinen Niederschlag. In einem Online-Shop sind Produkte wie Olivenöl, mallorquinisches Meersalz, Korbtaschen und erlesene Weine erhältlich. Der Erlös fließt zu 100 Prozent in wohltätige Zwecke.
Und für den September etwa ist ein Golf-Charity-Event in Planung. Hope Mallorca sei heute so viel mehr als nur eine Stiftung, denn der Verein stelle auch eine medizinische Versorgung und eine Job-Börse zur Verfügung. Ein Ende von Mansfelds Kampf gegen die soziale Not auf Mallorca ist nicht in Sicht. Das Energiebündel sagt: „Ich denke erst ans Aufhören, wenn ich keine Lebensmittel mehr ergattern kann oder keine Spendengelder mehr erhalte.”