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Die Vision von Mallorca als "Silicon Island" - Willi Plattes im Gespräch

Willi Plattes ist Inhaber der Rechts- und Steuerkanzlei PlattesGroup und Initiator des Wirtschaftsforums „Neu Denken”. | Patricia Lozano

| Palma, Mallorca |

Mallorca Magazin:Herr Plattes, wie sind Sie eigentlich nach Mallorca gekommen?

Willi Plattes:1996 habe ich meine Steuerkanzlei in Deutschland und meine Unternehmensbeteiligungen verkauft. Mit meiner Frau und unseren fünf Kindern wollten wir im Ausland leben. Nachdem wir uns Los Angeles, Florida und selbst die Toskana angeguckt hatten, haben wir uns letztendlich für Mallorca entschieden. Die Nähe zu Deutschland, die medizinische Versorgung und die gute Schulbildung auf der Insel waren dabei die ausschlaggebenden Kriterien. 2000 haben meine Frau Yvonne Plattes und ich die Firma European Accounting gegründet, die wir mittlerweile unter dem Label „PlattesGroup” führen.

MM:Sie sind Mit-Initiator des Wirtschaftsforums „Neu Denken”. Wie kam es zu der Idee?

Plattes:Vor Jahren habe ich die erfolgreiche Medienunternehmerin Sabine Christiansen kennengelernt. Sie moderiert unter anderem auf dem Kreuzfahrtschiff „MS Europa 2” Talks, zu dem ich als Gast eingeladen war. Zusammen entwickelten wir die Idee, dieses Wirtschaftsforum ins Leben zu rufen. Ebenfalls konnten wir die renommierten Kanzleien Flick Gocke Schaumburg aus Deutschland und LeitnerLeitner aus Österreich für das Vorhaben gewinnen. Zunächst fand das Forum mehrmals im Kongresspalast in Palma statt. Im Pandemiejahr 2020 sind wir nach Hamburg ausgewichen. Und nun fand der Event schon zum zweiten Mal wieder auf Mallorca statt.

MM:Hätte die Tagung denselben Erfolg, wenn sie auf einem Schloss in Ostdeutschland, in München oder in Hamburg stattfinden würde?

Plattes:Wesentlich bei dem Forum sind die Vertraulichkeit und das familiäre Umfeld. Und der Veranstaltungsort – Mallorca – ist das Sahnehäubchen obendrauf. Die Insel hat einen tollen Charme und ist für viele Menschen ein Landeplatz für Träume. Wir haben fast ausnahmslos tolles Feedback bekommen.

MM:Wie sieht die Zukunft von „Neu Denken” aus?

Plattes:Das Datum der Veranstaltung im kommenden Jahr steht schon fest: Und zwar soll sie vom 
1. bis 3. Juni 2023, also in der Woche nach Pfingsten, stattfinden. Aus dem Teilnehmerkreis wurde sehr deutlich der Wunsch geäußert, dieses Format nicht nur einmal im Jahr stattfinden zu lassen. Deswegen haben wir uns entschlossen, mit kleineren aber hochkarätigen „Neu Denken”-Veranstaltungen die lange Wartezeit zu überbrücken. Der erste weitere Event findet am 30. September im T Golf & Country Club Poniente bei Calvià statt. Hierfür haben bereits zwei hochkarätige Referenten wie der Vorstandsvorsitzende der Commerzbank Dr. Manfred Knof und der Chefstratege des weltweit größten Vermögensverwalters BlackRock, Dr. Martin Lück, zugesagt. Ein weiteres kleines Wirtschaftsforum ist für den Zeitraum rund um die Mandelblüte Anfang Februar angesetzt.

MM:Sie haben ja auch eine weitere Vision für die Insel – Stichwort „Silicon Island”.

Plattes:Ja, richtig! Mit mehreren Investoren möchten wir gemeinsam Mallorca zu einer Marke entwickeln. Wir sind derzeit eine Gruppe von sieben Insel-Liebhabern, die sich mit konkreten Projekten beschäftigen. Herr Prof. Dr. Helmut Schönenberger von der Technischen Universität München ist einer der erfolgreichsten Startup-Gründer Europas. Er hat sein Interesse bekundet, seine Erfahrungen miteinzubringen

MM:Wie konkret sind denn die Pläne zu dem Projekt?

Plattes:Im Juli haben wir das nächste Investorentreffen. Wir wollen nach dem Vorbild des Google-Büros in Zürich ein Zentrum schaffen für junge Talente, Menschen mit viel Potenzial. Eine Brain-Schmiede mit Cafés, Ruheräumen, einer Sauna, einem Yoga-Studio, Fitnesscenter – und das auf 6000 bis 8000 Quadratmetern, in der Nähe von Palma. In solch einem Umfeld kann sich viel entwickeln.

MM:Könnte das auf der Insel neue Arbeitsplätze schaffen?

Plattes:Für die Insel wäre es sehr gut, einen neuen Wirtschaftszweig neben dem Tourismus und dem Bausektor zu schaffen. Wir wollen mit Zukunftsindustrien wie künstliche Intelligenz, Digitalisierung und Start-ups einen Beitrag dazu leisten. Das treibt uns an. Zu diesem Antrieb gehört auch, dass wir der neuen Generation auf dieser tollen Insel Zukunftsmöglichkeiten bieten wollen.

MM:Soll dieses neue Modell dann aussehen wie in Silicon Valley? Allein der Name ist dem Technologie-Standort in Kalifornien entnommen ...

Plattes:Großunternehmen und auch der deutsche Mittelstand überlegen intensiv, auf der Insel Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen, damit die Arbeitsverhältnisse in Deutschland mit der Möglichkeit eines drei- oder viermonatigen Aufenthaltes auf Mallorca angereichter werden. Für die modernen IT-Nomaden ist ein Arbeitsplatz in diesem Umfeld ein wichtiges Entscheidungskriterium für die Wahl des Arbeitgebers. Somit entsteht ein Zusatznutzen für den Arbeitgeber, den Arbeitnehmer und letztendlich auch für die Insel. Wir sind sicher, dass dieser Ansatz einen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit Mallorcas leistet.

MM:Mit all diesen Projekten – in welcher Rolle sehen Sie sich? Als Visionär?

Plattes:Mein Lebensmotto richtet sich an Hermann Hesses „Der Steppenwolf” aus: Man muss den sicheren Schutz der „Herde“ verlassen, um einen anderen Blickwinkel auf die Vielfältigkeit der Welt zu bekommen. Das Verlassen der „Herde“ bedeutet ein höheres Risiko, aber auch mehr Erlebnis und Erkenntnisgewinn. Dieses Lebensmotto wird von vielen in der Investorengruppe „Silicon Island” geteilt.

Die Fragen stellte Dominik Sarota

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