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10 Jahre "Tinder": Mallorcas Psychologen warnen vor Gefahren durch Dating-Apps

Single-Börsen wie Tinder haben das Flirtverhalten in der Gesellschaft komplett verändert. | Pixelia

| Mallorca |

Vor genau 10 Jahren begann die Online-Plattform „Tinder“ das bis dahin bestehende konventionelle Flirting und Dating-Konzept weltweit zu verändern. MIt Erfolg. Die von der US-amerikanischen Software-Firma Match Group in Texas (USA) vermarktete App zählt aktuell mit über vier Millionen registrierten Usern in über 190 Ländern zu den populärsten Single-Börsen im Internet.

Ähnlich wie andere Social-Media Programme greift auch das gebührenpflichtige Tinder auf ein sogenanntes Swipe-System zurück, mit dem der jeweilige Nutzer die Profilfotos und -Infos von anderen Nutzern in ihrer Nähe ansehen kann. Gefällt dem Nutzer eine Person, so wischt er dessen Bild nach rechts. Gefällt sie ihm nicht, wischt er nach links. Wenn beide Nutzer ihre Bilder gegenseitig nach rechts gewischt haben, entsteht ein sogenanntes Match, das die Möglichkeit schafft, mit dieser Person über einen eigenen Online-Chatkanal zu kommunizieren. Bei den Tindern-Usern handelt es sich zu 50 Prozent um Frauen und Männer zwischen 18 und 25 Jahren, die auf der Suche nach einer Beziehung sind, häufig aufgrund von sexuellen Wünschen.

Ähnlich wie in anderen Ländern und Regionen weltweit warnen Psychologen auch auf Mallorca vor den möglichen „Nebenwirkungen“ bei der Nutzung von Dating-Börsen wie Tinder. „Solche Online-Plattformen haben die Art und Weise verändert, wie Menschen früher auf der Suche nach einem Partner waren“, erklärt Margarita Paris, Leiterin der Arbeitsgruppe für Geschlechter-Gleichstellung des Psychologenkollegium der Balearen gegenüber der MM-Schwesterzeitung Ultima Hora. „Früher gingen die Leute auf Partys oder in Bars, um andere Menschen kennenzulernen. Die Kontaktaufnahme war ganz anders, denn man musste ein Gespräch beginnen; der erste Eindruck war zwar auch das Äußere, aber ob einem eine Person gefiel, hing von vielen anderen Faktoren ab“, so die Psychologin. „Bei Tinder schaut man sich ein Foto an und weiß sonst nichts. Man beginnt ein Gespräch über eine App, die einem eine gewisse Anonymität verleiht, gleichzeitig weiß man aber nicht, wer sich hinter dem Bildschirm verbirgt.“ In vielen Fällen führe die Suche nach einer Beziehung über Dating-Börsen zu herben Enttäuschungen, die wiederum das Selbstwertgefühl des Betroffenen schädigen. „Die Folge sind oft psychische Störungen und Probleme“.

Schuld daran habe ihrer Ansicht nicht die App selbst, sondern vielmehr die Illusion, unter Hunderten von Tindern-Profilen den vermeintlichen Traumpartner zu finden. MIt einem Wisch. Und das innerhalb weniger Sekunden. „Das Konzept ist in der heutigen Einweg-Gesellschaft hinreichend bekannt: Es heißt Benutzen und Wegwerfen. Ich schaue mir das Foto an, es gefällt mir nicht; also wische ich zum nächsten Foto. Alles geht viel schneller, wir verlieren die Magie des Augenblicks, und wir sind dabei, eine sehr konsumorientierte Art des Flirtens zu entwickeln“, sagt Paris.

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