Der folgende Text ist der MM-Kolumne "Unter vier Augen" von Talia Christa Oberbacher entnommen. Die Autorin ist Hypnose-Therapeutin und Coach in der Palma Clinic auf Mallorca.
Wenn ich eines vermisse, seitdem ich hier auf Mallorca lebe, dann ist es, regelmäßig in mein Lieblingskino zu gehen. Ich liebe es, voller Vorfreude auf den Film zu warten, ich liebe Kinowerbung, die irgendwie immer etwas witziger oder cooler zu sein scheint als die im Fernsehen, und ich liebe den Moment, wenn der Eismann kommt. Auch wenn ich im Kino selten Eis esse (ich mag am liebsten das Große mit Vanille und Schokoladenüberzug, den ich dann aber leider immer gleichmäßig auf meiner Kleidung und im Gesicht verteile), gehören der kurze Auftritt und die Frage nach Eisgelüsten zum vollen Kinospaß einfach dazu.
Das Genre des Filmes kann dabei sehr unterschiedlich sein. Ich mag Komödien, auch Liebesschnulzen, Thriller und ab und zu auch mal einen Science Fiction. Natürlich Filme mit Tiefgang, aber auch seichte Unterhaltung. Nur Kriegs- und Horrorfilme interessieren mich gar nicht.
Wenn ich einen Film sehr mag, kann es durchaus sein, dass ich ihn so oft ansehe, dass ich ihn irgendwann mitsprechen kann. „Es war im Sommer 1963. Alle nannten mich Baby.” Na, welcher Film beginnt so? Richtig, „Dirty Dancing”.
Wenn wir schon dabei sind: Wie viele von Ihnen, die den Film kennen und lieben, haben schon einmal (oder wie ich mehrfach) die Wassermelonen-Szene ins echte Leben übertragen und sich nach einer sehr dummen oder naiven Bemerkung zum großen Schwarm gefragt, wie das passieren konnte. „Ich habe eine Wassermelone getragen”, ist ein wunderbares Synonym für sämtliche Äußerungen, die die Welt nicht braucht. Spätestens seit „Harry und Sally” wissen wir verbindlich, dass Frauen in der Lage sind, Männern einen Orgasmus vorzuspielen. Aber wir wissen auch, dass es keine Freundschaft zwischen Männern und Frauen geben kann, der Sex kommt ihnen immer dazwischen.
Überhaupt ist die Kinowelt eine großartige Inspirationsquelle für alle Lebenslagen und ich habe eine kleine, feine Auswahl an Filmen. Je nach Situation greife ich darauf zurück und schaue mir den entsprechenden Film an. Im Zweifel wieder und wieder. Wenn ich ganz schlechte Laune habe oder großen Weltschmerz, hilft es mir immer, die Verfilmung der auf Tatsachen beruhenden Geschichte von Philippe Pozzo di Borgo und Abdel Sellou, „Ziemlich beste Freunde”, anzusehen. Einsame Spitze ist die rasante Fahrt mit dem Maserati durch das nächtliche Paris, zu Beginn des Filmes, nur noch zu toppen durch die Szenen, in denen der Pfleger seinen Auftraggeber liebevoll versorgt und nicht nur dessen Körper, sondern auch dessen Seele pflegt. Sei es, in dem er ihn zum Lachen bringt, ihn immer wieder aus dem trüben Alltagstrott reißt oder am Ende sogar eine neue Liebe für ihn ermöglicht. Ein echter Feel-good-Movie.
In der Trilogie „Der Pate”, die zugegebenermaßen sehr brutal und oft abstoßend ist, gibt es dennoch Lebenswahrheiten zu entdecken, die ich auch manchmal meinen Klienten mitgebe. Mit „Es ist nicht persönlich, es ist nur geschäftlich”, kann man sich beispielsweise daran erinnern, nicht alles zu persönlich zu nehmen oder zu sehr an sich heranzulassen. Ok, im Film endet die Szene mit der Liquidierung eines Kriminellen, aber was will man in der Lebensgeschichte eines Mafia-Bosses anderes erwarten?
Dass Forrest Gumps Mama wirklich weise war, wissen wir nicht zuletzt durch den im Film von ihr wiedergegebenen Satz: „Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen. Man weiß nie was man kriegt.” Und so mancher Klient, der sich mit einer schwierigen Entscheidung konfrontiert sah und diese sofort treffen wollte, ist aus meiner Praxis gegangen mit dem Rat, den sich einst Scarlett O’Hara in dem monumentalen Film „Vom Winde verweht” selbst gab: „Aber nicht heute. Verschieben wir es auf morgen.”
Ich bin übrigens ein Freund davon, herausfordernde Lebenssituationen und dazugehörige Stimmungen mit Filmen zu begleiten, die der Gefühlslage entsprechen. So empfehle ich beispielsweise Klienten bei Liebeskummer oder Trennungen den schweren, traurigen Gefühlen durchaus auch Raum zu geben und Filme anzusehen, in denen es um ähnliche Themen geht. Ein gutes Beispiel für eine große, nicht gelebte Liebe zeigt der Film „Die Brücken am Fluss”, in dem sich Meryl Streep in ihrer Rolle für ihre Familie entscheidet und damit gegen die große Liebe zu Clint Eastwood, die dennoch über seinen (Film-)Tod hinausgeht. Ein Tränenschocker.
Eine andere, ebenfalls unglückliche Liebesgeschichte, erlebt ebenfalls Meryl Streep mit Robert Redford in „Jenseits von Afrika”. Auch wenn der Film in einigen Punkten von der zugrunde liegenden Lebensgeschichte von Karin Blixen abweicht, ist die Botschaft, trotz des Verlustes von Farm und Robert: niemals aufzugeben. Auch wenn wir uns beim Ansehen solcher Filme vielleicht zunächst in Tränen auflösen (mir passiert das immer gerne), so können sie uns auch in der jeweiligen Lebenssituation abholen und neuen Mut machen.
Ein wundervoller Film, der auch davon handelt, nicht aufzugeben, obwohl es streckenweise so aussieht, als hätte die Protagonistin schon längst alle Hoffnung verloren, ist „Beflügelt – Ein Vogel namens Penguin Bloom”. Der Film erzählt die Geschichte einer jungen Ehefrau und Mutter, deren Leben sich durch einen schrecklichen Unfall total verändert. Mithilfe einer Elster, die eines ihrer Kinder eines Tages mit nach Hause bringt und die sich weigert zu fliegen, geschieht das Wunder. Auch dieser Film basiert auf einer wahren Geschichte und lässt den Zuschauer mit einem Gefühl von Zuversicht und Vertrauen ins Leben zurück.
Der für mich beste Film, um in 135 Minuten herzhaft zu lachen und vor Rührung und Mitgefühl zu weinen ist und bleibt „Tatsächlich Liebe”. Allein die Eröffnungsszene in der Ankunftshalle des Flughafens London Heathrow und der Hinweis darauf, dass wir überall von Liebe umgeben sind erzeugt in mir ein warmes Gefühl: „Oft ist sie (die Liebe) weder besonders glanzvoll noch spektakulär, aber sie ist immer da: Väter und Söhne, Mütter und Töchter, Ehepaare, frisch Verliebte, alte Freunde.” Glauben Sie es oder nicht, seitdem ich diesen Film gesehen habe, achte ich in jeder Ankunftshalle darauf, wie glücklich die Menschen aussehen, die sich zur Begrüßung anlächeln, küssen oder sich in den Armen liegen. Love is all around!