Auch wenn der Tod untrennbar mit dem Leben verbunden ist, ist der Verlust eines geliebten Familienmitglieds und die damit einhergehende Trauer wohl eine der größten Herausforderungen für Hinterbliebene. Abgesehen von der emotionalen Belastung müssen sie außerdem den Nachlass verwalten, die Beisetzung organisieren und jede Menge bürokratische Hürden nehmen. Verstirbt ein Mensch mit deutscher Staatsangehörigkeit dann auch noch hier auf Mallorca und nicht in Deutschland, verkompliziert sich der letzte Weg noch einmal zusätzlich. In Spanien gibt es nicht nur andere Gesetze und Richtlinien, auch die Sprache kann zu einem echten Hindernis werden.
Die beiden Unternehmerinnen Tanja Sauerwein und Mirja Helms haben es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, den Familien in dieser schweren Zeit zur Seite zu stehen und gewissermaßen eine Brücke zwischen Deutschland und Mallorca zu bauen. Ihre Motivation hat einen sehr persönlichen Hintergrund, erzählt Mirja Helms. „Tanja und ich haben beide ziemlich früh unsere Mütter verloren. Dabei haben wir damals unabhängig voneinander unheimlich viel Einfühlsamkeit und Fürsorge durch die Mitarbeiter des jeweiligen Bestattungsunternehmens in Deutschland erfahren. „Mirja Helms, die seit 2011 auf Mallorca lebt und hier jahrelang als Radiomoderatorin gearbeitet, sei damals so von der Herzlichkeit dieser Menschen beeindruckt gewesen, dass sie seither immer den Wunsch gehegt habe, irgendwann etwas von dieser Fürsorge weiterzugeben. „Es ist einfach ein tolles Gefühl, Menschen in diesen schweren Stunden zur Seite zu stehen. Für mich ist diese Arbeit unheimlich erfüllend.”
Gemeinsam mit ihrer langjährigen Freundin, der PR- und Kommunikationsexpertin Tanja Sauerwein, gründet sie schließlich 2021 das Unternehmen „Bon Amic”, das aus dem mallorquinischen übersetzt so viel wie „Ein guter Freund” bedeutet (www.mallorca-bestattungen.com). „Es ist wichtig zu wissen, dass wir kein Bestattungsunternehmen sind”, erklärt Tanja Sauerwein und ergänzt, „vielmehr sind wir eben der gute Freund, der zwischen der Familie, dem mallorquinischen oder deutschen Bestattungsunternehmen sowie den Behörden vermittelt.”
Helms und Sauerwein würden vornehmlich von Angehörigen engagiert werden, wenn jemand auf Mallorca verstorben sei und hier auf der Insel beigesetzt oder in sein Heimatland rückgeführt werden soll. Es gebe aber auch immer wieder Kunden, die einfach vorab schon ihre eigene Beisetzung und das drumherum geregelt haben wollen würden. „Das hat etwas mit Sicherheit zu tun”, erzählt Sauerwein weiter. „Ich habe beispielsweise vor wenigen Monaten mein Testament gemacht. Nicht, weil ich vorhabe, bald zu gehen, sondern, weil es ein gutes Gefühl ist, sich damit auseinandergesetzt und das alles in trockenen Tüchern zu wissen. Ähnlich ist das auch mit der eigenen Beerdigung.”
Ein anderer Fall, bei dem Angehörige die Dienste der beiden in Anspruch nehmen würden, sei der Sterbefall in Deutschland, verbunden mit dem Wunsch, die letzte Ruhe auf Mallorca zu finden. „So eine Situation hatten wir gerade erst wieder”, erzählt Mirja Helms. Der 43-jährige Radiomoderator Jan Lüghausen sei plötzlich und unerwartet in Deutschland verstorben, wobei einer seiner letzten Wünsche war, auf seiner Lieblingsinsel Mallorca dem Meer übergeben zu werden.
„Generell kann man sagen, dass Beisetzungen in Spanien wesentlich liberaler sind als in Deutschland. Es gibt einfach mehr Möglichkeiten”, zeigt Sauerwein auf. „Die meisten Bundesländer haben einen Friedhofszwang, das heißt, man muss in Deutschland auf einem Friedhof beigesetzt werden.” In Spanien und folglich auch auf Mallorca gäbe es diese Regulierung nicht, und so könne man, wenn man wolle, beispielsweise auch im eigenen Finca-Garten beerdigt werden.
Eine weitere Alternative sei die Lebensbaumbestattung. Hierbei werde die Asche und der Samen eines Baumes in eine biologisch abbaubare Urne verbracht, aus der dann ein neuer Baum entstehe. Wir sind aber aktuell auch auf der Suche nach einem Stück Land und einem Pächter, der uns dabei helfen möchte, für diese Form der letzten Ruhestätte noch mehr Möglichkeiten auf Mallorca zu schaffen.” Die Nachfrage nach dieser Beisetzungsform sei hoch, freut sich Mirja Helms. Auch seien die Kosten für eine Bestattung auf Mallorca geringer als in Deutschland. „Da kommt es natürlich immer darauf an, was man möchte, aber der reine Bestattungsprozess, also vom Sterbefall bis zur Übergabe der Urne an die Familie ist auf der Insel nur ungefähr halb so teuer wie in Deutschland.”
Im Prinzip gebe es kaum etwas, mit dem man nicht an die beiden Firmengründerinnen herantreten könne. „Wir haben beispielsweise auch schon die Wohnung eines Verstorbenen ausgeräumt, weil es den Angehörigen nicht möglich war, das selbst zu tun.” Es gehe darum, den Hinterbliebenen so viel wie möglich von der organisatorischen Last abzunehmen, damit diese sich ganz auf ihre Trauerbewältigung konzentrieren können. Eben ganz so wie ein guter Freund, der genau dann zur Stelle ist, wenn man ihn am meisten braucht.