Bereits am Morgen des 22. Dezember erfolgte in Madrid die Ziehung der traditionsreichen Weihnachtslotterie, der "Lotería de Navidad". Mallorca und ganz Spanien hofften wieder auf den "Gordo", den Hauptgewinn. Zarte Kinderstimmen verkündeten bei der Ziehung wie immer die Gewinnnummern. Die Lotterie ist aber nicht nur deshalb so populär. Da die Gewinne breit gestreut sind, ist sie ein echtes Gemeinschaftserlebnis. Inzwischen wird jährlich für die Lotería Nacional eigens ein aufwendiges Werbevideo gedreht, das ebenfalls mit großer Spannung verfolgt wird.
Dieser 24. Dezember ist für Spanier ein ganz normaler Arbeitstag. Und Geschenke werden in der Regel auch nicht verteilt, die gibt es erst zu Dreikönig. Zu den weihnachtlichen Traditionen des Heiligen Abends ("Nochebuena", die "gute" Nacht) auf Mallorca gehört die Mitternachtsmesse "Misa del Gallo" (Hahnenmesse) mit dem Sibyllengesang, der 2010 zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Im Anschluss genießt man frische Ensaimadas oder Churros mit heißer Schokolade.
Aber die Bräuche wandeln sich, nicht zuletzt beeinflusst durch den Tourismus und die ausländischen Residenten. Auch in einigen mallorquinischen Familien werden neuerdings an Heiligabend Geschenke ausgetauscht. Geändert hat sich auch der Hausschmuck: Die traditionelle Krippe wird immer häufiger durch den importierten Weihnachtsbaum ergänzt. Außerdem hat sich die „Nochebuena” zu einem wichtigen Tag für Nachtschwärmer entwickelt – nach dem „Weihnachtsgedöns” in der Familie zieht es die Jugend auf die Piste, bis in die frühen Morgenstunden. Für die Dhttps://www.mallorcamagazin.com/fotogallerie/feiern-die-inselresidenten-weihnachten-auf-mallorca.htmleutschen, Österreicher und Schweizer auf der Insel stehen an Heiligabend die beiden deutschsprachigen ökumenischen Weihnachtsgottesdienste in der Kathedrale im Mittelpunkt des Geschehens. Sie gibt es seit 1971, also auch schon eine Tradition.
Der Erste Weihnachtsfeiertag steht für die Mallorquiner ganz im Zeichen der Familie. Man kommt zu einem großen Mittagessen zusammen, das nicht selten bis in den Abend dauert. Traditionelle Hauptgerichte sind Spanferkel, Lammbraten oder „Escaldums”, ein Eintopf mit Hühnchen. Da viele heimische Öfen zu klein sind für den Festtagsbraten für die ganze Familie, werden Spanferkel und Lamm zum Garen gerne in die nächstgelegene Bäckerei gebracht. Für die Panaderías ist dieser Tag ein Großkampftag.
Der 26. Dezember (Natividad del Señor) ist auf Mallorca ebenfals Feiertag, allerdings nicht in ganz Spanien. Auch der 2. Weihnachtstag ist der Famile vorbehalten. Während ein Tag zuvor in der Regel bei der Familie väterlicherseits gefeiert wurde, trifft man sich am 26. bei der Famile mütterlicherseits.
Der 28. Dezember ist in Spanien und Lateinamerika der „Día de los Santos Inocentes”, der Tag der unschuldigen Kinder. An diesem Tag spielt man sich Streiche oder veräppelt den Nächsten, wie es in anderen Ländern am 1. April üblich ist. Vor allem die Medien machen von der Möglichkeit Gebrauch und tischen ihren Lesern und Zuschauern ordentliche Märchen auf.
Silvester wird in Spanien „Nochevieja”, die alte Nacht genannt. Wie fast überall auf der Welt wird gefeiert, aber auch dabei gibt es Eigenheiten. Wer im Familien- oder Freundeskreis feiert, braucht unbedingt den „Cotillón”, eine Art Wundertüte (pro Person eine), in der man die Utensilien für den gepflegten Unsinn vorfindet: Clownnase, Papierschlangen, Tröte und Papierhut. Noch wichtiger sind die „Uvas de la suerte”, die zwölf Glückstrauben. Sie werden um Mitternacht verschlungen, zu jedem Glockenschlag eine.
Den Takt dafür kann im Prinzip jede Uhr mit Läutwerk vorgeben, gesellschaftlich korrekt ist aber die Uhr an der Puerta del Sol in Madrid, deren Schläge landesweit im Fernsehen übertragen werden. Eine Alternative ist die Rathausuhr von Palma an der Plaça Cort, wo sich jedes Jahr Tausende von Menschen versammeln. Per Großbildschirm werden die Glockenschläge der Rathausuhr manchmal auch live zur Plaça Joan Carles I und zum Borne übertragen. Glück soll es zudem bringen, in der Silvesternacht rote Unterwäsche zu tragen – die Bekleidungsgeschäfte sind in den Tagen zuvor voll davon.
Für die Kinder in Spanien kommt jetzt der wichtigste Teil von Weihnachten: Die „Reyes magos”, die „Heiligen Drei Könige”, bringen die Geschenke. Das geschieht in der Regel am Vorabend, wenn in Städten und Gemeinden große Umzüge mit den Königen inszeniert werden. In Palma säumen dabei mehrere Zehntausend Zuschauer die Straßen. Der Umzug hat für ausländische Beobachter etwas Karnevalistisches, selbst Bonbons werden geworfen. Die kleinen Kinder haben zuvor vor die Türe oder ans Fenster etwas „Futter” für die Kamele oder Pferde der Besucher aus dem Morgenland gelegt – als Dankeschön für die mitgebrachten Geschenke. Nach dem Umzug ist dann Bescherung.
Der Dreikönigstag selbst, wieder ein offizieller Feiertag, ist vor allem ein Familientag und dazu da, all die Geschenke auszuprobieren.