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Armut auf Mallorca

Früher Kellner, jetzt obdachlos: So leben Menschen in Zelt- und Barackensiedlungen auf Mallorca

Während Urlauber auf Mallorca in Luxushotels entspannen und an den Sandstränden Cocktails schlürfen, kämpfen nur wenige Kilometer Menschen ums Überleben – und es werden immer mehr

Eine der Barackensiedlungen am Riera-Bach in Palma de Mallorca. | F. F.

| Palma, Mallorca |

Während Urlauber auf Mallorca in Luxushotels entspannen und an den Sandstränden Cocktails schlürfen, kämpfen nur wenige Kilometer weiter Menschen ums Überleben. Inmitten der Inselhauptstadt Palma, unweit des Parc de Sa Riera, hat sich eine neue Zelt- und Barackensiedlung gebildet. Hier leben diejenigen, die durch das soziale Netz gefallen sind – ohne festen Wohnsitz, ohne Perspektive – viele solcher Siedlungen sind in den vergangenen Monaten auf der Insel entstanden. Ein Team der spanischsprachigen MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" hat sich dorthin begeben.

Ein Lager aus Teppichen, Holz und Hoffnungslosigkeit

Wer sich dem Torrente de Sa Riera nähert, sieht zwischen Gestrüpp und Müll eine Szenerie, die schockiert: Einkaufswagen voller Habseligkeiten, eine umgekippte Matratze, ein paar alte Stühle und Küchenutensilien. Ein enger, rutschiger Trampelpfad führt hinunter zu der Siedlung, wo Menschen auf wenigen Quadratmetern in Zelten oder notdürftig errichteten Holzhütten leben.

Einer von ihnen ist Hassan. 51 Jahre lebt er schon auf Mallorca, fünf davon hier, an diesem unwirtlichen Ort. Einst arbeitete er als Kellner in der Tourismusbranche, dann verletzte er sich an der Schulter – und plötzlich ging es bergab. "Ich schlafe hier in meiner Hütte, aber ich hoffe, nicht mehr lange", sagt er mit müder Stimme. Seine Unterkunft ist ein wackeliges Konstrukt aus alten Brettern, Decken und Plastikplanen. Das Bett ist erhöht – ein Schutz vor Ratten.

Vergessene Schicksale mitten in Palma

Hassan ist nicht allein. "Mit mir leben hier noch eine Frau aus Galicien und ein junger Mann aus Bangladesch, der seinen Pass verloren hat", erzählt er. Ohne offizielle Dokumente gibt es für viele keine Hilfe, keinen Ausweg. Doch auch wenn das Leben hier hart ist, will Hassan nicht in eine Notunterkunft. "Dort wird geklaut, da gibt es zu viele Probleme", sagt er.

Immerhin: "Die Polizei gibt uns Bescheid, wenn Regenfälle drohen, und das Rote Kreuz kommt manchmal vorbei", berichtet er. Doch das ist kaum mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.

Die dunkle Seite der Urlaubsinsel

Fakt ist: Palma kämpft mit einer wachsenden Obdachlosenkrise. Immer mehr Menschen landen auf der Straße, immer mehr Zelt- und Barackensiedlungen entstehen – teils mitten in der Stadt. Und während der Riera-Bach still vor sich plätschert, steht deren Zukunft auf der Kippe. "Ich würde gerne zurück in mein Heimatdorf", sagt Hassan leise. Doch die Realität sieht anders aus: Er hat kein Geld für ein Ticket. Und so bleibt er hier, in der improvisierten Hütte, umgeben von Teppichen, die verhindern sollen, dass er im Matsch versinkt – bildlich und wortwörtlich.

Die wachsende Armut wird auf der Insel immer mehr zum Problem. Viele Gering- oder Normalverdiener können sich das Leben auf Mallorca wegen exorbitant gestiegener Mieten nicht mehr leisten. Das bringt andere Probleme wie Hausbesetzungen oder die steigende Zahl

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