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„Unter Palmen heult es sich leichter”: Das harte, aber schöne Leben einer deutschen Kosmetikerin auf Mallorca

Wer es bislang nicht gewusst hat, soll hiermit gewarnt sein: Selbst auf der Sonneninsel ist das Leben kein Ponyhof! Auf die harte Tour musste das Melanie Mischke erfahren

Melanie Mischke freut sich ihre Lebens. | MM

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„Ich bin im Oktober 2020 ausgewandert – als sich die Corona-Welle etwas abgeschwächt hatte”, beginnt die gelernte Kosmetikerin. Zu jener Zeit war an einen Besuch in Beauty-Salons in Deutschland noch gar nicht zu denken. „In Spanien hingegen war das mit Maske bereits erlaubt”, so die Ravensburgerin. Sie habe ohnehin schon mit dem Gedanken gespielt, auf ihre Lieblingsinsel zu ziehen.

„Dann habe ich Nägel mit Köpfen gemacht, meine zwei Kosmetiksalons in Deutschland verkauft und bin mit zwei Freundinnen hierhergekommen”, fährt Mischke fort. Sie sei „bekennende Ballermann-Touristin”. Einmal jährlich ging es vier Tage lang zum Feiern an die Playa de Palma. Klare Sache, dass sie dafür mit ihren „Mädels” eine WG in El Arenal, ganz in der Nähe der Partymeile mietete.

Und konnte es dann gleich weitergehen als Kosmetikerin? „Das hatte ich mir hier ehrlicherweise etwas einfacher vorgestellt”, gibt die 39-Jährige zu. „Auf Mallorca war ein Besuch im Salon zwar möglich, es konnte sich jedoch keiner leisten.”, sagt sie. Und berichtet, wie sie zunächst ein Jahr von ihrem Ersparten leben musste.

„Es war sehr schwierig, überhaupt Leute zu erreichen”, eine erfolgreiche Kundenakquise war nahezu unmöglich. „Ich kam zu der bitteren Erkenntnis, dass hier keiner auf die Melli aus Ravensburg gewartet hatte”, scherzt sie. Immerhin führte sie in Deutschland 15 Jahre lang zwei große und komplett ausgebuchte Studios mitsamt Angestellten. „Und hier war ich wieder eine ganz kleine Nummer, musste ganz von vorn anfangen”, erinnert sie sich an ihren „harten Aufschlag”.

Die Hoffnung auf bessere Zeiten gab sie deswegen noch lange nicht auf. „Ich hatte immer mein kleines Köfferchen dabei und fing an, meine Dienste zusätzlich mobil anzubieten”, sagt die Selbstständige. In verschiedenen Geschäften oder auch Boutiquen suchte sie einen kleinen Raum zur Untermiete. Fündig wurde sie tatsächlich in einem Tattoostudio.

Im Laufe der Zeit ging es beruflich wieder bergauf, sodass sich Mischkes finanzielle Lage erholte. „Seit vergangenem Jahr habe ich einen Raum im Kosmetikstudio Belleza y Salud in El Arenal eingemietet”, so die Deutsche. Unter „BeBeauty” bietet sie Wimpernverlängerung, kosmetische Behandlungen wie Hydrafacial und Permanent Make-up an. „Das läuft richtig gut”, sagt Mischke und berichtet von prominenten Kunden wie Jenny Elvers und zahlreichen Auswanderern der Vox-Show.

„Im Sommer ist mein Stundenplan voll. Dann habe ich nicht einmal Zeit für eine Mittagspause und arbeite den ganzen Tag durch”, so Mischke. Dafür habe sie allerdings ihre große Liebe gefunden: Steffen Mischke. „Ein Mann, der den ganzen Haushalt schmeißt und mir gelegentlich aufgeschnittene Früchte ins Studio bringt”, sagt die Residentin in einem Ton, als könne sie ihr Glück weiterhin kaum fassen. Im Jahre 2024 heiratete die Residentin den Mann aus Schwäbisch Hall. Mit dem 54-Jährigen bewohnt sie seit zwei Jahren ein großes Apartment in erster Meereslinie.

„Ich habe keinen großen Salon mit Angestellten. Das will ich auch gar nicht mehr. Ich genieße nun mein Leben”, resümiert sie. Bevor Mischke im Sommer um neun Uhr morgens mit der Arbeit beginnt, schwimmt sie erst einige Runden im Meer. „Um acht laufe ich über die Promenade, springe für 15 Minuten in die Fluten und mache mich danach für die Arbeit fertig”, sagt sie und ihre Augen leuchten. „Das entschädigt für jeglichen Stress” betont Mischke. Dieser ist für die Deutsche unter anderem die Lautstärke mit der die Strandverkäufer an der Playa ihre Ware wie „Sangía, Sangría, Mojito Mojito” anpreisen. Und die ihr bis ins Badezimmer folgen.

Abends ginge das Ehepaar mit Freunden in nahegelegenen Tapas-Bars essen. „Von sieben Wochentagen gehen wir mindestens fünfmal in Restaurants. Am Wochenende schwingen wir die Hüften in Tanzclubs. Das sind so Dinge, auf die ich nicht mehr verzichten möchte”, stellt sie klar. „Im Winter wird es bedeutend ruhiger, es wird leiser an der Playa. Da schnaufen wir durch, haben mehr Zeit für uns.”

Und wie lautet noch fast fünf Jahren das Credo der Bemühungen? „Ich arbeite hart, aber dafür gönne ich mir dieses Leben und das viele Ausgehen. Es lohnt sich”, beteuert die Ehefrau. Im Laufe der Zeit sei ihr einiges klar geworden: „Wer nach Mallorca ziehen möchte, sollte sich bewusst sein, dass man hier für weniger Geld viel mehr und viel härter arbeiten muss”, betont sie und hält kurz inne. „Aber ein Leben in Deutschland kommt für mich nicht mehr infrage.” Ihre Lebensqualität sei dafür um ein Vielfaches gestiegen.

Motto: „Und unter Palmen heult es sich leichter”, sagt Mischke und lächelt. „Jegliche Probleme kommen mir hier nur halb so schlimm vor wie in der Heimat.”

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