Die spanische MM-Schwesterzeitung Ultima Hora auf Mallorca berichtet über eine neue Eskalationsstufe im Justizfall Matthias Kühn. Die Ermittlungsrichterin in Palma hat das laufende Verfahren gegen den bekannten deutschen Immobilienunternehmer ausgeweitet und die Kaution auf insgesamt 33 Millionen Euro erhöht. Im Fokus steht laut der Zeitung eine mutmaßlich verschleierte Transaktion einer Luxusimmobilie in Port d’Andratx – und der Verdacht, dass Kühn sein Vermögen systematisch dem Zugriff der Steuerbehörden entzogen hat.
So soll Kühn gemeinsam mit zehn seiner Unternehmen weitere 4,7 Millionen Euro Kaution hinterlegen. Die Ermittlungen betreffen laut Gericht nicht nur betrügerische Insolvenz und Prozessbetrug, sondern auch eine neue Immobilienveräußerung, bei der der offizielle Verkaufspreis „lächerlich niedrig“ gewesen sei. Die Ermittlungsrichterin vermutet eine gezielte Strategie: Immobilien seien pro forma verkauft worden, tatsächlich aber unter Kühns Kontrolle geblieben – um sie vor Gläubigerzugriff zu schützen und Steuerschulden aufzubauen, die niemals beglichen werden sollten.
Komplexe Konstrukte mit Freunden und Strohmännern
Wie Ultima Hora weiter berichtet, steht bei der neu untersuchten Transaktion die Firma „Achim Andratx“ im Mittelpunkt – laut Gericht eine Kühnsche Gesellschaft, die offiziell von einem Strohmann geführt wurde. Das einzige Vermögen: eine mit 16 Millionen Euro belastete Luxusvilla. Diese Hypothek wanderte von der einstigen Bank Sa Nostra auf ein Unternehmen, das nach Darstellung der Richterin einem engen Vertrauten Kühns gehören soll. 2022 erfolgte schließlich ein Dreiergeschäft, in dessen Rahmen ein Scheck über sechs Millionen Euro ausgestellt wurde – der allerdings nie eingelöst wurde, wie die Steuerbehörden feststellten.
Für das Gericht ist die Diskretion der Transaktion ein klares Warnsignal. Dass Kühn und sein Anwalt für diesen Deal immerhin 400.000 Euro Provision erhielten, wertet die Richterin laut Ultima Hora als einzigen realen Geldfluss in einem ansonsten „völlig intransparenten Vorgang“. Die Steuerbehörde spricht von einer klaren Absicht, Vermögen zu verschleiern – ein Vorwurf, den die Richterin in ihrem Beschluss ausdrücklich teilt.
Millionenentschädigung im Fokus
Ein weiterer heikler Punkt ist laut der Zeitung eine staatliche Entschädigung in Höhe von 96 Millionen Euro, die Kühn im vergangenen Jahr von der Balearen-Regierung erhalten hatte. Die Ermittler wollen nun nachvollziehen, wohin dieses Geld geflossen ist – und ob damit weitere Gläubigerzahlungen umgangen wurden. Schon zuvor war die Kaution gegen Kühn in mehreren Etappen erhöht worden: von anfänglich 14 Millionen auf 22 Millionen, nun auf 33 Millionen Euro.
In ihrer aktuellen Entscheidung betont die Richterin, dass Kühn und die Mitbeschuldigten vorsätzlich gehandelt hätten, um Steuerzahlungen zu umgehen. Zwar seien einige der Steuerforderungen noch nicht endgültig veranlagt, aber die Absicht zur Verschleierung habe bereits lange vorher bestanden. Das sei strafrechtlich entscheidend.
Kühn, der auf Mallorca lange als schillernder Unternehmer und Förderer großflächiger Investitionsprojekte galt, muss sich nun am 8. und 9. Juli vor Gericht verantworten – gemeinsam mit weiteren Beteiligten. Einer der Verteidiger hat bereits beantragt, den Termin zu verschieben. Ob das Gericht dem zustimmt, bleibt abzuwarten.