"Dies ist mehr als eine Ferienanlage, es ist unser Zuhause", sagt Heinz Hönig, Präsident von Aldea Cala Fornells I. Er vertritt gemeinsam mit dem Vizepräsidenten Hans Leib insgesamt 174 meist deutsche Eigentümer von Wohneinheiten in Cala Fornells ganz in der Nähe von Peguera. Dazu kommen zwei Restaurants - "La Tortuga" und "Casa Luis" - sowie eine touristische Vermietung und drei Ladengeschäfte.
Cala Fornells wurde von dem russischen Architekten Pedro Otzoup (1917-2000) entworfen und gebaut. Vor genau 40 Jahren gab es die ersten Pläne. Hans Leib kaufte damals "nur auf dem Papier", wie er sagt. 1974 wurde die Anlage fertig gestellt.
"Wir konnten damals noch Wünsche äußern, Vorschläge machen", sagt Hans Leib. Allerdings wurden diese nur angenommen, wenn sie in das Konzept passten.
"Otzoup hatte ganz klare Vorstellungen, wie alles aussehen soll", erinnert sich Hans Leib.
Pedro Otzoup schrieb - vor allem im Südwesten der Insel - Architekturgeschichte. Bis heute taucht in Immobilienanzeigen immer wieder der Hinweis auf: gebaut im Otzoup-Stil. Neben dem Casino de Mallorca in El Toro sind vor allem die Terrassendörfer Agua Marina in der Cala Llamp bei Port d'Andratx, Las Abubillas und Santa Ponça und die von Cala Fornells berühmt geworden.
Otzoups Baustil steht für individuelle, in die Landschaft eingepasste Häuser, meilenweit von allen schematischen Wohnsilos entfernt. Er orientierte sich an mediterranen Architekturen der einfachen, der einleuchtenden Art. Ohne Schnickschnack, aber mit Stil. Am meisten hasste er, wie er einmal sagte, "Gartenzwergarchitektur". Er lehnte das romantische Aufpolieren alter Fincas mit Wagenrädern und künstlichen Brunnen ab. Er war zwar traditionsbewusst, hasste aber die "gute, alte Zeit".
Die Häuser von Cala Fornells zeichnen sich durch Uneinheitlichkeit in der Einheitlichkeit aus. Jede Wohneinheit ist anders, aber das große Ganze ist aus einem Guss. Dass sich die Eigentümer bis heute daran halten, dafür sorgt Heinz Hönig: "Erhalten werden müssen die Sprossenfenster, die Rundungen, die Mittelpfeiler; Markisen müssen in bestimmten Farben genehmigt werden, Balkonverglasungen sind nicht erlaubt."
Die meisten Eigentümer halten sich gerne daran, nur neue Bewohner möchten oft andere Wege gehen. Dann muss Heinz Hönig schlichten. Wie er kommen vielen Wohnungsbesitzer schon seit vielen Jahren: "Es sind im Laufe der Zeit Freundschaften entstanden, man kennt sich. Oft kommen heute die Enkelkinder der ursprünglichen Besitzer."
Die meisten der Eigentümer verbringen in Cala Fornells etwa die Hälfte des Jahres, eher im Winter als im Sommer, obwohl die Wohnungen auch in den Sommerferien besetzt sind. Umgebaut oder restauriert werden darf nur in der Zeit von Anfang November bis Ende Februar und in Absprache mit den Nachbarn. Auch bei Partys und geselligen Runden ist Rücksicht gefragt.
Damit alles funktioniert, gibt es Verwalter, Sekretärin und ein Team von Gärtnern, die die rund 700 Beete und Blumenkübel in Schuss halten. Für die Bepflanzung der Wohnungsterrassen und Balkone sind die Eigentümer selbst verantwortlich. Das kostet im Jahr rund 62.000 Euro, die auf die Eigentümer verteilt werden, nach einer Quote, die sich wiederum nach der Größe der Wohnung richtet.
Die Grundwohnungen haben eine Größe von knapp 60 Quadratmetern, bestehen aus Wohn-/Essbereich mit amerikanischer Küche, aus Schlafzimmer und Bad.
"Die Ausstattung ist einfach", sagt Heinz Hönig, "sie orientiert sich an den Gepflogenheiten von vor 40 Jahren. Es gibt also keine Klimaanlagen, keine Fußbodenheizung, auch die Dämmung lässt ein wenig zu wünschen übrig."
Hans Leib hat 1972 für seine Wohnung rund 50.000 Mark bezahlt; Heinz Hönig vor 22 Jahren 122.000 Mark. Heute müsste man rund 300.000 Euro für eine Wohnung in Cala Fornells hinblättern.
Eines sind die Häuser von Cala Fornells nicht: alters- oder behindertengerecht. Es gibt unendlich viele Treppen und Winkel, Durchgänge. Das macht die Anlage einerseits so charmant, kann aber für ältere Menschen zum Problem werden.
"Was wir hier erlebt haben, kann uns keiner mehr nehmen", sagt Hans Leib. "Und wenn wir vielleicht eines Tages nicht mehr herkommen können, dann beginnt eben ein anderer Lebensabschnitt."
Heinz Hönig sagt: "Otzoup war ein begnadeter Architekt, was die Umsetzung eines mallorquinischen Dorfes anbelangt. Wir verteidigen seine Grundprinzipien. Wir möchten alles so erhalten, wie er es erdacht hat."