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Flucht aus dem Rotlicht-Viertel

Deutsche Fassung des Comic-Bandes der Zeichner Beltrán und Seguí geplant

Palmas Altstadt in Comic-Bildern: Wo heute rund um die Plaças Quartera und Mercadal die Tapas-Lokale der "Ruta Marciana" boomen, herrschte in den 1980er Jahren Tristesse aus Billig-Sex und Drogen.

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Unter den Liebhabern von Comics in Spanien gilt der Gemeinschaftsband von Gabi Beltrán und Bartomeu Seguí nicht als Geheimtipp, sondern als Muss. Der Erfolg der preisgekrönten "Històries del barri" (Stadtteilgeschichten), die 2011 erschienen, schwappt sogar über die Landesgrenzen: Im kommenden Jahr wird das gefragte Werk im renommierten Gallimard-Verlag erscheinen, der einst Werke von Albert Camus herausgegeben hatte. Die Palma-Episoden werden sich künftig auch auf Deutsch lesen lassen: Die Autoren haben sich mit dem Berliner Avant Verlag einigen können. Die Veröffentlichung ist für 2013 vorgesehen.

Der 160 Seiten starke Bildband, der die authentischen Kindheits- und Jugenderlebnisse des Comicschreibers Gabi Beltrán im berüchtigten Altstadtviertel von Palma, dem "Barrio Chino" (Chinesenviertel), erzählt, war schon vor seiner Veröffentlichung ein prämiertes Werk: 2010 erhielt das Projekt der beiden Autoren den Comic-Preis der Stadt Palma. Hierbei handelt es sich nicht um eine schlichte kommunale Auszeichnung, sondern um eine Referenz, gilt Mallorca doch als die spanische Region mit der höchsten Comic-zeichner-Dichte pro Einwohnerschaft.

2011 wurde das Oeuvre als bestes Werk beim Comic-Salon von Barcelona nominiert, vor Kurzem erhielt es den Branchenpreis von Avilés in Asturien. "Die Wahrheit ist: Wir sind mächtig glücklich über den Erfolg der Altstadtgeschichten", sagt Bartomeu Seguí. Der Träger des Nationalen Comic-Preises 2009, eine Art spanischer Nobelpreis für Zeichner, hat die Erzählungen und Texte von Beltrán in Farben gegossen. Es sind vor allem dunkle, gedeckte Farben, viele Grau- und Braun-Töne, ganz so, wie sich Palmas Altstadt präsentierte, bevor der Ausländer- und Immobilien-Boom einsetzte und die heruntergekommenen Quartiere mit viel Geld und Farbe aufgehübscht wurden.

In seinem Werk lässt Beltrán, Jahrgang 1966, die Vergangenheit in Palmas Zentrum aufleben. Er erzählt aus der Perspektive eines 14-Jährigen. Es sind jene Altstadtgassen, in die sich damals Urlauber kaum hineinwagten, aus Angst vor Überfällen und Diebstählen. Allenfalls US-Matrosen der VI. Flotte suchten bei den Prostituierten etwas Abwechslung nach den Tagen auf See.

Beltrán und Seguí lassen ein Kaleidoskop entstehen an menschlichen Dramen, Gescheiterten, Drogensüchtigen, Alkoholikern. Viele Spielkameraden des Protagonisten überlebten nicht. Der Heranwachsende selbst, ein leidenschaftlicher Zeichner, wagte schließlich über sein Talent die Flucht aus dem Milieu. Palma-Kenner werden ihren Spaß an den Bildern haben. Die Ecken sind bis heute wiederzuerkennen.

Històries del barri, Gabi Beltrán und Bartomeu Seguí, Editorial Dolmen ISBN: 978-84-15201-67-0, 20 Euro. Ein Kapitel auf Spanisch ist hier einsehbar.

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