Immer noch halten viele Rockfans ihn für den größten Gitarristen überhaupt: Jimi Hendrix ist längst Kult. Am 27. November wäre er siebzig Jahre alt geworden. Patricia Sullivan, die ihn als "personal assistent" von Mike Jeffrey, der zeitweilig Manager von Jimi Hendrix war, hautnah erlebt hat, weiß: "Zu diesem Jahrestag wird bestimmt wieder besonders viel Unsinn über ihn erzählt. Es kommen ja immer wieder Verschwörungstheorien hoch, wonach es sich bei Jimis Tod um Mord oder Selbstmord gehandelt habe. Aber es waren vermutlich nur Schlaftabletten, Aufputschmittel und Alkohol im Spiel. Ich denke, er erstickte an seinem eigenen Erbrochenen."
Und sie fügt hinzu: "Jimi Hendrix starb so jung, wurde nur 27 Jahre alt. Da kommen die Spekulationen ganz von selbst." Jimi Hendrix kam 1965 zum ersten Mal nach England. Das geschah durch die Initiative von Chas Chandler, dem Bass-Gitarristen der Gruppe "Eric Burdon and The Animals" - in Erinnerung ist der Song "The house of the rising sun" - der später die künstlerische Leitung der Konzerte von Jimi Hendrix übernahm.
"Ich arbeitete bald danach für Mike Jeffreys Pop Agentur, denn ich wollte keinen ,normalen' Job. Mike Jeffrey hatte lange Haare, trug dunkle Brillengläser und Jeans, während man ansonsten in London nur im Anzug aufkreuzte. Das gefiel mir", erzählt Patricia. "Von unserem Büro in London aus agierten wir in vielen Teilen der Welt."
Auch auf Mallorca, wo Mike Jeffrey 1966/67 bereits seinen ersten Music Club gegründet hatte. Der Jaime Club lag direkt neben dem Marivent Palast. "Damals musste man unbedingt Live-Music haben", erzählt Patricia. "Unsere Stars dort waren Los Bravos. Gemäß ihrem Hit ,Black is black' war der Club schwarz angemalt."
Patricia selbst kam 1964 zum ersten Mal nach Mallorca, verbrachte einen Monat in einem kleinen Ferienclub an der Cala Mesquida; im Jahr darauf leitete sie den Club für sechs Monate.
"Mallorca war damals wunderbar", erinnert sie sich. "Es gab wenig Arbeit und gute Bezahlung. Und ich lernte interessante Leute kennen, wie etwa Kevin Ayers und die Graves-Familie. Der Amerikaner Ricky Lash interviewte für seine kleine Radio-Station die großen und kleinen Berühmtheiten."
1968 eröffnete Mike Jeffreys den Sergeant Pepper Club: "Das war die erste Disco im Mittelmeerraum", sagt Patricia. "Die Plaça Gomila war damals total in, der Archäologe William Waldren baute den Eingang der Disco in einen Felsen. Die Ausländer der Szene kannten sich alle untereinander."
Zur Eröffnung des Clubs am 15. Juli kam Jimi Hendrix. Auf der Insel nahm man das Konzert des damals schon legendären Rockstars kaum zur Kenntnis. Es gab nur 700 Besucher.
"Er war", sagt Patricia, die Jimi Hendrix 1966 in London kennengelernt hatte, "ein ganz normaler Junge, der mit Begeisterung seine Klamotten in der Carnaby Street kaufte. Mit viel Glitzer und Schmuck und Glamour. Aber so sahen wir eigentlich alle aus. Es war die Zeit von Mary Quant, die Zeit der Samthosen und bunten Kleider. Jimi trug damals schon den Afro-Look."
Warum zerschlug Jimi so häufig bei seinen Konzerten seine Gitarre? "Das erste Mal geschah es, als seine Gitarre wirklich kaputt ging. Da hat er sie zerschmettert. Das Publikum johlte vor Vergnügen. Dann wurde das Teil der Show. Immer wurde die Gitarre, auf der er seine Konzerte spielte, vorher ausgetauscht. Wir hätten uns niemals leisten können, für jedes Konzert eine teure Gitarre zu kaufen."
War Hendrix ein zorniger junger Mann? Immerhin wurden ihm Verbindungen zu den Black Panthers nachgesagt. "Jimi war eigentlich scheu und zurückhaltend. Man muss auch die damalige Zeit berücksichtigen. Ein Schwarzer in den USA hätte sich nicht leisten können, sich wütend zu präsentieren, wenn er als Musiker Erfolg haben wollte", sagt Patricia.
Und die viel besprochenen Drogen? "Hasch in England, Gras in den USA - das war Teil der Musikszene. Wir waren davon überzeugt, das diese Drogen kreativ machen." Patricia Sullivan hat die damalige Zeit genossen: "Unsere Welt war ein bisschen hysterisch. Es gab fast immer Groupies um uns herum, männliche und weibliche. Jeder wollte uns anfassen, auch wenn wir nur ein kleiner Teil der Szene waren. Wir waren immer unterwegs, flogen 250.000 Meilen pro Jahr. Es war eine ungemein intensive Zeit."
Wie hat sie reagiert, als sie 1970 von Hendrix' Tod hörte? "Ich weiß, dass er es vorausgesehen hatte. Irgendwie. Ich kann mir eigentlich bis heute nicht vorstellen, dass Jimi noch als 50-Jähriger auf Tour gegangen wäre." Patricia Sullivan ließ sich 1973, als Mike Jeffrey bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen war, endgültig auf Mallorca nieder. Sie lebt bis heute in Puigpun-yent.