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Narcisa Hirsch und die bewegten Bilder

Der Film "Rumi" entstand zwischen 1995 und 1999. Er ist das zentrale Werk der Schau von Hirsch im Museum Es Baluard.

| Palma de Mallorca |

Zum ersten Mal werden in Spanien Werke von Narcisa Hirsch gezeigt. Das Museum Es Baluard in Palma de Mallorca eröffnet am Freitag, 11. März, im Aljub, dem alten Wasserspeicher in der Festungsmauer, eine Ausstellung mit drei grundlegenden Arbeiten für das Verständnis der Entwicklung bewegter Bilder in der Kunst.

Narcisa Hirsch stammt aus Berlin. Dort wurde sie 1928 geboren. Ihr künstlerisches Werk schuf sie jedoch hauptsächlich in Argentinien.

Mit Experimentalfilmen werden die Möglichkeiten bewegter Bilder ausgelotet. Und Hirsch, die auch noch mit 88 Jahren tätig ist, kann sich auf die Fahnen schreiben, auf diesem Gebiet Pionierin gewesen zu sein, vor allem im Südamerika der 60er und 70er Jahre.

Neben Filmen schuf sie Installationen und Objekte, eignete sich mit Performances, Graffiti und urbaner Kunst den öffentlichen Raum an - etwa indem sie Texte auf Mauern sprühte. Allerdings verstand sie sich nur am Rande als subversive Künstlerin, trotz ihrer Zusammenarbeit mit gleichgesinnten Künstlergruppen. Umgekehrt teilte sie feministische Sichtweisen und Forderungen.

Hirschs größte filmische Produktion korrespondiert mit der Zeit der letzten Militärdiktatur in Argentinien (1976-1983) unter Jorge Rafael Videla und seinem Nachfolger Leopoldo Galtieri. Zunächst arbeitete die Künstlerin mit Formaten Super-8 und 16-mm, später arbeitete sie mit der Video-Kamera und weitete ihr Schaffen auch auf Videoinstallationen aus.

Gemeinsam ist diesen Arbeiten, dass sie den Zuschauer einbinden. Sie regen ihn dazu an, die audiovisuelle Botschaft des jeweiligen Werkes zu entschlüsseln und mit dem Auge und dem Unbewussten über das Erscheinungsbild und das technische Medium hinauszugehen.

Bei den Aufnahmen führt das Auge der Künstlerin Regie. In der subtilen Bearbeitung verweben sich Szenen und Konzepte, wodurch der Film zu dem wird, was Luis Buñuel bereits 1958 forderte: zu einem Instrument der Poesie.

Diese Art von Produktion erfordert eine neue Art des Sehens, eine Annäherung an das Zufällige im Sinne des Dadaismus sowie an die irrationalen und rätselhaften Assoziationen des Surrealismus. Für den Betrachter ist dies eine Herausforderung. Hirsch kommentierte dies einmal so: Der experimentelle Film gelte oft als rätselhaft, weil er wie die Poesie eine offene, fast naive Teilnahme des Betrachters erfordere.

Für die Schau im Es Baluard hat die Direktorin des Es Baluard und Kuratorin der Ausstellung, Nekane Aramburu, drei Schlüsselwerke gewählt: Bei "Marabunta" von 1967 handelt es sich um eine Performance zur Musik von Edgar Varese - und um eine Provokation in einem Schwellenland mit schweren politischen und sozialen Problemen. Bei dem Happening vertilgen die Darsteller Essen, das ein vier Meter großes Gipsskelett bedeckt. Aus seinem Inneren steigen mit phosphoreszierenden Farben bemalte Tauben und Sittiche auf.

"Come out" ist ein Film aus dem Jahr 1971 zu minimalistischer Musik des Komponisten Steve Reich: Während sich ein Satz unter elektronischen Verzerrungen bei einem diffusen Vordergrund ständig wiederholt, breitet sich das Bild dazu zunehmend aus. Der Satz ist die Beschreibung eines Afroamerikaners, der erzählt, wie er auf einem Polizeirevier geschlagen wurde.

Ganz anders ist der Film "Rumi", der zwischen 1995 und 1999 entstand. In ihm verschmelzen subtil Landschaften eines geträumten Orts und einer geträumten Zeit mit denen von Buenos Aires und Patagonien. Der Film basiert auf der bildlichen Interpretation von Texten des mittelalterlichen Sufi-Mystikers und Dichters Rumi. Er stellt eine subjektive Reflexion über Liebe, Erotik, Erleuchtung der Seele, über das Alltägliche und die innere Entwicklung dar.

Dieser Film ist das zentrale Werk der Ausstellung. Folgt man Museumsdirektorin Aramburu, dann ist "Rumi" fundamental, um die politische und poetische Geste von Hirsch zu verstehen.

Dieser Film gibt einer Erzählung Raum, die sich einmal mehr als Rätsel präsentiert. Umso besser ist es, sich an diesen Rat der Künstlerin zu halten: "Man muss nichts verstehen, sondern sich mit den Bildern und dem Klang gehen lassen. Das ist schon alles."

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