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Kunst an der Strandpromenade

Die massiven Arbeiten von Pedro Flores sind für die Urlauber beliebte Fotomotive. | Patricia Lozano

| Cala Millor, Son Servera, Mallorca |

Der Weg zur Plaça Eureka für durch einen Triumphbogen. Drei Meter achtzig ist er hoch, die Säulen sind aus Eisen, die Attika ist aus Stein. Ein Tourist in kurzen Hosen und Badelatschen schlendert hindurch, klopft einmal gegen das Metall und zieht zufrieden von dannen.

Mit dem Triumphbogen beginnt eine Ausstellung von Pedro Flores. 15 Skulpturen hat der Künstler aus Son Servera mitten auf der Meerespromenade von Cala Millor und Cala Bona aufgestellt.

Was er in seinem Atelier auch in klein kann, macht er im öffentlichen Raum groß und schwer. Zum Beispiel dort, wo das Ende des Carrer de Pula mit der Promenade einen kleinen Platz bildet. Vier Meter lang ist eine Badelatsche auf dem Rasen, deren Sohlen aus einer abgesprengten Felsplatte und geschwungenen Eisenbändern besteht. Und sechs Tonnen wiegt die zweieinhalb Meter hohe, halb geöffnete Eingangstür mit Eisenrahmen und einer massiven Felsplatte als Türblatt.

"30 Jahre zwischen Steinen und Eisen", verweist der Titel denn auch auf die Materialien, mit denen Flores bereits 1986 arbeitete, als er seine erste Einzelausstellung in der Caixa de Pensions in Son Servera hatte. Materialien, aus denen die überdimensionalen Koffer und Handtaschen waren, die vor fünf Jahren im Flughafen von Palma standen und mit denen Flores ein Lächeln provozierte, aber auch zum Nachdenken anregte, wie viele Tonnen Plunder jährlich für den privaten Gebrauch durch die Lüfte befördert werden.

In Cala Millor richtet der Künstler das Augenmerk auf die "Espais d'intimidad", was am besten mit "Räume der Intimsphäre" wiederzugeben ist. Da ist ein beidseitig besitzbares Sofa mit Lehne in der Mitte, wie es in vergangenen Zeiten zum Anbandeln benutzt wurde. Oder ein Steinbett, dessen Decke zwar aus störrischem Eisen ist, aber elegant übergeworfen zu sein scheint. "Zimmer" heißt eine Skulptur aus geschwungenem Metall, das einen leeren Raum bildet, mit zwei Fenstern in der Wand, die den Blick aufs blaue Meer freigeben. Oder der Tisch, an dessen Kopfenden zwei menschliche Körper sitzen, jeder an seinem schon immer angestammten Platz, vielleicht sogar mit den stets gleichen Unterhaltungen.

All diese häuslichen Gegenstände am Meeresboulevard, zumal in ihrer Beschaffenheit und Größe, rufen Überraschung und Verwunderung hervor. Das ist ganz im Sinne des Künstlers. "Der Mensch ist ein Gewohnheitstier", sagt Flores. "Der Stammplatz auf dem Sofa, am Esstisch oder in der Bar gibt ihm Sicherheit. Was sich dagegen ständig ändert und nicht kontrollierbar ist, macht ihn unsicher." Deshalb liebt es Flores, mit Alltäglichem zu spielen, scheinbar bekannten Dingen eine unerwartete Wendung zu geben. Sein Anspruch ist, dies mit möglichst wenigen Mitteln zu tun: "Ich bin Minimalist und versuche, mit wenig viel zu sagen."

Und das Viele ist durchaus zweideutig. Im öffentlichen Raum wirkt das Private seiner Intimsphäre beraubt. Zugleich entstehen unerwartet, quasi unbemerkt intime Räume, gerade dann, wenn ein Passant an die Säule des Triumphbogens klopft, als sei er völlig unbeobachtet. Oder wenn Besucher das Öffentliche in Besitz nehmen, sich in ein gigantisches Fenster setzen, um für ein privates Foto zu posieren.

Diese Ausstellung hatte Flores ursprünglich für Palma vorgesehen. Die Arbeiten sollten auf dem Paseo del Born, der Rambla und der Vía Roma stehen. So habe er es mit zwei Jahren Vorlauf dem damaligen Kulturdezernenten und Vizepräsidenten des Inselrats von Mallorca unterbreitet, erzählt Flores. Der habe sich sehr begeistert gezeigt, doch als die Arbeiten fertiggestellt waren, habe angeblich niemand etwas davon gewusst.

Der düpierte Künstler bot seine Skulpturen daraufhin der Gemeinde Son Servera für ihren Küstenort Cala Millor an. Dort werden sie nun bis April 2017 stehen.

(aus MM 34/2016)

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