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Mallorcas Chefdirigent nimmt Abschied: Beim Festival von Pollença tritt er ein letztes Mal auf

Joan Company, der Chefdirigent, im MM-Interview | Clara Ferrer

| Pollença, Mallorca |

Mallorca Magazin: Herr Company, 46 Jahre Universitätschor der Balearen, das ist keine Etappe, sondern eine lange musikalische Ehe, die nun zu Ende geht.

Joan Company: Eine Ehe, aus der viele Kinder hervorgegangen sind, die acht Filialchöre des Universitätschors. Das ist eine große Familie.

MM: Mit welchen Gefühlen werden Sie diesen Samstag, 12. August, beim Festival Pollença beim Abschiedskonzert mit dem Universitätschor auftreten?

Company: In diesem Konzert stecken viele sentimentale und musikalische Faktoren. Zum einen ist dies mein letztes Konzert als Chefdirigent des Universitätschors der Balearen, den ich 46 Jahre lang geleitet habe. Ein weiterer besonderer Aspekt ist, dass wir dies zusammen mit dem Sinfonieorchester der Balearen tun, mit dem der Chor seit mehr als 30 Jahren unzählige Male und in allen Spielzeiten des Orchesters zusammengearbeitet hat.

MM: Nach welchen Kriterien haben Sie Ihr Abschiedsprogramm zusammengestellt?

Company: Es ist ein chorsinfonisches Programm mit Autoren, mit denen wir besonders gearbeitet haben. Zum Beispiel Bach. Wir sind einer der wenigen Chöre Spaniens, die alle drei Passionen von ihm aufgeführt haben, die Matthäus-Passion, die Johannes-Passion und die Markus-Passion. Außerdem haben wir die große h-Moll-Messe gemacht und des Weiteren Oratorien und Kantaten aus dem großen Repertoire des Komponisten. Wir machen auch Brahms, dessen „Deutsches Requiem” wir im Auditorium von Palma und in der Kathedrale aufgeführt haben. Von Beethoven, von dem wir viele Male die neunte Sinfonie und die Chorfantasie gemacht haben, führen wir „Meeresstille und glückliche Fahrt” auf. Diese Vertonung zweier Gedichte von Goethe habe ich gewählt, weil wir während der ganzen 46 Jahre eine stille See hatten und ich vor allem dem Chor weiterhin eine lange, glückliche Fahrt wünsche, wie ich sie mit ihm die vergangenen 46 Jahre hatte.

MM: Sie sind der Gründer des Universitätschors und haben ihn fast ein halbes Jahrhundert geleitet. Und jetzt?

Company: Gute Frage! Ich bin der Vater dieses Geschöpfs, aber eines Tages kommt eben der Moment des Abschieds. Ich hoffe, dass ich die Schritte des Chors weiter verfolgen kann, und werde immer, wenn man mich darum bittet, zur Verfügung stehen und ihn unterstützen. Es ist eine große Freude und Befriedigung, den Chor und die Filialchöre gegründet zu haben. Alles, was wir für die Musik Mallorcas und der Inseln, was wir in Spanien, in Europa und sogar in Amerika getan haben, erfüllt mich mit großer Zufriedenheit und Stolz. Etwas anderes ist es, sich nun zu lösen und dieses wunderbare Geschöpf loszulassen.

MM: Wird man Sie künftig noch als Gastdirigent mit dem Universitätschor erleben?

Company: Das kann gut sein. Die neue Leiterin ist Núria Cunillera. Sie ist Katalanin, hat 20 Jahre in Deutschland gelebt und konzentriert sich jetzt auf Palma. Sie hat mich gebeten, dass ich bei ihrem ersten Konzert, bei dem sie sich als neue Chorleiterin vorstellt, einige Werke dirigiere.

MM: Wie hat der Universitätschor die musikalische Landschaft Mallorcas geprägt?

Company: Ich glaube, in aller Bescheidenheit sagen zu können, dass der Chor in diesen 46 Jahren viel zur Musik auf Mallorca und den anderen Baleareninseln beigetragen hat. Bedenken Sie, dass mehr als 100 Sänger, die den Chor durchlaufen haben, heute Leiter anderer Chöre für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren sind oder waren, auch von Kantoreien oder sogar von Orchestern. Der Universitätschor hat zudem viele Werke von Autoren von Mallorca und von außerhalb uraufgeführt und altes musikalisches Kulturgut ausgegraben. Wichtig ist für mich auch, dass der Universitätschor zum Chor des Sinfonieorchesters der Balearen geworden ist.

MM: Wie schafft man einen Chor von solchem Niveau?

Company: Grundlegend sind für mich Arbeit, Selbstkritik, Bescheidenheit und das Streben, immer besser zu werden, denn sonst gibt es kein musikalisches Wachstum. Ich glaube, das Wichtige ist, dass der Chor jungen Leuten die Möglichkeit bietet, ohne jegliche religiöse Bindung a-capella Musik zu singen, wenngleich wir viel geistliche Musik gemacht haben. Und ich hatte ein sehr gutes Team von Mitarbeitern und Leitern der Filialchöre. Wichtig ist auch, dass Sänger 20, 30 oder sogar 40 Jahre im Chor gesungen haben. Das bedeutet, dass sie sich sehr wohlgefühlt haben.

MM: Was werden Sie jetzt tun?

Company: Seit einem Jahr bin ich Chorleiter der Kathedrale in Palma, der Seu. Das bedeutet, dass ich einen Platz habe, wo ich weiterhin Musik mache. Ich hatte ja 24 Jahre lang auch den Chor des Sinfonieorchesters von Galicien geleitet, den ich im vergangenen Jahr verließ, denn das waren viele Konzerte und viele Reisen. Es gab schon seit vielen Jahren den Wunsch, dass ich an die Kathedrale komme. Aber mit dem Chor des Sinfonieorchesters in Galicien und dem Universitätschor der Balearen konnte ich mich nicht binden. Jetzt freue ich mich, in der Kathedrale zu sein und musikalische Kulturgüter aus ihrem Archiv bergen zu können. Es haben sich auch eine Menge Projekte auf der spanischen Halbinsel ergeben, nachdem bekannt wurde, dass ich in den Ruhestand gehe.

Das Interview führte Martin Breuninger

„Ich wünsche dem Chor weiterhin eine glückliche, lange Fahrt”

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