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Zutaten eines Weltkulturerbes

Inselpersönlichkeiten präsentieren Unesco-Buch über mallorquinische Lebensmittel

Die Mittelmeerdiät ist ein Wahrzeichen Mallorcas. Foto: UH

| Palma de Mallorca |

Die Unesco hat ein Herz für gesunde Ernährung und insbesondere für Mallorca. Der Beweis ist ein außergewöhnlicher Bildband, den die UN-Organisation für Wissenschaft, Kultur und Erziehung jetzt in Palma präsentiert hat. In dem Werk unter dem Titel "Estrellas de la dieta mediterránea" (Stars der Mittelmeerdiät) geht es um 85 lokal auf der Insel produzierte Lebensmittel, die in Südeuropa als klassische Ernährungsbestandteile gelten. Damit wiederum definieren sie ein seit 2010 von der Unesco offiziell anerkanntes immaterielles Kulturerbe, das gemeinsam von Spanien, Griechenland, Italien, Marokko, Zypern und Portugal beantragt wurde.

"Südfrankreich würde eigentlich auch dazugehören, aber dort legt man Wert auf die eigene Definitionshoheit über die französische Küche", so Angel Morcillas González vom Unesco-Schulnetzwerk bei einer Pressekonferenz in Palma. Zusammen mit vielen Mitstreitern will er spanienweit eine gesunde Ernährung propagieren, wozu auch das aktuelle Buchprojekt beitragen soll. Auf Mallorca sind es bekannte Persönlichkeiten aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft, die jeweils für ein mediterranes Lebensmittel Pate stehen und sich damit in origineller Pose von Fotograf Oscar Pipkin ablichten ließen. So präsentiert sich Taekwondo-Olympionikin Brigit Yagüe mit Ramellet-Tomaten, Radsport-Legende Guillermo Timoner mit Granatäpfeln, Turnerin Elena Gómez mit einem Bündel Petersilie und Grup Serra-Verleger Pere A. Serra mit Zitronen.

Mit von der Partie sind aber auch der ehemalige Sternekoch Koldo Royo, Pilar Carbonell vom Gastro-Verband Restauració CAEB, Sängerin Victoria Maldi, Uni-Dozent Camilo José Cela Conde oder Künstler Joan Bennàssar. Allen gemein ist neben dem sozialen Engagement auch das Interesse an Ernährungsfragen. Mit ihrer Hilfe ist es der Autorin und Medizinerin Joima Panisello gelungen, aus ärztlicher Sicht das lebendige Porträt einer zeitgemäßen mediterranen Diät zu zeichnen.

Frisches Obst und Gemüse in allen Variationen, viel Fisch bei weitgehendem Verzicht auf rotes Fleisch, kaltgepresstes Olivenöl der Qualität Virgen Extra und sogar ein Glas Rotwein am Tag - so die Kette der Nahrungsmittel, die mit Nährwertangaben, kulturgeografischen Hintergründen, einem praktischen Register und einem umfassenden Erntekalender beschrieben werden. "Das ist eine Liste, die es so noch nicht gegeben hat", so Luis Ramallo von der spanischen Unesco-Kommission bei der Präsentation in den Räumen der balearischen Ärztekammer.

Deren Präsident Luis Ramallo weist darauf hin, dass die Mittelmeerdiät nicht nur den Status eines immateriellen Kulturerbes genießt, sondern seit Kurzem auch höchste wissenschaftliche Anerkennung. In einer Langzeitstudie mit 7500 Teilnehmern aus Risikogruppen im Altern zwischen 55 und 80 Jahren sei festgestellt worden, dass die Herzinfarktrate in Südeuropa viermal niedriger ist als etwa in Deutschland oder den USA. Mit einer Kombination aus Olivenöl und Schalenfrüchten sinke das Risiko sogar noch weiter, so Bennàssar. Im Buch werden wissenschaftlich fundiert zudem Auswirkungen auf Diabetes, Bluthochdruck und sogar Brustkrebs besprochen.

Nur indirekt in die Liste hat es deswegen die fetthaltige Sobrassada-Wurst geschafft, und zwar über die hiesige Paprikapulver-Variante "Pimentón de Tap de Cortí", die als ausgesprochen gesund gilt. "Die Sobrassada hat auch ihre dunkle Seite", meint Bennàssar. Ihre negative Wirkung auf den Cholesterinspiegel werde aber zumindest teilweise durch das heimische Paprikapulver kompensiert, da es eine ausgesprochen hohe Konzentration an Antioxidantien, Vitaminen und Mineralstoffen aufweise und zudem als lokale Variante zertifiziert sei.

(aus MM 50/2014)

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