Für Mallorcas Spitzenköche ist es wohl die spannendste Woche des Jahres: An diesem Mittwoch werden in Spanien die Michelin-Sterne für das Jahr 2017 vergeben. Die begehrte Auszeichnung im roten Reiseführer des französischen Reifenherstellers ähnelt optisch zwar eher einem Blümchen, kann aber über das Wohl und Wehe ganzer Karrieren entscheiden.
Dabei könnte die Latte kaum höher liegen als in diesem Jahr, denn mit insgesamt sieben Sternelokalen befindet sich die hiesige Gastronomie auf einem nie gekannten Niveau. Fernando Pérez Arellano vom Restaurant Zaranda im Hotel Castell Son Claret bei Capdellà im Südwesten der Insel führt als Einziger in der Riege zwei Sterne und kann damit an die Erfolge von Gerhard Schwaiger anknüpfen, der vor einigen Jahren dem Guide Michelin freiwillig Adieu gesagt hatte und an seinem neuen Standort in Palma mittlerweile mit einem etwas zwangloseren Konzept arbeitet.
Ganz so entspannt dürfte es bei Pérez Arellano in diesen Tagen nicht zugehen. Schließlich hatte sich der derzeit beste Inselkoch nach eigenen Worten stark unter Druck gesetzt, um 2015 endlich den zweiten Stern zu erreichen. Der dritte ist sein erklärtes Ziel, doch dass es schon dieses Mal so weit sein könnte, bezweifeln Beobachter. In der Vergangenheit scheute der konservative Verlag vor zwei Sprüngen in zwei aufeinanderfolgenden Ausgaben jedenfalls eher zurück.
Andererseits haben Sterneinhaber meist gute Chancen, ihre Auszeichnung zu behalten, da für jegliche Änderung Einstimmigkeit in der Redaktion erforderlich ist. Tomeu Caldentey (Bou, Protur Sa Coma Playa Hotel & Spa), Andreu Genestra (Landhotel Predi Son Jaumell bei Capdepera), Rafael Sánchez (Es Fum im Mardavall-Hotel Costa d'en Blanes), Macarena de Castro (Jardín, Port d'Alcúdia) und der umtriebige Brite Marc Fosh vom Simply Fosh in Palma dürfen also darauf hoffen, dass ihr Status einmal mehr bestätigt wird.
Das gilt auch für Josef Sauerschell vom deutsch-mallorquinischen Familienrestaurant Racó d'es Teix in Deià. Der 61-jährige Franke hält seinen Stern ununterbrochen seit 2002 und ist somit der Doyen unter Mallorcas Sterneköchen.
Manche versprechen sich von der neuen Michelin-Ausgabe sogar einen Sterneregen. Aus Paris sickerte jedenfalls durch, dass Spanien wohl großzügiger bedacht wird, als das bisher der Fall war. Ein neues Drei-Sterne-Restaurant sowie etliche zusätzliche Zwei-Sterne-Lokale soll es auf jeden Fall geben, heißt es.
Zu hören ist auch, dass viele erstmals den Sprung in die Michelin-Riege schaffen könnten, da die spanische Küche international immer mehr an Ansehen gewinnt und langsam zur französischen aufschließen kann. Besonders spannend ist an der durchgesickerten Nachricht übrigens die Tatsache, dass der Fokus der neuen Ausgabe nicht mehr nur auf Madrid, Barcelona und San Sebastián liegen soll, sondern verstärkt auch auf anderen Regionen.
Gute Aussichten also auch für die Balearen? Anwärter gibt es durchaus. Etwa Benet Viçens vom Bens d'Avall (Sóller), der immer wieder als Hoffnungsträger galt, bei manchen aber schon abgeschrieben ist. Oder Santi Taura, dessen Konzept mit festem Tagesmenü allerdings nicht so recht ins Michelin-Schema passen will.
Als Kandidat genannt wird darüber hinaus Peter Himbert vom Molí d'es Torrent in Santa Maria, der konstant auf hohem Niveau kocht. Ein Gourmet-Konzept verfolgt auch Javier Soriano im Restaurant Cap Roig (Jumeirah-Hotel Port de Sóller). Experte Frank Maruccia von der lokalen Gourmet-Vereinigung "Club de Vino 953" tippt hingegen auf Irene Gutierrez vom Sumaq in Santa Catalina, auf Marga Coll vom Miceli in Selva sowie auf Maria Solivellas (Ca na Toneta, Caimari).
(aus MM 47/2016)