Was wäre ein Sommer auf Mallorca ohne Erfrischung aus der Eisdiele? Gerade in der Inselhauptstadt Palma, in der man die Läden vor Jahren noch an einer Hand abzählen konnte, sprießen die Verkaufsstellen in jüngster Zeit aus dem Boden. "Die Nachfrage steigt. Inselweit haben wir mittlerweile 24 Standorte, teils in Eigenregie, aber auch als Franchise-Ableger oder im Shop-in-Shop-System", sagt der Deutsch-Spanier Carlos Enriquez Sánchez von Iceberg Gelats. Seinen Worten zufolge sind in den heißesten Wochen des Jahres vor allem frische Sorten gefragt. Reißenden Absatz findet insbesondere sein Sorbet mit Sóller-Orangen, Minze und Kardamom, das bei der letzten "Gelato World Tour" auf dem ersten Platz gelandet war und auf Mallorca seitdem eine Art Dauerbrenner ist.
Ganz ähnlich die Erfahrungen bei Franz Kraus von Fet a Sóller, der mit seiner Eismarke "Gelats Sóller" ebenfalls die sommerlich-leichten Varianten bevorzugt: "Unser Starprodukt ist das Zitronensorbet mit Früchten aus Sóller und frisch geernteter Minze." Schon seit 25 Jahren ist man besonders auf Zitrusfrüchte spezialisiert. Es gibt etwa zehn verschiedene Varianten, darunter auch ausgefallenere wie Mandarine. "Bei vielen wird der Geschmack aber schon in der Kindheit geprägt und ändert sich später nicht mehr. In diesem Fall empfehle ich Vanille mit echten Schoten oder das Schoko-Eis, das wir aus echter Schokolade herstellen", so Kraus.
Was beim internationalen Publikum schon länger en vogue ist, hat unterdessen jetzt auch den etwas konservativeren spanischen Markt erreicht. "Die Neuheit des Jahres sind Sorten ohne Gluten und Laktose", meint Chiqui Calzado von Helados Jop in Campos. Das Unternehmen arbeitet zum Teil handwerklich-traditionell, versorgt aber auch im größeren Stil die Inselgastronomie mit Nachschub.
In die gleiche Kerbe haut Carlos Enríquez Sánchez von Iceberg, der inzwischen sogar veganes Milcheis im Angebot hat. Wie das geht? Zum Beispiel mit Mandelmilch oder Kokosmilch. Nur für den Fall, dass Gegner der Kuhmilch einmal etwas anderes im Sinn haben sollten als das ewige Sorbet. Bio-Qualität und eine hochwertige Qualität mit Milch und Sahne statt Kokosfett oder Palmöl lässt man sich bei Iceberg mit Clean Labels bescheinigen. Zudem würden die Molkereiprodukte im Sinn einer Null-Kilometer-Philosophie lokal im Raum Campos bezogen, der als einzige Region der Insel für seine vielen Kuhweiden bekannt ist. "Es ist nicht das Gleiche, ob ich ein billiges Fett für 60 Cent pro Liter einsetze oder frische Sahne für drei Euro. Das sollte man sich unbedingt vor Augen halten", rät der Eismacher, der bei manchen deutschen Gästen eine starke Preissensibilität ausgemacht hat, auch wenn die Kugel in Städten wie München oder Berlin wie vielfach auf Mallorca mittlerweile ebenfalls ab 1,60 Euro aufwärts koste.
Neben der Qualität ist es auch die Kreativität, die solche Preise rechtfertigt: "Jeden Monat bringen wir ein neues Eis in den Verkauf. Im Juli ist es die Sorte Karotte", sagt Luca Iannini von Iannini Gelati in Cala Major, wo der Kleinbetrieb seit drei Jahren großen Anklang findet. Pfiffige Ideen wie ein Piña-Colada-Eis findet man zum Beispiel auch bei Ice Eis Daddy am Boulevard von Peguera.
Auf bodenständige Arbeit ohne laufende Innovationen setzt man hingegen in Palmas Traditions-café Can Joan de S'Aigo. "Bei uns gehen schon seit Jahren die Sorten Erdbeere, Aprikose, Haselnuss und Mandel am besten", erklärt Eismacher Francisco Seguí. Für entscheidend bei der Herstellung hält er den konsequenten Verzicht auf Pulverzubereitungen und Konservierungsstoffe.
Ernährungsbewusste sollten sich übrigens darüber im Klaren sein, dass eine kleine Kugel Eis etwa 150 Kalorien enthält, beim milchfreien Sorbet sind es rund 100.
(aus MM 30/2017)