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„Die Leute wollen wieder Frucht im Mallorca-Wein”

Patrick Paulen von Tianna Negre. | mic

| Binissalem, Mallorca |

Glaubt man den Weinexperten auf Mallorca, wird der 2018er ein überdurchschnittlicher Jahrgang. "Der viele Regen im Frühling hat sehr gut getan", sagt Patrick Paulen von der Bodega Tianna Negre in Binissalem. Zweischneidig seien hingegen die intensiven August-Regenfälle, so der Sommelier aus dem Elsass, der viele Jahre seines Berufslebens im ehemaligen Restaurant Tristán in Puerto Portals verbracht hat.

Einerseits könnten die Pflanzen die Feuchtigkeit natürlich gut gebrauchen, andererseits würden die Trauben dadurch auch an Größe und Volumen zulegen, was möglicherweise zu Lasten des Zuckergehalts gehen könnte. Trotz örtlichen Starkniederschlägen mit bis zu 45 Litern Regen auf den Quadratmeter in Binissalem und 20 Litern in Consell habe es in den betroffenen Weinbergen jedoch keine größeren Ernteschäden gegeben.

Inzwischen stehtdie Weinlese bei den Winzern der Insel kurz vor dem Abschluss. "Das Jahr ist ein bisschen verrückt. Wir mussten dieses Mal mit dem Sauvignon Blanc anfangen, die frühen Sorten Muskat und Chardonnay waren etwas später dran als üblich", meint Patrick Paulen. Weiter ging es mit der einheimischen Weißweinsorte Giró Ros, sowie mit Merlot und Syrah, Mantonegro und Premsal Blanc. Den Abschluss machen normalerweise die mallorquinische Callet-Rebe sowie Cabernet Sauvignon.

Wie steht es mit den aktuellen Trends unter Trinkern von Inselweinen? Patrick Paulen schwört auf den Fachbegriff "Typizität", also auf autochthone Sorten mit inseltypischem Geschmack. Goldgelb im Glas, eine komplexe Nase mit Gewürzen und Trockenfrüchten, am Gaumen Töne von Honig und Safran, so die Charakteristik des Tianna Blanc 2016, der zu hundert Prozent aus der einheimischen Giró Ros gekeltert wird und zum Fisch-Hauptgang eines Menüs passt – vorausgesetzt, man lässt ihn vor dem Servieren etwa zwei Stunden lang atmen. Tianna Negre gilt als Pionier bei der Wiederanerkennung der traditionellen Sorte vor einigen Jahren.

"Chardonnay ist out, Sauvignon Blanc ist in", beschreibt Paulen eine internationale Mode, die den Bedingungen auf Mallorca leider etwas zuwider laufe: "Sauvignon ist keine mediterrane Sorte, dafür ist es hier einfach zu heiß. Das funktioniert in den Inselweinen eher als Verschnitt", so die Einschätzung von Paulen.

Generell hat er auch wahrgenommen, dass alkoholärmere Rotweine immer besser ankommen. "Die Leute wollen wieder Frucht. Es müssen nicht immer wuchtige schwere Rotweine voller Tannine sein", glaubt Paulen. "Willst du den Wein oder das Fass schmecken", frage er gelegentlich bei Verkostungen. Wer diese Philosophie teilt, dem empfiehlt er zum Beispiel den Tianna Negre T1 (100 % Callet, 11,5 % Alkohol) oder den Tianna Negre T2 (100 Prozent Mantonegro). In beiden Fällen handelt es sich um Inseltrauben mit spezieller Struktur und Farbe.

An internationalen Winzerkollegen, die in den letzten Jahren verstärkt auf Mallorca Fuß gefasst haben, kritisiert Patrick Paulen vor allem, dass einige den einheimischen Rebsorten zu wenig Augenmerk widmen. "Aber es gibt sicher eine Handvoll Bodegas in ausländischer Hand, die ihren Job gut und professionell machen", so Paulen. Vertreten sind unter den rund 70 Weingütern auf Mallorca neben vielen Deutschen unter anderem auch Schweizer und Franzosen. Die Skandinavier scheinen unterdessen noch nicht auf das Thema aufgesprungen zu sein. Ohnehin warnt Paulen: "Nicht jeder Finca-Garten eignet sich als Weinberg. Man braucht professionelle Begleitung und einen guten Önologen."

(aus MM 35/2018)

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